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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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und ein Gefühl des Zuhauseseins – es war, so argwöhnte Bishop, für alle Menschen alles und das, was man daraus zu machen wünschte. Ein Ort schierer Zauberei, der einen von der Welt und ihren Vordergründigkeiten trennte, und dies mit einer Fröhlichkeit tat, die keineswegs zerbrechlich war, und einer Sentimentalität, die kurz vor dem Punkt haltmachte, wo sie kitschig wurde, ein Ort, der ein Gefühl des Wohlbehagens ausstrahlte, und eines der eigenen Wichtigkeit, das allein schon davon bestimmt wurde, weil man ein Teil eines solchen Ortes war.
    Es gab keinen solchen Ort auf der Erde, es konnte ihn nicht geben, denn Bishop argwöhnte, daß in diesen Bau etwas eingegangen war, das weit über menschliches Planen hinausging, weit über menschliches architektonisches Geschick. Man schritt verzaubert dahin, man sprach wie verzaubert und man fühlte, wie das Funkeln und das Leuchten dieses Ortes im eigenen Bewußtsein lebte.
    »Es packt einen«, sagte Monty. »Ich sehe mir immer die Gesichter der Neuen an, wenn sie zum erstenmal hier stehen.«
    »Nach einer Weile läßt es nach«, sagte Bishop und glaubte es nicht.
    Monty schüttelte den Kopf. »Mein Freund, es läßt nicht nach. Es überrascht einen nicht mehr so sehr, aber es bleibt die ganze Zeit bei einem. So lange lebt kein Mensch, daß ein Ort wie dieser schal und alltäglich werden könnte.«
    Er hatte sein Dinner im Speisesaal eingenommen, einem Saal, der alt und würdevoll war, antik und aus einer anderen Welt stammend, und erfüllt von einer atemlosen Zehenspitzenatmosphäre, mit kimonianischen Kellnern, die dicht hinter einem bereitstanden, bereit, ein bestimmtes Gericht oder eine Weinlage zu empfehlen.
    Monty trank Kaffee zum Essen, und ein paar Leute waren vorbeigekommen und einen Augenblick stehengeblieben, hatten ihn willkommen geheißen und über die Erde ausgefragt. Alle hatten sie gekünstelte Gleichgültigkeit an den Tag gelegt, aber einen Hunger in den Augen, der ihre Gleichgültigkeit Lügen strafte.
    »Die wollen, daß Sie sich zuhause fühlen«, sagte Monty, »und die empfinden das auch genauso. Die freuen sich, wenn ein Neuer kommt.«
    Er fühlte sich zuhause – mehr als er sich bisher in seinem Leben zuhause gefühlt hatte, so als fange er bereits an, sich einzufügen. Er hatte nicht damit gerechnet, sich so schnell einzufügen, und er staunte ein wenig darüber – denn hier waren all die Leute, mit denen beisammen zu sein er sich erträumt hatte, und jetzt endlich war er mit ihnen beisammen. Man konnte die Anziehungskraft spüren, die von ihnen ausging, die persönliche Anziehungskraft, die sie groß gemacht hatte, groß genug, um Kimons würdig zu sein. Und während er sie ansah, fragte er sich, welche von ihnen er kennenlernen, welche seine Freunde sein würden.
    Er war erleichtert, als er feststellte, daß man von ihm nicht erwartete, sein Essen oder seine Getränke zu bezahlen, daß er einfach nur einen Zettel abzeichnen mußte. Als ihm das klargeworden war, schien alles wieder freundlicher, denn das Dinner selbst hätte ein beträchtliches Loch in die Zwanzig gerissen, die in seiner Tasche nisteten.
    Als das Essen vorbei war und Monty sich irgendwo unter die Menge gemischt hatte, fand er sich an der Bar auf einem Hocker sitzend und sich an einem Drink festhaltend, den der kimonianische Barkeeper ihm als etwas ganz Besonderes empfohlen hatte.
    Das Mädchen kam aus dem Nichts, schwebte auf den Hocker neben ihm und sagte: »Was trinken Sie da, Freund?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Bishop. Er deutete mit dem Daumen auf den Mann hinter der Bar. »Sagen Sie ihm doch, daß er Ihnen einen machen soll.«
    Das hörte der Barkeeper und machte sich mit den Flaschen und dem Mixbecher zu schaffen.
    »Sie sind frisch von der Erde«, sagte das Mädchen.
    »Frisch ist richtig«, sagte Bishop.
    »Das ist nicht so schlimm«, sagte sie. »Das heißt, wenn Sie nicht darüber nachdenken.«
    »Ich werde nicht darüber nachdenken«, versprach Bishop. »Ich werde an gar nichts denken.«
    »Natürlich gewöhnt man sich daran«, sagte sie. »Nach einer Weile macht einem diese leichte Amüsiertheit nichts mehr aus. Man denkt dann, zum Teufel, laß sie doch lachen so viel sie wollen, so lange es mir gutgeht. Aber dann kommt der Tag…«
    »Wovon sprechen Sie?« fragte Bishop. »Hier ist Ihr Drink. Nehmen Sie einen Schluck und…«
    »Der Tag wird kommen, wenn wir für sie alt sind und sie nicht länger amüsieren. Wenn wir passé sind. Wir können uns nicht die

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