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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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der Schrank.
    »Ja, bitte«, sagte Bishop.
    »Art?«
    »Art? Oh, ich verstehe. Etwas Fröhliches, aber vielleicht auch ein bißchen Traurigkeit. Wie die blaue Dämmerungsstunde, die sich über Paris legt. Wer hat diesen Satz geprägt? Einer der alten Schriftsteller. Fitzgerald. Ja, sicher war es Fitzgerald.«
    Und die Musik erzählte von der blauen Stunde, die sich über jene Stadt auf der fernen Erde hinwegstahl, und da war die weiche Aprilstimmung und mädchenhaftes Gelächter in der Ferne und der Glanz des Pflasters im Regen.
    »Wünschen Sie noch etwas, Sir?« fragte der Schrank.
    »Im Augenblick nichts.«
    »Sehr wohl, Sir. Sie haben eine Stunde Zeit, um sich zum Dinner anzukleiden.«
    Bishop verließ den Raum und nippte dabei an seinem Drink – und an dem Drink war etwas ganz Besonderes.
    Er ging ins Schlafzimmer und erprobte das Bett, und es war zufriedenstellend weich. Er untersuchte den Kleiderschrank und den vom Boden bis zur Decke reichenden Spiegel und warf einen Blick ins Badezimmer und sah, daß es dort einen automatischen Rasierapparat und ein Massagegerät gab, eine Dusche und eine Badewanne und eine Trainingsmaschine und eine Anzahl anderer Geräte, deren Zweck er nicht erriet.
    Und der dritte Raum.
    Gemessen an den zwei anderen wirkte er fast kahl. In seiner Mitte stand ein Sessel mit breiten, kräftigen Armlehnen, und auf jeder der Armlehnen waren viele Reihen von Knöpfen.
    Er ging vorsichtig auf den Stuhl zu und fragte sich, was das wohl sein mochte – was für eine Art Falle das war. Obwohl das natürlich unsinnig war. Auf Kimon gab es keine Fallen. Dies war Kimon, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo jemand sich ein Vermögen schaffen und im Luxus leben konnte und inmitten einer Intelligenz und einer Kultur sein Leben führen konnte, die in der ganzen Galaxis nicht ihresgleichen hatten.
    Er beugte sich über die breiten Armlehnen des Stuhls und sah, daß unter jedem der Knöpfe etwas stand. Da waren ›Geschichte‹, ›Dichtkunst‹, ›Skulptur‹, ›Literatur‹, ›Astronomie‹, ›Philosophie‹, ›Physik‹, ›Religionen‹ und viele andere Dinge, darunter auch einige Bezeichnungen, die er noch nie gesehen hatte und die für ihn keine Bedeutung hatten.
    Er stand in dem Zimmer und sah sich in der kahlen Umgebung um und bemerkte jetzt erst, daß es keine Fenster hatte, daß der Raum nur eine Art Schachtel war – ein Theater, sagte er sich, oder ein Vortragssaal. Man saß in dem Stuhl und drückte auf einen bestimmten Knopf und…
    Aber dafür war keine Zeit. Eine Stunde, um sich zum Dinner umzukleiden, hatte der Schrank gesagt. Und ein Teil der Stunde war bereits verstrichen.
    Das Gepäck war im Schlafzimmer; er öffnete den Koffer mit seinen Abendanzügen. Das Jackett war ziemlich zerdrückt.
    Er stand da, hielt das Jackett in der Hand und starrte es an. Vielleicht würden sich die Falten aushängen. Vielleicht…
    Aber er wußte, daß sie das nicht würden.
    Die Musik hielt inne, und der Schrank fragte: »Haben Sie einen Wunsch, Sir?«
    »Kannst du eine Smokingjacke bügeln?«
    »Sicher kann ich das.«
    »Wie schnell?«
    »Fünf Minuten«, sagte der Schrank. »Geben Sie mir auch die Hosen!«
     
     
VI
     
    Es klingelte, und er ging an die Tür. Ein Mann stand draußen. »Guten Abend«, sagte der Mann. »Mein Name ist Montague, aber man nennt mich Monty.«
    »Wollen Sie nicht hereinkommen, Monty?«
    Monty trat ein und sah sich im Zimmer um.
    »Hübsch«, sagte er.
    Bishop nickte. »Ich habe überhaupt nichts verlangt. Die haben es mir einfach gegeben.«
    »Schlau, diese Kimonianer«, sagte Monty. »Sehr schlau, ja.«
    »Mein Name ist Selden Bishop.«
    »Gerade angekommen?« fragte Monty.
    »Etwa vor einer Stunde.«
    »Wohl noch richtig voll Begeisterung, wie herrlich Kimon doch ist.«
    »Ich weiß noch gar nichts darüber«, erklärte Bishop. »Ich habe es natürlich studiert.«
    »Ich weiß«, sagte Monty und sah ihn von der Seite an. »Ich will nur meine nachbarschaftlichen Gefühle zeigen. Neues Opfer und all das, Sie verstehen schon.«
    Bishop lächelte, weil er nicht recht wußte, was er sonst hätte tun sollen.
    »Was machen Sie denn?« fragte Monty.
    »Geschäfte«, sagte Bishop. »Verwaltung, darauf will ich hinaus.«
    »Aha«, sagte Monty. »Damit kommen Sie wohl nicht in Frage. Sie würde das wahrscheinlich nicht interessieren.«
    »Was denn?«
    »Fußball. Oder Baseball. Oder Cricket. Sie sind nicht der Sportlertyp.«
    »Dafür hatte ich nie Zeit.«
    »Schade«,

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