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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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während der Behandlung, alles, was nur gerade geht, über ihn und seine Lebensumstände in Erfahrung bringen. Da ich weiß, wie weichherzig oder weichköpfig Sie sind, nehme ich an, daß Sie sich während der Behandlung auf die Seite des Patienten schlagen und sich zu seinem unbestellten Verteidiger machen werden. Nun, mir macht es nichts aus, wenn Sie sich dabei die Information beschaffen, die uns in die Lage versetzt, ein Geschworenengericht zusammenzustellen. Verstanden?«
    Conway nickte.
    O’Mara wartete exakt drei Sekunden lang und sagte dann: »Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, als in diesem Sessel herumzulümmeln…«
    Sofort nachdem Conway O’Maras Büro verlassen hatte, setzte er sich mit der Pathologie in Verbindung und bat darum, daß man ihm den EPLA-Bericht noch vor dem Mittagessen schicken solle. Dann lud er die zwei Ian GKNMs zum Mittagessen ein und arrangierte für kurz nachher eine Konsultation mit Prilicla bezüglich des Patienten. Nachdem er all das in die Wege geleitet hatte, fühlte er sich frei, seine Runde beginnen zu können.
    Während der zwei darauffolgenden Stunden hatte Conway keine Zeit, über seinen neuesten Patienten nachzudenken. Im Augenblick befanden sich dreiundfünfzig Patienten unter seiner Obhut, sowie sechs Ärzte in verschiedenen Stadien der Ausbildung und eine entsprechende Anzahl von Schwestern, wobei die Patienten und seine Mitarbeiter elf verschiedenen physiologischen Typen angehörten. Es standen besondere Instrumente und Vorgehensweisen für die Untersuchung dieser extraterrestrischen Patienten zur Verfügung, und wenn sich in seiner Begleitung ein Auszubildender befand, dessen Druck– und Schwerkraftbedürfnisse sich sowohl von denjenigen der zu untersuchenden Patienten als auch den seinen unterschieden, dann konnte die ›Routine‹ seiner Runden zu einer außergewöhnlich komplizierten Angelegenheit werden.
    Aber Conway sah sich alle seine Patienten an, selbst diejenigen, deren Rekonvaleszenz gute Fortschritte gemacht hatte, oder deren Behandlung er auch einem Untergebenen hätte übertragen können. Er war sich sehr wohl der Tatsache bewußt, daß dies ein törichtes Verhalten war, das ihm nur eine Menge unnötiger Arbeit eintrug, aber er war auch erst vor zu kurzer Zeit zum Seniorarzt ernannt worden, als daß er sich schon daran hätte gewöhnen können, einen großen Teil seiner Verantwortung delegieren zu dürfen. So versuchte er unklugerweise weiterhin alles selbst zu tun.
    Nach der Runde sah sein Terminplan vor, daß er einer Klasse von DBLF-Schwestern einen Vortrag über Hebammenkunst hielt. Die DBLFs waren pelzbedeckte, vielbeinige Geschöpfe, die riesigen Raupen glichen und vom Planeten Kelgia stammten. Sie atmeten auch die gleiche atmosphärische Mischung wie er, was bedeutete, daß er seinen Vortrag ohne einen Druckanzug halten konnte. Zu dieser rein physischen Bequemlichkeit kam noch die Tatsache, daß es keiner besonderen Konzentration bedurfte, über so elementare Dinge zu sprechen, wie zum Beispiel den Grund, weshalb kelgianische Frauen nur einmal im Leben empfingen und dann Vierlinge produzierten, die ohne Unterschied gleichmäßig nach Geschlechtern aufgeteilt waren. So konnte er einen großen Teil seines Bewußtseins der Besorgnis über den mutmaßlichen Kannibalen in seiner Beobachtungsstation widmen.
     
     
2
     
    Eine halbe Stunde später saß er mit den beiden Ian-Ärzten im Hauptspeisesaal des Hospitals, der für Tralthaner, Kelgianer, Menschen und die verschiedenen anderen warmblütigen Sauerstoffatmer der Belegschaft bestimmt war, und aß den unvermeidlichen Salat. Das für sich allein betrachtet, beunruhigte Conway nicht sonderlich. Schließlich war Salat im Vergleich mit einigen der Dinge, die er essen mußte, wenn er für andere ET-Kollegen den Gastgeber spielte, ausgesprochen appetitanregend, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß er je imstande sein würde, sich an den Orkan zu gewöhnen, den sie während des Mittagessens erzeugten.
    Die GKNM-Bewohner von Ia waren eine große, zarte, geflügelte Lebensform, die ein wenig an eine Libelle erinnerte. Ihrem stabähnlichen, aber flexiblen Körper entragten vier insektenähnliche Beine, vier Greifarme, die üblichen Sinnesorgane und drei riesige Flügelpaare. Ihre Tischmanieren waren nicht gerade unangenehm – nur daß sie sich zum Essen nicht hinsetzten, sondern in der Luft schwebten. Offenbar war es ihrer Verdauung förderlich, im Fluge zu speisen, davon abgesehen, daß es sich

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