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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Ich werde versuchen, Ihnen nicht im Wege zu sein, Doktor.«
    Conway schluckte, und sein Blick wanderte unwillkürlich zu dem bösartig aussehenden Hornknüppel, mit dem die Spezies des Patienten sich ohne Zweifel ihren Weg zum Gipfel ihres Entwicklungsbaumes gebahnt hatte. Dann sagte er trocken: »Geben Sie sich nicht zuviel Mühe, Lieutenant.«
    Unter Einsatz seiner Augen und eines tragbaren Röntgenscanners untersuche Conway seinen Patienten gründlich innen und außen. Er nahm einige Proben, darunter auch Hautpartien, und schickte sie nebst drei dicht beschriebenen Seiten mit Notizen an die Pathologie. Dann trat er einen Schritt zurück und kratzte sich am Kopf.
    Der Patient war warmblütig, ein Sauerstoffatmer und hatte einigermaßen normale Schwerkraft- und Druckbedürfnisse, die in Anbetracht der allgemeinen Form des Tierchens eine physiologische Klassifikation EPLH ergaben. Es schien an einem gut entwickelten, ziemlich ausgebreiteten Epitheliom zu leiden, wobei die Symptome so offenkundig waren, daß er eigentlich schon mit der Behandlung hätte anfangen müssen, ohne die Pathologieberichte abzuwarten. Aber unter normalen Umständen führte eine karzinöse Hauterkrankung nicht zu tiefer Bewußtlosigkeit des Patienten.
    Das konnte möglicherweise auf psychologische Komplikationen hindeuten, das war ihm bewußt. Und in diesem Fall würde er einen Spezialisten hinzuziehen müssen. Die offenkundige Wahl wäre auf einen seiner telepathischen Kollegen gefallen, wäre nicht die Tatsache gewesen, daß Telepathen nur selten mit einem Geist arbeiten konnten, der nicht seinerseits bereits telepathisch war und derselben Spezies angehörte. Mit Ausnahme höchst seltener Fälle hatte sich die Telepathie als ein sehr eng begrenztes Kommunikationsmittel erwiesen. Blieb nur sein GLNO-Freund, der Empath Dr. Prilicla…
    Der Leutnant hinter ihm hüstelte leise und sagte: »Wenn Sie mit der Untersuchung fertig sind, Doktor, möchte O’Mara Sie sprechen.«
    Conway nickte. »Ich werde jemanden schicken, der den Patienten im Auge behält«, sagte er und grinste. »Bewachen Sie die beiden so gut, wie Sie mich bewacht haben.«
    Conway ging in die Hauptstation und erteilte dort einer erdmenschlichen Schwester – einer sehr gut aussehenden erdmenschlichen Schwester – den Auftrag, in die Beobachtungsstation zu gehen. Er hätte auch einen der tralthanischen FGLIs schicken können, die einer sechsbeinigen Spezies angehörten und so gebaut waren, daß ein irdischer Elefant neben ihnen wie ein zerbrechliches, nymphenähnliches Wesen gewirkt hätte. Aber er hatte das Gefühl, dem Leutnant als Ausgleich für seine anfängliche schlechte Laune etwas schuldig zu sein.
    Zwanzig Minuten später, nach dreimaligem Wechsel seines Schutzpanzers und einem kurzen Abstecher durch die Chlorabteilung, einem Korridor, der den AUGL-Wasseratmern gehörte und den ultragekühlten Stationen der Methanlebensformen, meldete sich Conway im Büro von Major O’Mara.
    Als Chefpsychologe eines multirassischen Hospitals, das in der eisigen Schwärze des galaktischen Randes seine Bahn zog, war er für das seelische Wohlbefinden einer Belegschaft von zehntausend Geschöpfen verantwortlich, die siebenundachtzig unterschiedlichen Spezies angehörten. O’Mara war ein sehr wichtiger Mann in Sector General. Außerdem war er nach eigener Aussage der zugänglichste Mann in der ganzen Anstalt. O’Mara sagte gerne jedem, der es hören wollte, daß es ihm nichts ausmachte, wer oder wann man ihn aufsuchte. Aber wenn der Betreffende keinen sehr triftigen Grund dafür hatte, oder ihn gar mit seinen albernen kleinen Problemen zu belästigen versuchte, dann brauchte er auch nicht damit zu rechnen, ihn ungeschoren wieder verlassen zu dürfen. Für O’Mara waren auch die Angehörigen der medizinischen Belegschaft Patienten der Psychiatrie, und es herrschte allgemein die Meinung, daß das hohe Maß geistiger und psychischer Stabilität in jener vielfältigen und doch recht empfindlichen Gruppe von ETs in erster Linie der Tatsache zuzuschreiben war, daß sie viel zu viel Angst vor O’Mara hatten, um wirklich den Verstand zu verlieren. Aber heute war er in fast leutseliger Stimmung.
    »Das dauert bestimmt länger als fünf Minuten. Sie sollten sich also setzen, Doktor«, sagte er säuerlich, als Conway vor seinem Schreibtisch stehenblieb. »Ich nehme an, Sie haben sich unseren Kannibalen angesehen?«
    Conway nickte und setzte sich. Er schilderte kurz, was er in bezug auf den

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