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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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ließen. So wie ein Hund sich fühlen mußte, dachte er. Wie ein junges Hündchen, das sich in einer Ecke vor einer Schar mutwilliger Kinder versteckt, die dauernd Schabernack mit ihm treiben.
    Er blickte ins Feuer und erinnerte sich an andere Tage – Ausflüge aufs Land und Wanderungen, wenn sie Feuer gemacht und dann um das Feuer gelagert hatten, zum Himmel hinaufgeblickt und die alten, vertrauten Sternbilder der Erde betrachtet hatten.
    Und hier war wieder ein Feuer.
    Und hier wieder ein Picknick.
    Das Feuer war die Erde, und das Picknick auch – denn die Leute von Kimon wußten nichts von Picknicks. Sie wußten nichts von Picknicks, und vielleicht gab es noch viele andere Dinge, von denen sie ebenfalls nichts wußten. Viele andere Dinge möglicherweise. Barbarische, volkstümliche Dinge.
    Suchen Sie nicht nach den großen Dingen, hatte Morley an jenem Abend gesagt. Achten Sie auf die kleinen Dinge, die kleinen Hinweise.
    Sie mochten Maxines Gemälde, weil sie primitiv waren. Primitiv vielleicht, aber jedenfalls nicht sehr gut. Konnte es sein, daß Gemälde auch etwas an sich hatten, was die Kimonianer nicht gekannt hatten, bis die Erdenmenschen kamen?
    Gab es vielleicht doch kleine Sprünge im Panzer der Kimonianer? Kleine Sprünge wie Picknicks und Gemälde und viele andere Kleinigkeiten, die ihnen die Besucher von der Erde wertvoll machten?
    Irgendwo in diesen kleinen Sprüngen lag vielleicht die Antwort, die er für Morley suchte.
    Er lag da und dachte nach und vergaß, sein Bewußtsein abzuschirmen, vergaß, daß er nicht denken sollte, weil seine Gedanken für sie offen dalagen.
    Ihre Stimmen waren verklungen, und jetzt herrschte eine feierliche nächtliche Stille. Bald werden wir alle zurückgehen – sie in ihre Häuser und ich ins Hotel. Wie weit entfernt? fragte er sich. Eine halbe Welt oder weniger? Und doch würden sie in dem Augenblick, in dem sie es dachten, dort sein.
    Jemand sollte mehr Holz ins Feuer legen, dachte er.
    Er stand auf, um es zu tun.
    Und erst jetzt sah er, daß er ganz allein war. Er stand da und versuchte, seinen Schrecken zu bezähmen.
    Sie waren weggegangen und hatten ihn verlassen.
    Sie hatten ihn vergessen.
    Aber das konnte nicht sein. Sie hatten sich einfach in der Finsternis weggeschlichen. Vielleicht, um irgendeinen Streich zu spielen. Vielleicht, um zu versuchen, ihm Angst zu machen. Sie hatten zuerst von Tieren gesprochen und hatten sich dann weggeschlichen, während er träumend dalag und das Feuer anstarrte. Und jetzt warteten sie außerhalb des Feuerkreises und beobachteten ihn, tranken seine Gedanken in sich hinein und ergötzten sich an seinem Schrecken.
    Er fand Holz und legte es aufs Feuer. Es flammte auf.
    Er saß gleichgültig da, aber er stellte fest, daß er instinktiv die Schultern hochgezogen hatte, daß der Schrecken, auf einer fremden Welt allein zu sein, immer noch neben ihm am Feuer saß.
    Jetzt wurde ihm zum erstenmal bewußt, wie fremdartig Kimon doch war. Vorher war es ihm nicht fremd erschienen, mit Ausnahme jener wenigen Minuten, die er in dem Park hatte warten müssen, nachdem der Leichter ihn abgesetzt hatte. Und selbst damals war es ihm nicht so fremd vorgekommen, wie ein fremder Planet sein sollte, weil er wußte, daß man ihn abholen würde, daß gleich jemand kommen würde, um sich um ihn zu kümmern.
    Das war es, dachte er. Jemand, der sich um mich kümmern soll. Man kümmert sich um uns – gut und großzügig. Man verschafft uns ein Dach über dem Kopf, behütet und verwöhnt uns – das war es, verwöhnt uns. Und aus welchem Grund?
    Jeden Augenblick würden sie jetzt ihres Spiels müde werden und in den Lichtkreis des Feuers zurückkommen.
    Vielleicht, sagte er sich, sollte ich ihnen das geben, wofür sie bezahlen. Vielleicht sollte ich mich verängstigt geben, vielleicht sollte ich rufen, daß sie kommen sollen und mich holen. Vielleicht sollte ich mich umsehen, in die Dunkelheit hinaus, als fürchtete ich mich vor jenen Tieren, von denen sie redeten. Sie hatten natürlich nicht sehr viel gesagt. Dafür waren sie viel zu schlau, viel zu schlau. Nur eine beiläufige Bemerkung über existierende Tiere und dann irgendein anderes Thema. Sie hatten es nicht betont, nicht so dick aufgetragen. Nur eine Andeutung hinterlassen, daß es Tiere gab, vor denen man Angst haben konnte.
    Er saß da und wartete, nicht so verängstigt, wie er das vorher gewesen war, seit er mit rationaler Überlegung die Furcht verdrängt hatte, die er ursprünglich

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