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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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auf den immer noch reglosen Tentakel gerichtet, der in jenen monströsen Knüppel auslief. Einige Sekunden lang bewegte sich niemand, und keiner sagte ein Wort, während der Patient äußerlich bewußtlos blieb. Schließlich sah Conway Prilicla an. Er brauchte nichts zu sagen.
    Und Prilicla meinte. »Ich stelle eine Emotionalstrahlung einer Art fest, wie sie nur von einem Geist ausgeht, der sich seiner selbst bewußt ist. Die geistigen Prozesse scheinen mir sehr langsam und angesichts der physischen Größe des Patienten schwach. Im einzelnen strahlt er Gefühle der Gefahr, der Hilflosigkeit und der Verwirrung aus. Es scheint auch eine Andeutung eines allgemeinen Zielbewußtseins zu geben.«
    Conway seufzte.
    »Es spielt also Vogel Strauß«, sagte der Leutnant grimmig und halb im Selbstgespräch.
    Die Tatsache, daß der Patient Bewußtlosigkeit vortäuschte, beunruhigte Conway weniger als den Mann vom Monitor Corps. Trotz der Vielfalt diagnostischer Geräte, die ihm zur Verfügung stand, war er fest davon überzeugt, daß ein mitteilsamer und kooperativer Patient einem am schnellsten bei der Aufklärung irgendwelcher Defekte helfen konnte. Aber wie eröffnete man ein Gespräch mit einem Geschöpf, das fast eine Gottheit war…?
    »Wir… werden Ihnen helfen«, sagte er verlegen. »Verstehen Sie, was ich sage?«
    Der Patient blieb so reglos wie zuvor.
    Prilicla meinte: »Es gibt keine Anzeichen, daß er Sie gehört hat, Doktor.«
    »Aber wenn er bei Bewußtsein ist…«, begann Conway und beendete den Satz mit einem hilflosen Achselzucken.
    Er baute noch einmal seine Instrumente auf und untersuchte von neuem mit Priliclas Hilfe den EPLH, wobei er den Seh- und Hörorganen besondere Aufmerksamkeit widmete. Aber es gab keinerlei physische oder emotionelle Reaktion, während die Untersuchung ihren Gang nahm, und dies trotz der blitzenden Lichter und einiger recht unsanfter Stöße, die Conway dem Patienten verpaßte. Dennoch konnte Conway an keinem der Sinnesorgane irgendwelche Hinweise auf physische Funktionsstörungen entdecken, aber der Patient blieb völlig ohne Reaktion auf jegliche äußeren Reize. Im physischen Sinne war er bewußtlos und schien nichts von dem wahrzunehmen, was sich in seiner Umgebung abspielte. Doch Prilicla bestand darauf, daß er keineswegs bewußtlos war.
    Was für ein verrückter, durchgedrehter Halbgott , dachte Conway. Aber man konnte sich eben darauf verlassen, daß O’Mara ihm die verrücktesten Fälle zuteilte. Und dann meinte er mit lauter Stimme: »Meine einzige Erklärung für diesen seltsamen Zustand ist, daß das Bewußtsein, das Sie empfangen, den Kontakt zu all seinen Sinnesorganen abgeschnitten oder blockiert hat. Der Zustand des Patienten trägt daran keine Schuld. Das Problem muß daher psychologischer Natur sein. Ich würde sagen, unser Patient hier braucht dringend psychiatrische Unterstützung.
    Dennoch«, schloß er, »können unsere Tiefenheinis besser mit einem Patienten umgehen, der im physischen Sinne gesund ist, und ich glaube daher, daß wir uns zuallererst darauf konzentrieren sollten, seine Hautkrankheit zu behandeln…«
    Man hatte im Hospital ein spezielles Mittel gegen Epitheliome von der Art entwickelt, die den Patienten befallen hatten, und die Pathologie hatte bereits erklärt, daß dieses Mittel für den Kreislauf des EPLH geeignet wäre und keine gefährlichen Nebeneffekte erzeugen würde. Conway brauchte nur einige Minuten dazu, um sich eine Probedosis abzumessen und sie subkutan zu injizieren. Prilicla trat schnell hinter ihn, um die Wirkung zu beobachten. Sie wußten beide, daß dies eines der wenigen schnell wirkenden Wunder der Medizin war – die Wirkung würde in wenigen Sekunden anstatt in Stunden oder Tagen sichtbar sein.
    Zehn Minuten darauf war immer noch nichts geschehen.
    »Ein zäher Bursche«, sagte Conway und injizierte die maximal zulässige Dosis.
    Die Haut an der betreffenden Stelle wurde sofort dunkel und verlor ihr trockenes, rissiges Aussehen. Die dunkle Stelle weitete sich vor ihren Augen aus, und einer der Tentakel zuckte leicht.
    »Was geht jetzt in seinem Bewußtsein vor?« fragte Conway.
    »So ziemlich dasselbe wie vorher«, wiederholte Prilicla, »aber begleitet von wachsender Angst. Das ist seit der letzten Injektion offensichtlich.
    Ich entdecke die Gefühle eines Geistes, der versucht, eine Entscheidung zu treffen… eine Entscheidung zu treffen…«
    Prilicla begann heftig zu zittern, ein deutliches Zeichen dafür, daß die

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