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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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empfunden hatte. Wie ein Lagerfeuer auf der Erde, dachte er. Nur daß es nicht die Erde ist. Nur daß es ein fremder Planet ist.
    Ein Rascheln in den Büschen war zu hören.
    Jetzt werden sie kommen, dachte er. Sie haben erkannt, daß es nicht funktioniert hat. Jetzt werden sie zurückkommen.
    Wieder raschelte es im Busch, und das Geräusch eines sich lösenden Steins war zu hören.
    Er regte sich nicht.
    Die können mir keine Angst machen. Die können mir…
    Er fühlte den Atem im Nacken und sprang hoch in die Luft, wirbelte dabei herum, stolperte, als er wieder herunterkam, fiel fast ins Feuer, dann auf die Füße, und rannte weg, um das Feuer zwischen sich und das Ding zu bringen, das ihm in den Nacken geatmet hatte.
    Er kauerte sich auf der anderen Seite des Feuers nieder und sah die Zähne in dem weitaufgerissenen Maul. Es hob den Kopf und schnappte wie in einer Pantomime, und er konnte das Klicken der Zähne hören, als sie aufeinanderklappten. Und dann das kleine, stöhnende Grollen, das aus der mächtigen Kehle drang.
    Ein absonderlicher Gedanke überkam ihn: es ist gar kein Tier. Dies ist nur Teil des Streiches. Etwas, das die sich ausgedacht hatten. Wenn sie ein Haus bauen können, das wie ein englischer Wald aussieht, um es ein oder zwei Tage zu benutzen und dann wieder verschwinden zu lassen, als etwas, für das sie keinen Gebrauch mehr hatten, dann würde es sicherlich auch nicht mehr als eine Sekunde kosten, ein Tier herbeizuträumen.
    Das Tier stapfte auf ihn zu, und er dachte: Tiere sollten Angst vor Feuer haben. Alle Tiere haben Angst vor Feuer. Wenn ich in der Nähe des Feuers bleibe, kann es mir nichts anhaben.
    Er bückte sich und griff nach einem brennenden Ast.
    Tiere haben Angst vor Feuer.
    Aber das hier hatte keine Angst. Es stapfte ums Feuer. Es streckte den Hals und schnüffelte.
    Es hatte es nicht eilig, weil es seiner sicher war.
    Der Schweiß brach ihm aus und lief ihm über die Stirn.
    Das Tier beschleunigte jetzt seinen Lauf, fegte um das Feuer herum.
    Er sprang hoch über das Feuer hinweg, um auf die andere Seite zu kommen. Das Tier blieb stehen und wirbelte zu ihm herum.
    Es drückte die Schnauze gegen den Boden und krümmte den Rücken. Es peitschte mit dem Schwanz. Es grollte.
    Jetzt hatte er Angst, eiskalte Angst, die er nicht einfach weglachen konnte.
    Vielleicht war es ein Tier. Es mußte ein Tier sein.
    Das war ganz und gar kein Streich, sondern ein Tier.
    Er ging zum Feuer zurück. Er tänzelte auf den Zehenspitzen, bereit wegzurennen, auszuweichen, zu kämpfen, wenn er kämpfen mußte.
    Aber gleichzeitig wußte er, daß er gegen dieses Ding, das ihn über das Feuer hinweg ansah, keine Chance haben würde. Und doch, wenn es zum Kampf kam, dann konnte er nicht weniger tun als kämpfen.
    Das Tier griff an.
    Er rannte.
    Er glitt aus und stürzte und rollte ins Feuer.
    Eine Hand griff nach ihm und riß ihn aus dem Feuer, warf ihn zur Seite. Und dann schrie eine Stimme etwas, einen Ruf, in dem Zorn und Warnung mithallten.
    Dann brach das Universum zusammen, und er spürte, wie er auseinanderflog – und dann ebenso plötzlich wieder eins wurde.
    Er lag auf dem Boden und rappelte sich auf. Seine Hand war verbrannt, und er spürte den Schmerz. Seine Kleider rauchten noch, und er schlug die kleinen Flämmchen mit der unverletzten Hand aus.
    Eine Stimme sagte: »Es tut mir leid, Sir. Das hätte nicht passieren dürfen.«
    Der Mann war groß, viel größer als die Kimonianer, die er bis jetzt gesehen hatte. Zweieinhalb Meter vielleicht, und doch in Wirklichkeit nicht zweieinhalb Meter. Nicht einmal annähernd zweieinhalb Meter. Er war wahrscheinlich nicht größer als die größeren Männer der Erde. Nur die Art, wie er dastand, ließ ihn so groß erscheinen, so wie er dastand und aussah und wie seine Stimme klang.
    Und der erste Kimonianer, dachte Bishop, dem man je sein Alter anmerken konnte. Denn sein Haar war an den Schläfen silbern, und sein Gesicht zeigte Falten, wie die Gesichter von Jägern oder Seglern Falten zeigen, weil sie immer in die Ferne blicken und dabei die Augen zusammenkneifen. Sie standen einander in einem Raum gegenüber, der Bishop, wenn er ihn ansah, den Atem nahm. Man konnte ihn nicht beschreiben, unmöglich. Man fühlte ihn ebenso wie man ihn sah. Der Raum war Teil von einem und Teil des Universums und Teil von allem, das man je gekannt oder geträumt hatte. Er schien sich in ungeahnte Regionen von Raum und Zeit auszudehnen und rief ein Gefühl des Lebens

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