Titan 21
Angus rief erstaunt aus: »Sie entfernt sich von uns.«
»Ich bewege mich in der Zeit nach rückwärts. Bedenke, unser Universum dehnt sich aus. Diese Welt hat sich in den letzten dreihundert Jahren ein gutes Stück bewegt auf ihrem Weg zu dem Fixstern Wega. Wir müssen ihr folgen.«
Diesmal gab es keine liebliche Welt zu sehen. Da war nur geschwärzte Erde, verbrannt und verkohlt. Strahlträger, ausgeglüht und verbrannt, ragten aus der Erde wie von Feuer geschwärzte Rippen eines Riesen, der in einen Sumpf gefallen ist. Aus dem Westen rasten sieben dünne, schlanke Silhouetten durch die Luft heran. Vom geschwärzten Boden kamen noch kleinere, dünnere Gebilde, um sie aufzuhalten. Die kleinen Gebilde wirkten wie Wespen, so schnell rasten sie dahin. Die größeren Fahrzeuge hatten keine Chance. In rote Flammen gehüllt, stürzten sie ab, explodierten.
Stasor verkündete: »Dies ist ihr Letzter Krieg. Er wird noch zehn Jahre dauern. Die sieben Flugmaschinen, die du sahst, waren Bomber, die bis zum Rande mit Atombomben beladen waren. Die kleineren Maschinen waren Jäger, sie hatten Kernspaltungsstrahler, die Erfindung eines amerikanischen Wissenschaftlers.«
»Noch zehn Jahre!« meinte Angus und schüttelte sich. »Die haben nur noch verbranntes Land, auf dem sie leben.«
»Sie leben unter der Erde«, erklärte Stasor.
Angus überlegte. »Zwischen dieser Welt und dem, was sie in dreihundert Jahren sein wird, ist der Unterschied so groß.«
»Der Amerikaner, der den Kernspaltungsstrahler erfunden hat, wird ihre Welt zu jenem Höhepunkt führen«, erklärte Stasor. »Er wird die Reste der Zivilisation organisieren, die nach dem Letzten Krieg übriggeblieben sind, wird interrassische Heiraten und Geburten erzwingen. Das biologische Resultat davon wird natürlich im Laufe der Jahre eine neue, andere Rasse sein. Und jene Rasse ist es, die von der Erde zu den Sternen hinausziehen wird.«
Angus sah Stasor nachdenklich an. »Du meinst, ich könnte mit meinem Volk das tun, was der Amerikaner mit seinem getan hat.«
Der alte Mann zuckte die Achseln. Er drehte an seinen Schaltern und murmelte: »Karr kämpft einen Krieg, der ebenso tödlich ist wie der, den du dort unten siehst. Nur mit einem Unterschied: Statt Tod bringen Karrs Feinde euch Stagnation und Degeneration.«
»Wenn ich den Diktor dazu bringen könnte, die Wissenschaft der Hierarchen dem Volk zu geben«, sinnierte Angus.
»Wo Hoffnung ist, hast du auch neues Leben«, versicherte Stasor gütig. »Ohne die Wissenschaft hat das Volk von Karr keine Hoffnung mehr.«
Und Angus stieß verbittert hervor: »Der Diktor ist zu mächtig. Man kann ihn nicht besiegen.«
»Ich werde dir zeigen, wie man das kann«, murmelte der alte Mann.
III
Stal Tay hielt Hof. Er saß auf seinem Rubinthron, die rechte Hand auf das Knie gestützt, etwas nach vorne gebeugt, ein Lächeln um die dünnen Lippen. Vor ihm stand der Hierarch, vor Wut starr, und seine schwarzen Augen brannten unter der weißen Kapuze. Zur Linken des Hierarchen lag die fast nackte Moana, hingestreckt auf dem kalten Steinboden, mit schweren Eisenringen um die Hand- und Fußgelenke, und ihr weißes Fleisch leuchtete unter den zerfetzten Kleidern.
Stal Tay spottete: »Du kommst zu spät, Hierarch. Ich weiß, wohin Red Angus ging, was er suchte und wer ihn sandte.«
»Es geschah in deinem Interesse«, stieß der Wissenschaftler hervor. »Ich habe sie zu dir gebracht, damit du die Wahrheit erfährst.«
Stal Tay sah zu der weinenden Moana hinüber. »Heutzutage geschieht so viel in meinem angeblichen Interesse. Was das betrifft, so bin ich beinahe geneigt, dir zu glauben, aber was mich wirklich beunruhigt, ist dies – hat Angus…«
Der Diktor verstummte plötzlich. Er erhob sich halb aus seinem Thron, und seine Finger krallten sich in die juwelenbesetzten Armlehnen. Der Hierarch fuhr herum. Selbst Moana drehte sich um, obwohl ihr Körper immer noch von Schluchzen geschüttelt wurde.
Ein gelbes Leuchten formte sich in der Luft, zwei Handbreit über den steinernen Fliesen des Audienzsaals. Das Gelb schimmerte, flackerte und erlosch. Dort wo eben noch das Leuchten gewesen war, konnte man jetzt ein flaches, schwarzes Podest erkennen, mit drei Stühlen, deren geschwungene Beine mit dem Boden des Podests verschraubt waren. Ein Mann drehte sich an der Schaltkonsole um, die zwischen den Sitzen aufragte, ein Mann mit rotem Haar und einem von der Sonne gebräunten Körper. Der Mann sah sie an und
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