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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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machthungrigen, aber im wesentlichen wohltätigen Rasse und der Begleiter geliefert hatten, die stets mit ihnen reisten oder zusammenlebten, aber nie derselben Spezies angehörten… Diese Begleiter mußten gelegentlich ersetzt werden, weil sie alt wurden und starben, was bei den EPLHs ja nicht der Fall war. Dann waren da noch die Pathologieberichte zu erwähnen, sowohl der erste schriftliche, den er vor dem Mittagessen erhalten hatte, und der spätere mündliche, den ihm Thornnastor, der leitende FGLI-Diagnostiker der Pathologie vorgetragen hatte. Thornnastor war zu der Meinung gelangt, daß der EPLH-Patient kein echter Unsterblicher war, und wenn ein Diagnostiker eine Meinung äußerte, so war dies ebensogut, als hätte man sie in steinerne Tafeln eingehauen. Aber wenn damit auch aus verschiedenen physiologischen Gründen die Unsterblichkeit ausgeschlossen war, so hatten die Tests doch Hinweise geliefert, daß entweder extreme Langlebigkeit oder eine Verjüngungsbehandlung nicht selektiver Art vorlag.
    Schließlich waren noch die Emotionslesungen zu erwähnen, die Prilicla vor und während der versuchten Behandlung der Hautschäden des Patienten geliefert hatte. Prilicla hatte eine gleichmäßige Ausstrahlung von Verwirrung, Angst und Hilflosigkeit registriert. Aber als der EPLH seine zweite Injektion erhalten hatte, war er zum Berserker geworden, und der emotionelle Blitz, der aus seinem Bewußtsein hervorgebrochen war, hatte, um Priliclas eigene Worte zu gebrauchen, fast das Gehirn des kleinen Empathen zum Kochen gebracht. Prilicla war außerstande gewesen, einen solchen emotionalen Ausbruch im Detail zu erkennen, insbesondere, weil er auf das frühere, wesentlich sanftere Niveau eingestimmt gewesen war, auf dem der Patient gestrahlt hatte. Aber auch Prilicla bestätigte, daß Beweise für Instabilität schizoider Art vorlagen.
    Conway versank noch tiefer in seinem Sessel, schloß die Augen und ließ die einzelnen Bestandteile des Puzzlespiels an sich vorüberziehen.
    Es hatte auf dem Planeten begonnen, wo die EPLHs die dominierende Lebensform gewesen waren. Im Laufe der Zeit hatten sie eine Zivilisation aufgebaut, die den interstellaren Flug und eine fortschrittliche medizinische Wissenschaft besaß. Ihre von Anfang an lange Lebensspanne wurde künstlich ausgedehnt, so daß man es einer relativ kurzlebigen Spezies wie den Ians nachsehen konnte, wenn diese sie für unsterblich hielten. Aber dieses lange Leben forderte einen hohen Preis: als allererstes war ohne Zweifel die Fortpflanzung ihrer Art, der normale Trieb zur Unsterblichkeit der Rasse in einer Spezies sterblicher Individuen, aufgegeben worden; anschließend hatte sich ihre Zivilisation aufgelöst – war, besser gesagt, auseinandergerissen worden in eine große Zahl von Stern zu Stern reisender ausgeprägter Individualisten. Und ganz zuletzt hatte bestimmt die psychologische Fäulnis eingesetzt, wie es stets geschah, wenn das Risiko rein physischer Verkümmerung vorüber war.
    Arme Halbgötter, dachte Conway.
    Sie gingen einander schon aus dem Grund aus dem Wege, weil sie von ihresgleichen einfach genug hatten – ein Jahrhundert nach dem anderen mit den persönlichen Eigenheiten eines jeden, seinen Sprechgewohnheiten, seinen Meinungen und der schier unerträglichen Langeweile, einander ansehen zu müssen. Sie hatten sich riesige soziologische Probleme ausgesucht – hatten rückständige oder vom richtigen Weg abgekommene planetarische Zivilisationen in ihre Obhut genommen und sie sozusagen am eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen, hatten ähnliche philantropische Maßnahmen großen Umfangs in Angriff genommen – und weil sie über einen ungeheuren Geist verfügten, weil sie viel Zeit hatten, hatten sie beständig gegen die Langeweile kämpfen müssen. Also mußten sie im Grunde immer nette Leute gewesen sein.
    Und weil ein Teil dieses Preises solcher Langlebigkeit die wachsende Furcht vor Siechtum und Tod war, brauchten sie ihre Leibärzte – ohne Zweifel die tüchtigsten Medizinkundigen, die ihnen bekannt waren – die sich dauernd in ihrer Nähe aufhalten mußten.
    Nur ein Stück des Puzzles wollte nicht zu den anderen passen. Und das war die seltsame Art und Weise, mit der der EPLH seinen Versuchen Widerstand geleistet hatte, ihn zu behandeln. Aber Conway zweifelte nicht, daß dies ein physiologisches Detail war, das bald ebenso klar werden würde. Das Wichtigste war, daß er jetzt wußte, wie er weiterarbeiten mußte.
    Nicht jeder Zustand eines

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