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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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obwohl Möbel darin standen. Die Wände verschwammen in der Ferne, und im Westen waren Berge mit Schneegipfeln und im Osten ein sehr romantisch wirkender Fluß. Und überall Blumen und blühende Büsche, die aus dem Boden wuchsen. Ein tiefblauer Nebel erfüllte den Raum, und irgendwo in der Ferne spielte ein Orchester.
    Eine Schrankstimme sagte: »Wünschen Sie etwas, Madam?«
    »Drinks«, sagte Maxine. »Aber nicht zu stark. Wir hatten schon.«
    »Nicht zu stark«, sagte der Schrank. »Dauert nur einen Augenblick, Madam.«
    »Illusion«, sagte Maxine. »Alles Illusion. Aber eine nette Illusion. Wollen Sie einen Strand? Er erwartet Sie, wenn Sie bloß daran denken. Oder eine Polkappe. Oder eine Wüste. Oder ein altes Schloß. Wartet alles hinter den Kulissen.«
    »Ihre Malerei muß sich gut auszahlen«, sagte er.
    »Nicht meine Malerei. Meine Gereiztheit! Am besten fangen Sie an, reizbar zu werden, Kleiner! Fangen Sie an, an Selbstmord zu denken! Das ist der schnellste Weg. Schon kriegen Sie einen Schubs in eine bessere Zimmerflucht. Alles, bloß um Sie glücklich und zufrieden zu halten.«
    »Sie meinen, die Kimonianer lassen einen automatisch aufsteigen?«
    »Sicher. Sie sind schön dumm, wenn Sie dort unten bleiben, wo Sie jetzt sind.«
    »Mir gefällt meine Wohnung«, sagte er. »Aber das hier…«
    Sie lachte. »Sie werden’s schon noch mitkriegen«, sagte sie.
    Die Drinks kamen.
    »Setzen Sie sich!« sagte Maxine. »Wollen Sie einen Mond haben?«
    Und da war ein Mond.
    »Wir könnten auch zwei oder drei haben«, sagte sie, »aber das wäre übertrieben. Ein Mond erinnert mich mehr an die Erde. Das scheint mir behaglicher.«
    »Es muß doch irgendwo eine Grenze geben«, sagte Bishop. »Die können einen doch nicht in alle Ewigkeit weiter hinaufbefördern. Es muß einmal eine Zeit geben, wo selbst den Kimonianern nichts mehr einfällt, was neuartig und neu ist.«
    »So lang leben Sie nicht«, sagte sie, »daß das passiert. So ist das mit euch Neuen immer. Ihr unterschätzt die Kimonianer. Wenn ihr an sie denkt, seht ihr Leute in ihnen, so wie Leute von der Erde, die nur ein wenig mehr wissen. Aber das sind die überhaupt nicht. Sie sind Aliens. Sie sind genauso Aliens wie ein Spinnenmensch, trotz ihrer menschlichen Gestalt. Sie passen sich uns ein wenig an, um den Kontakt mit uns zu halten.«
    »Aber warum wollen sie denn Kontakt mit uns halten? Warum…?«
    »Kleiner«, sagte sie. »Das ist die Frage, die wir nie stellen. Weil einen die um den Verstand bringen kann.«
     
     
XV
     
    Er hatte ihnen von den Picknicks erzählt, die die Menschen zu veranstalten pflegten, und das war eine Idee, an die sie nie gedacht hatten, und so nahmen sie sie mit geradezu kindlichem Vergnügen auf.
    Sie hatten sich eine wildromantische Stelle ausgesucht, einen Ort in den Bergen mit tiefen Schluchten, voll mit Bäumen und Blumen und einem Bergbach mit Wasser, das so klar wie Glas und so kalt wie Eis war.
    Sie hatten Spiele gemacht und sich vergnügt. Sie waren geschwommen und hatten Sonnenbäder genommen und hatten sich seine Geschichten angehört, im Halbkreis um ihn sitzend, hatten ihn immer wieder unterbrochen und alle möglichen Streitfragen diskutiert. Aber er hatte über sie gelacht, nicht offen, sondern tief in seinem Innern, weil er jetzt wußte, daß sie es nicht böse meinten, sondern sich nur amüsieren wollten.
    Wochen vorher war er beleidigt und wütend und erniedrigt gewesen, aber im Laufe der Zeit hatte er sich angepaßt – hatte sich dazu gezwungen, sich anzupassen. Wenn sie sich einen Clown wünschten, dann würde er eben ein Clown sein. Wenn er Hofnarr war mit Schellen und einem bunten Kleid, dann mußte er die Farben gut tragen und dafür sorgen, daß die Schellen vergnügt klingelten.
    Gelegentlich war Bösartigkeit in ihnen und manchmal auch Grausamkeit, aber nichts nachhaltig Verletzendes. Und man konnte mit ihnen auskommen, sagte er sich, wenn man nur wußte, wie man es anstellen mußte.
    Als der Abend kam, hatten sie ein Feuer entfacht, und um die Flammen gesessen und hatten geredet, gelacht und gescherzt, und ihn zum erstenmal alleine gelassen. Elaine und Betty waren nervös gewesen, Jim hatte sie wegen ihrer Nervosität ausgelacht.
    »Tiere kommen nie an ein Feuer«, sagte er.
    »Gibt es hier Tiere?« hatte Bishop gefragt.
    »Ein paar«, sagte Jim. »Es sind nicht mehr viele übrig.«
    Er hatte dagelegen, ins Feuer gestarrt, ihren Stimmen zugehört und war froh gewesen, daß sie ihn einmal allein

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