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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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noch einen, einen dritten.
    Und dann stürzte er. Er streckte die Hände aus. Sie teilten die grauen Nebel vor ihm, konnten aber seinen Fall nicht abbremsen. Seine nackten Knie stießen auf gerundete Steine, und dann berührten seine Handflächen das abgewetzte Pflaster einer Straße.
    »Ihr Götter!« flüsterte der Pirat und hob den Kopf. Seine blauen Augen brannten wie heiße Kohlen in seinem gebräunten Gesicht.
    Die grauen Nebel bewegten sich, verblaßten. Und dahinter, wie das Fleisch einer nackten Frau, vor dem sich ein rauchiger Schleier teilt, leuchteten seltsam gerundete Mauern aus Amarant und Ocker, rot und narzissengelb. Hier und dort wölbte sich eine Kuppel aus perlendem Champagner mit einem purpurroten Knopf auf dem Scheitel. Die Häuser am Stadtrand waren niedrig und schienen auf die Mitte zu höher und höher anzusteigen. Und dort reckte ein hoher, schlanker Bau seinen Turm dem Himmel entgegen.
    Angus atmete tief und strich sich mit den Händen über die harten Muskelstränge seiner Schenkel. Er wandte sich um und starrte hinter sich, wo der heiße Sand sich hätte dehnen müssen. Aber er sah nur Nebel, wabernde, leuchtende Nebel.
    Angus ging die Straße hinunter, vorbei an Häusern mit leeren Fenstern, über Kreuzungen, wo keine Menschen standen, und seine Schritte hallten laut durch die Stille der toten Stadt.
    So ging er weiter, bis der Eingang des Turms in der Stadtmitte vor ihm lag. Er sah sich der Tür mit ihren heraldischen Mustern gegenüber – Red Angus erkannte den flammenäugigen Hengst des vergessenen Shallar und den trutzigen Drachen von Domeer – die breite Tür war eine einzige funkelnde Masse von Smaragden, eingebettet in Schnitzereien, so zart, als hätte man sie aus Papier geschnitten.
    Die Torflügel öffneten sich auf seine Berührung hin und dahinter waren rote und gelbe Metallfliesen zu erkennen, die sich unter einer glitzernden Kuppel aus durchsichtiger Jade erstreckten. In der Mitte der Halle ragte ein flaches Podest aus Metall auf und dahinter brodelte eine graugrün irisierende Flüssigkeit. Er ging auf den Sockel zu, beugte sich vor und starrte in die Tiefe.
    »Einer der Schwarzen Tümpel«, flüsterte Angus.
    In dem Licht, das durch die strahlende Deckenkuppel hereinfiel, konnte er nur Schwärze sehen, ein nachtschwarzes Nichts, das zu leben schien.
    Auf dem Metallboden hinter ihm hallte ein Schritt.
    Angus fuhr herum.
    Da stand ein Mann, auf einen gebogenen Stab gestützt. Der Mann trug ein lose anliegendes Gewand aus weicher Wolle, weiß wie Schnee, und lächelte sanft. Seine Arme und Beine waren unbedeckt und gebräunt. Sein Gesicht wirkte trotz zahlreicher Falten beinahe jugendlich.
    »Ich habe viele Jahre gewartet«, sagte er mit weicher Stimme, »und nie ist jemand gekommen. Jetzt – endlich – ist hier jemand, der die Stadt gefunden hat. Willkommen, ich heiße dich im Turm der Alten willkommen!«
    »Stasor!« rief Angus in plötzlichem Erkennen aus.
    »Der Stasor, den du kennst, ja. Einer meiner Rasse wird auserwählt, um hundert Jahre als Hüter der Stadt zu verbringen, um auf die zu warten, die vielleicht kommen könnten, um ihre Schätze zu suchen.
    Du bist der erste, der sie je gefunden hat.«
    »Ein Leben der Einsamkeit«, meinte Angus. »Sind wir das wert?«
    Der alte Mann lachte. »Wir sterben nicht – nicht so, wie eure Rasse den Tod kennt. Das ist eine unserer Errungenschaften. Wie die Schwärze, wo du mich das erstemal sahest.«
    »Die Schwärze?« Angus drehte sich um und starrte in die schwarze Flüssigkeit, die der Rand aus Metall umgab. »Was ist das? Das muß es überall auf dem Planeten geben. Niemand weiß, was diese Tümpel sind.«
    »Das ist das größte Produkt meiner Rasse. Vor vielen Äonen hat ein Gelehrter entdeckt, daß man bei der Spaltung des Atoms unerhörte Energien freisetzen kann. Jahrelang haben die größten Gelehrten der Alten diese Erkenntnis studiert und überprüft. Am Ende bauten sie Maschinen, die jene schreckliche Energie bergen konnten. Und zuletzt, nach vielen Jahrhunderten, haben sie die Tümpel entwickelt.
    Die Tümpel sind nichts anderes als jene atomare Strahlung – reine Energie – die in riesigen Kammern gesammelt wird, die mit Stalabasil ausgekleidet sind, bereit, jederzeit eingesetzt zu werden.
    Früher starben die Menschen an solcher Radioaktivität. Im Laufe der Zeit, je mehr wir damit umgingen, paßten sich unsere Körper an, so daß die schmerzhaften Brandwunden, die einst zum Tod führten, am Ende nur

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