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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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blieben alle stehen. Hautamaki hielt an und sah sich um, als er ihr zögerndes Zupfen am Seil verspürte, starrte auf sie hinunter und sagte nichts. Sein Körper sagte es an seiner Statt, arrogant, groß, mit Muskeln bepackt, braungebrannt und unter dem durchsichtigen Atmosphäreanzug nackt. Sein Atem ging leicht und normal, und in seinem Gesicht veränderte sich keine Miene, als er auf ihre verzweifelt wogende Brust sah. Hautamaki! Was für ein Mann sind Sie, daß Sie eine Frau mit einem so tödlichen Blick ignorieren?
    Für Hautamaki war es das schwerste gewesen, das er je getan hatte. Als die beiden Fremden die ausgestreckte Zunge der Schiffsrampe hinaufgegangen waren, war das für ihn wie eine Verletzung seiner Intimsphäre gewesen.
    Dies war sein Schiff, es gehörte ihm und Kiiskinen. Aber Kiiskinen war tot, und das Kind, das sie sich gewünscht hatten, war auch tot. Vor der Geburt, vor der Empfängnis. Tot, weil Kiiskinen nicht mehr war, und Hautamaki sich nie wieder ein Kind wünschen würde. Und doch galt es, einen Auftrag zu erledigen; sie hatten nicht einmal die Hälfte ihrer Forschungskurve zurückgelegt, als der Unfall passiert war. Jetzt zum Forschungsstützpunkt zurückzukehren, wäre unglaubliche Zeit- und Treibstoffvergeudung gewesen. Und so hatte er Instruktionen eingeholt – und dies war das Ergebnis gewesen. Ein neues Forschungsteam, unerfahren und roh.
    Sie hatten auf ihren ersten Einsatz gewartet – und das bedeutete, daß sie zumindest die Ausbildung absolviert hatten, wenn sie schon nicht die Erfahrung besaßen. In physischer Hinsicht würden sie die Arbeit leisten, die getan werden mußte, darüber würde er sich nicht zu sorgen brauchen. Aber sie waren kein Team, und er war nur ein halbes Team. Die Einsamkeit kann eine schreckliche Sache sein.
    Er hätte sie willkommen geheißen, wenn Kiiskinen dagewesen wäre. Jetzt verabscheute er sie.
    Der Mann trat zuerst ein und streckte ihm die Hand hin.
    »Ich bin Gulyas, wie Sie wissen, und das ist meine Frau Tjond.« Er deutete mit einer Kopfbewegung nach hinten und lächelte, hielt die Hand immer noch ausgestreckt.
    »Willkommen auf meinem Schiff«, sagte Hautamaki und ergriff die eigene Hand hinter dem Rücken. Wenn dieser Narr die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Männer nicht kannte, dann würde er sie ihn nicht lehren.
    »Tut mir leid. Ich hatte vergessen, daß Sie Fremde nicht berühren und nicht die Hand schütteln.« Immer noch lächelnd trat Gulyas zur Seite, um seine Frau ins Schiff zu lassen.
    »Wie geht es Ihnen, Schiffsmeister?« sagte Tjond. Dann weiteten sich ihre Augen und ihr Gesicht rötete sich, als sie zum erstenmal bemerkte, daß er völlig nackt war.
    »Ich zeige Ihnen Ihr Quartier«, sagte Hautamaki, drehte sich um und ging voraus. Er wußte, daß sie ihm folgen würden. Eine Frau! Er hatte schon welche gesehen, auf verschiedenen Planeten, selbst mit ihnen gesprochen, aber er hätte nie geglaubt, daß eines Tages einmal eine sein Schiff betreten würde. Wie häßlich sie doch waren mit ihren geschwollenen Körpern! Kein Wunder, daß auf den anderen Welten alle Kleider trugen, um diese schwabbeligen, tanzenden Dinger und das überschüssige Fett darunter zu verbergen.
    »Aber – er hat nicht einmal Schuhe getragen!« sagte Tjond indigniert, während sie die Türe schloß. Gulyas lachte.
    »Seit wann stört dich denn Nacktheit? Während unserer Ferien auf Hie schien dir das nichts auszumachen. Und über die Sitten der Männer wußtest du doch Bescheid?«
    »Das war anders. Alle waren gleich angezogen oder ausgezogen. Aber das, das ist ja fast unschicklich!«
    »Die Unschicklichkeit des einen ist die Schicklichkeit des anderen.«
    »Ich wette, das kannst du nicht dreimal hintereinander schnell sagen.«
    »Trotzdem ist es wahr. Wenn du einmal darüber nachdenkst – der meint wahrscheinlich, wir würden uns gesellschaftlich genauso danebenbenehmen, wie du das von ihm denkst.«
    »Das denke ich nicht – das weiß ich!« sagte sie und stellte sich auf Zehenspitzen, um ihn mit ihren winzigen Zähnen ins Ohr zu beißen, Zähnen, die so weiß und perfekt geformt wie Reiskörner waren. »Wie lange sind wir schon verheiratet?«
    »Sechs Tage, neunzehn Standardstunden und ein paar Minuten.«
    »Da siehst du, wie lange du mich schon nicht mehr geküßt hast.«
    Er lächelte auf ihre winzige liebliche Gestalt herunter, strich mit der Hand über die beruhigende Glätte ihres haarlosen Schädels und über ihren geraden Körper und

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