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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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trat aus der Nische.
    »Wir haben Sie erwartet«, sagte sie zu ihm. »Wir hatten gehofft, daß es keine Verzögerung geben würde, daß die Sie gleich schicken würde.«
    »Mein Name«, sagte Bishop, »ist Selden Bishop, und man hat mir gesagt…«
    »Natürlich sind Sie es«, sagte sie. »Sie brauchen es mir nicht einmal zu sagen. Es liegt ja in Ihrem Bewußtsein.«
    Sie machte eine weitausholende Handbewegung. »Wie gefällt Ihnen unser Haus?« fragte sie.
    »Haus?«
    »Natürlich, Sie Dummchen. Das hier. Natürlich ist das nur das Wohnzimmer. Unsere Schlafzimmer sind oben in den Bergen. Aber das haben wir erst gestern geändert. Jeder hat so schwer daran gearbeitet. Ich hoffe, es gefällt Ihnen. Sehen Sie, es ist nämlich von Ihrem Planeten. Wir dachten, dann würden Sie sich zuhause fühlen.«
    »Haus?« sagte er noch einmal.
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Sie sind völlig durcheinander«, sagte sie. »Sie verstehen ja gar nicht.«
    Bishop schüttelte den Kopf. »Ich bin erst gestern angekommen.«
    »Aber es gefällt Ihnen?«
    »Natürlich gefällt es mir«, sagte Bishop. »Es stammt aus der alten Artuslegende. Man könnte meinen, Lancelot oder Guinevere oder irgendeiner von den anderen würde gleich aus dem Wald geritten kommen.«
    »Sie kennen die Geschichten?«
    »Natürlich kenne ich sie. Ich habe meinen Tennyson gelesen.«
    »Und Sie werden sie uns erzählen?«
    Er sah sie an, ein wenig verdutzt.
    »Sie meinen, Sie wollen Sie hören?«
    »Aber ja, natürlich wollen wir das. Wozu haben wir Sie denn geholt?«
    Und das war es natürlich.
    Wozu hatten sie ihn geholt?
    »Wollen Sie, daß ich gleich anfange?«
    »Nicht jetzt«, sagte sie. »Da sind noch andere, die Sie kennenlernen müssen. Mein Name ist Elaine. Nicht genau, natürlich. In Wirklichkeit heiße ich ein wenig anders, aber Elaine ist etwas, was Sie aussprechen können.«
    »Ich könnte den anderen Namen probieren. Ich bin sprachbegabt.«
    »Elaine reicht schon«, sagte sie gleichgültig. »Kommen Sie!«
    Er folgte ihr auf dem Weg den Abhang hinauf.
    Und als er mitging, sah er, daß es tatsächlich ein Haus war – daß die Bäume Säulen waren, die einen künstlichen Himmel trugen, der irgendwie gar nicht so künstlich aussah, und daß die Bereiche zwischen den Bäumen zu riesigen Fenstern führten, die auf die kahle Ebene hinausblickten.
    Aber das Gras und die Blumen, das Moos und die Farne, sie waren echt, und er hatte das Gefühl, daß die Bäume auch echt sein mußten.
    »Es macht nichts aus, ob sie echt sind oder nicht«, sagte Elaine. »Sie könnten den Unterschied nicht feststellen.«
    Sie erreichten den höchsten Punkt des Abhangs, eine parkähnliche Fläche, wo das Gras kurz geschnitten war und so samtig aussah, daß er sich einen Augenblick lang fragte, ob es wirklich Gras war.
    »Ja, das ist es«, sagte Elaine.
    »Sie merken alles, denke ich«, sagte er. »Ist das nicht…«
    »Alles«, sagte Elaine.
    »Dann darf ich nicht denken.«
    »Oh, wir wollen doch, daß Sie denken«, sagte sie. »Das gehört dazu.«
    »Zu dem, wofür Sie mich geholt haben?«
    »Genau«, sagte das Mädchen.
    In der Mitte der parkähnlichen Fläche stand eine Art von Pagode, ein zerbrechliches Ding, das aus Licht und Schatten gemacht schien, nicht aus etwas Substanziellem, und rings um die Pagode warteten ein halbes Dutzend Leute.
    Sie lachten und plauderten miteinander, und sie zu hören, klang wie Musik – sehr fröhliche, aber gleichzeitig auch sehr zivilisierte Musik.
    »Da sind sie!« rief Elaine. »Kommen Sie!«
    Sie rannte, und an ihr wirkte das wie Fliegen, und der Atem stockte ihm in der Kehle, als er ihre schlanke Gestalt und ihre Eleganz sah.
    Er rannte hinter ihr her, und an ihm war keine Eleganz; er konnte die Schwerfälligkeit spüren. Es war eher ein Taumeln als ein Rennen, im Vergleich zu Elaines Lauf ein ungeschicktes Dahinstolpern.
    Wie ein Hund, dachte er, wie ein zu groß geratener Welpe, der versucht, Schritt zu halten, und über seine eigenen Füße stolpert, dem die Zunge heraushängt und der keucht. Er versuchte, eleganter zu laufen, und versuchte, die Gedanken aus seinem Bewußtsein zu verdrängen.
    Du darfst nicht denken. Darfst überhaupt nicht denken. Die fangen alles auf: Die werden über dich lachen.
    Sie lachten wirklich über ihn.
    Er konnte ihr Gelächter spüren, die lautlose, elegante Amüsiertheit, die ihr Bewußtsein durchzog.
    Sie erreichte die Gruppe und blieb stehen.
    »Schnell!« rief sie, und wenn ihre Worte auch

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