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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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die anderen geschlagen. Und auf der Erde warten sie – die, die wir geschlagen haben. Sie werden nie wieder die gleichen Menschen sein. Verstehen Sie das nicht? Die hatten auch ihren Stolz, und man hat ihn verletzt. Es gibt nichts, was denen lieber wäre, als zu wissen, wie es hier wirklich ist. Das denken wir alle, wenn wir uns hinsetzen, um einen Brief zu schreiben. Wir denken, wie sich diese anderen tausend lustig machen würden, denken an ihr leichtes Schmunzeln. Wir denken an uns selbst, wie wir uns verstecken würden, uns klein machen, daß keiner uns bemerkt…«
    Sie ballte die Hand zur Faust und stieß ihn damit an.
    »Das ist die Antwort, Kleiner. Deshalb schreiben wir nie die Wahrheit. Deshalb kehren wir nicht zurück.«
    »Aber es geht doch schon seit Jahren so. Fast hundert Jahre. In all der Zeit hätte doch jemand zerbrechen müssen…«
    »Und all das hier aufgeben?« fragte sie. »Das bequeme Leben? Das gute Essen und Trinken? Die Gemeinschaft der verlorenen Seelen?
    Und die Hoffnung! Vergessen Sie das nie! Immer die Hoffnung, man könnte Kimon doch knacken.«
    »Kann man das?«
    »Ich weiß nicht. Aber wenn ich Sie wäre, Kleiner, dann würde ich nicht darauf bauen.«
    »Aber das ist doch kein Leben für anständige…«
    »Sagen Sie es nicht. Wir sind keine anständigen Leute. Wir haben Angst und wir sind schwach, jeder einzelne von uns. Und aus gutem Grund.«
    »Aber das Leben…«
    »Sie führen kein anständiges Leben, wenn Sie das sagen wollen. An uns ist keine Stabilität. Kinder? Einige wenige von uns haben Kinder, und für die Kinder ist es nicht so schlimm wie für uns, weil sie nichts anderes kennen. Ein Kind, das als Sklave geboren wird, ist geistig besser dran als ein Mensch, der einmal die Freiheit kannte.«
    »Wir sind keine Sklaven«, sagte Bishop.
    »Natürlich nicht«, sagte Maxine. »Wir können jederzeit hier weg, wenn wir das wollen. Wir brauchen bloß zu einem Eingeborenen zu gehen und sagen: ›Ich möchte zur Erde zurück.‹ Das ist alles, was Sie zu tun brauchen. Jeder einzelne von ihnen könnte Sie zurückschicken – schnipp – so wie die die Briefe schicken, so wie die Sie zu Ihrer Arbeit oder in Ihr Zimmer pusten.«
    »Aber keiner ist zurückgekehrt.«
    »Natürlich nicht«, sagte sie.
    Sie saßen da und nippten an ihren Drinks.
    »Erinnern Sie sich an das, was ich Ihnen gesagt habe?« meinte sie. »Sie dürfen nicht denken. So kommt man damit zurecht. Denken Sie nie darüber nach. Sie haben es gut. Sie haben es nie so gut gehabt. Ein bequemes Leben. Ein leichtes Leben. Nichts, worüber Sie sich Sorgen zu machen brauchen. Das beste Leben, das es gibt.«
    »Sicher«, sagte Bishop. »Sicher, so muß man es machen.« Sie sah ihn von der Seite an. »Sie fangen an, dahinterzukommen«, sagte sie. Sie bestellten eine zweite Runde.
    In einer Ecke hatte sich eine Gruppe versammelt und zu singen begonnen. Ein Mann und eine Frau neben ihnen fingen auch an zu singen.
    »Hier ist es zu laut«, sagte Maxine. »Wollen Sie sich meine Bilder ansehen?«
    »Ihre Bilder?«
    »Das, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene. Sie sind ziemlich schlecht, aber den Unterschied merkt keiner.«
    »Ich würde sie mir gerne ansehen.«
    »Dann halten Sie sich fest.«
    »Halten…«
    »An meinem Geist, wissen Sie. Nicht im physischen Sinne. Hat ja keinen Sinn, den Lift zu nehmen.«
    Er sah sie mit aufgerissenen Augen an.
    »Man lernt das«, sagte Maxine. »Besonders gut wird man nie. Aber ein oder zwei Tricks schnappt man auf.«
    »Aber wie soll ich es denn machen?«
    »Lassen Sie einfach alles locker«, sagte sie. »Lassen Sie sich hängen. Geistig, meine ich. Versuchen Sie, nach mir zu greifen. Versuchen Sie nicht zu helfen, das können Sie nicht.«
    Er ließ sich hängen und griff nach ihr und fragte sich, ob er es wohl so machte, wie es gemacht werden mußte.
    Das Universum fiel auseinander und setzte sich wieder zusammen.
    Sie standen in einem anderen Raum.
    »Das war dumm von mir«, sagte Maxine. »Irgendwann einmal dreht ein Rädchen durch und dann bleibe ich in einer Wand stecken oder so etwas.«
    Bishop atmete tief.
    »Monty konnte ein wenig in mir lesen«, sagte er. »Er sagte, man würde das aufschnappen – am Rand.«
    »Besonders gut wird man nie«, sagte Maxine. »Menschen sind… nun, sie sind eben nicht reif dafür, denke ich. Man braucht Jahrtausende, um es zu entwickeln.«
    Er sah sich um und pfiff. »Klasse«, sagte er.
    Das war es auch.
    Es schien überhaupt kein Raum zu sein,

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