Titan 19
freundlich waren, so spürte er doch die Amüsiertheit in ihren Worten.
Er beeilte sich. Er kam etwas atemlos an. Er kam sich ausgepumpt und schweißdurchtränkt und äußerst ungepflegt vor.
»Das ist er, den sie uns geschickt haben«, sagte Elaine. »Er heißt Bishop. Ist das nicht ein reizender Name?«
Sie sahen ihn an und nickten würdig.
»Er wird uns Geschichten erzählen«, sagte Elaine. »Er kennt die Geschichten, die zu einem solchen Ort gehören.«
Sie sahen ihn freundlich an, aber er konnte spüren, wie ihre verdeckte Amüsiertheit wuchs.
Sie sagte zu Bishop: »Das ist Paul. Und der dort drüben ist Jim. Betty. Jane. George. Und die ganz am Ende ist Mary.«
»Sie verstehen«, sagte Jim, »daß das nicht unsere Namen sind.«
»Es sind Annäherungen«, sagte Elaine. »So gut ich konnte.«
»Sie sind so, daß er sie aussprechen kann«, sagte Jane.
»Wenn Sie mir nur eine Chance geben würden«, sagte Bishop und hielt dann inne. Das war es, was sie wollten. Sie wollten, daß er protestierte und unruhig wurde. Sie wollten, daß er sich unbehaglich fühlte.
»Aber das wollen wir natürlich nicht«, sagte Elaine.
Du darfst nicht denken. Du mußt versuchen, dich vom Denken abzuhalten. Die fangen alles auf.
»Setzen wir uns doch alle«, sagte Betty. »Bishop wird uns Geschichten erzählen.«
»Vielleicht«, meinte Jim zu ihm gewandt, »würden Sie uns Ihr Leben auf der Erde schildern. Das würde mich sehr interessieren.«
»Ich habe gehört, es gibt bei Ihnen ein Spiel, das sich Schach nennt«, sagte George. »Wir können natürlich keine Spiele spielen. Sie wissen auch warum. Aber es würde mich sehr interessieren, mit Ihnen die Technik und die Theorie des Schachspiels zu diskutieren.«
»Eines nach dem anderen«, sagte Elaine. »Zuerst wird er uns Geschichten erzählen.«
Sie setzten sich im Kreis um ihn ins Gras.
Alle sahen ihn an, wollten, daß er anfinge.
»Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll«, sagte er.
»Aber das ist doch offensichtlich«, sagte Betty. »Sie fangen am Anfang an.«
»Ganz richtig«, sagte Bishop.
Er atmete tief durch.
»Vor langer, langer Zeit einmal gab es auf der Insel Britannien einen großen König, dessen Name…«
»… Artus war«, sagte Jim.
»Sie haben die Geschichten gelesen?«
»Das Wort war in Ihrem Bewußtsein.«
»Es ist ein altes Wort, ein archaisches Wort. In manchen Versionen dieser Geschichten…«
»Ich wäre sehr daran interessiert, das Wort einmal mit Ihnen zu diskutieren«, sagte Jim.
»Fahren Sie mit der Geschichte fort!« sagte Elaine.
Er atmete noch einmal tief durch.
»Vor langer, langer Zeit einmal gab es auf der Insel Britannien einen großen König, namens Artus. Seine Königin hieß Guinevere, und Lancelot war sein wackerster Ritter…«
XIII
Er fand den Schreibapparat im Schreibtisch des Wohnzimmers und zog ihn heraus. Er setzte sich, um einen Brief zu schreiben.
Er tippte die Begrüßung:
Lieber Morley:
Er stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
Was würde er ihm sagen?
Was konnte er ihm sagen?
Daß er wohlbehalten angekommen war und eine Stelle hatte?
Daß die Stellung ihm hundert Credits pro Tag eintrug – zehnmal mehr als jemand in seiner Position in irgendeiner beliebigen Stellung auf der Erde verdienen konnte?
Er ging zu dem Schreiber zurück.
Er schrieb:
Nur ein paar Zeilen, um Sie wissen zu lassen, daß ich hier wohlbehalten eingetroffen bin und bereits eine Stelle habe. Vielleicht keine besonders gute Stelle, aber ich bekomme hundert pro Tag dafür, und das ist mehr, als ich auf der Erde hätte bekommen können.
Er stand auf und fing wieder an, auf und ab zu gehen.
Das reichte nicht, er mußte mehr schreiben als nur einen Absatz.
Er schwitzte beim Auf-und-abgehen.
Was konnte er ihm sagen?
Er ging wieder an den Schreiber:
Um die Umstände hier und die Gebräuche schneller kennenzulernen, habe ich eine Stelle angenommen, die es mir erlaubt, mit den Kimonianern zusammen zu sein. Ich habe sie bis jetzt als nette Leute kennengelernt, aber manchmal fällt es ein wenig schwer, sie zu verstehen. Ich zweifle nicht, daß ich sie bald verstehen und sie dann wirklich mögen werde.
Er schob seinen Stuhl zurück und starrte das an, was er geschrieben hatte.
Es war nicht anders als jeder beliebige von den tausend anderen Briefen, die er gelesen hatte, sagte er sich.
Er malte sich im Geist jene anderen tausend Leute aus, wie sie sich hinsetzten, um ihren ersten Brief von Kimon zu
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