Titan 21
Diktor, ihr Hunde. Wo ist er?«
Die Männer wandten sich um, und ihre Hände wiesen auf die mächtigen goldenen Türen des Audienzsaales.
Der Diktor und der Hierarch standen vor dem Rubinthron. Sie waren Geschlagene, rechneten mit dem Tod, und ihre Gesichter waren aschfahl.
Angus sagte: »Wenn ihr Stasor verletzt habt, sterbt ihr ein Jahr lang.«
Der Diktor machte eine müde Handbewegung. »Er ist in Ketten in den untersten Verliesen. Wir haben ihn nicht verletzt. Er wollte das Buch von Nard nicht übersetzen. Trotzdem hätte er uns tot keinen Nutzen gebracht. So lange er lebendig ist, konnte er seine Meinung noch ändern.«
Er fuhr fort und erklärte, wie er Angus' Reise auf dem Spektrografen verfolgt hatte, wie seine Männer dem Kurs gefolgt waren, den Angus eingeschlagen hatte, und wie sie in Kugelschiffen den Gott Karrs in die Zitadelle geschleppt hatten. Und dann meinte er: »Du warst geschlagen, erledigt. Meine Boten berichteten mir, daß deine Männer fast alle tot seien, in Stücke gehauen. Und doch – und doch kommt ihr hierher…«
Der Wahnsinn funkelte in den Augen des Diktors. Seine rechte Hand bewegte sich schnell wie der Blitz, und das blaue Metall eines Desintors spiegelte das weiche Leuchten der Wände wider.
Der Diktor war schnell, aber Tandor war schneller. Seine Hand bewegte sich so rasch, daß sie zu verschwimmen schien, und sein funkelndes Langschwert übersprang die zwei oder drei Meter, die sie trennten. Es trieb den toten Körper des Diktors die drei Schritte zurück zu dem Rubinthron. Er stürzte vor dem Thron zu Boden, und eine Blutlache umgab ihn.
Der Hierarch zuckte die Achseln und führte eine Kapsel zum Munde. Das Gift wirkte unglaublich schnell. Er stürzte, als die Saaltür sich öffnete und Stasor, auf seinen Stab gestützt, hereinkam.
Angus und Moana standen auf der Terrasse der Zitadelle und blickten auf die Unterstadt hinunter. Sie sahen nicht länger schindelgedeckte Dächer, sondern saubere Häuser, ordentliche Straßen und gesunde Kinder. Männer und Frauen schritten stolz durch die Straßen, genossen das neue Leben, das Stasor und das Buch von Nard ihnen bringen konnten. All das würde Zeit dauern, aber es würde kommen.
Moana machte eine leichte Bewegung. Ihre Hand griff nach der seinen. Er zog sie an sich, und seine Lippen drückten sich auf die ihren.
Fünfzig Meter von ihnen entfernt stand Tandor und grinste. »Ich hab' ja gesagt, daß er ein Märtyrer ist«, sagte er.
Er dachte an eine schwarzhaarige Adelige, die in den Kämpfen der Nacht zur Witwe geworden war. Dann rieb Tandor sich die Hände und lachte. Er schlich sich auf Zehenspitzen aus dem Garten.
Copyright © 1952 by Gardner F. Fox
In ferner Zukunft kam es zur Entdeckung eines neuen Naturgesetzes: Was hinaufsteigt, muß auch wieder herunterkommen. Selbst Hautamaki mußte das einsehen.
Begegnung am Ende
(FINAL ENCOUNTER)
HARRY HARRISON
I
Hautamaki hatte das Schiff in einer kiesbedeckten Felssenke abgesetzt, einem uralten Lavafluß auf der falschen Seite des Gletschers. Tjond war der Ansicht gewesen, hatte das aber nicht ausgesprochen, daß sie eigentlich näher hätten landen können; aber Hautamaki war der Schiffsmeister und traf sämtliche Entscheidungen. Und dann hätte sie natürlich auch beim Schiff bleiben können. Niemand hatte sie gezwungen, an diesem qualvollen Marsch über das von Spalten durchsetzte Eis teilzunehmen. Aber zurückbleiben kam natürlich nicht in Frage.
Dort drüben gab es so etwas wie eine Radioboje – auf diesem unbewohnten Planeten – die auf einem Dutzend Frequenzen quietschende und knatternde Laute aussandte. Sie mußte einfach dabei sein, wenn sie die Boje fanden.
Gulyas war ihr behilflich, eine besonders unangenehme Eisspalte zu überqueren, und sie belohnte ihn dafür mit einem flüchtigen Kuß auf seine vom Wind verbrannte Wange.
Die Hoffnung, daß es sich etwa nicht um eine menschliche Boje handeln könnte, war abwegig. Aber eigentlich untersuchte ihr Schiff ein bisher noch unerforschtes Gebiet. Immerhin bestand eine ganz entfernte Chance, daß irgendwelche anderen vielleicht den Sender gebaut haben könnten. Die Vorstellung, bei einer solchen Entdeckung nicht dabei zu sein, war unerträglich. Wie lange suchte die Menschheit nun schon, wieviele Jahrhunderte, Jahrtausende, ja Äonen?
Sie mußte ausruhen, sie war so viel körperliche Anstrengung nicht gewöhnt. Sie hing zwischen beiden Männern am Seil, und als sie stehenblieb,
Weitere Kostenlose Bücher