Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
vor sehr langer Zeit auf einer Welt lebten.«
    »Unser Volk hat ebenfalls viele Welten besiedelt, aber wir kommen alle von einer Welt«, erklärte ihm Gulyas und blickte dann auf das Papier, das er in der Hand hielt. Er lächelte dem Alien auf dem Bildschirm zu, aber an seinem Lächeln war etwas schrecklich Trauriges. »Ursprünglich kamen wir von einem Planeten, der Erde heißt. Und von dort kommt Ihr Volk ebenfalls. Wir sind Brüder, Liem.«
    »Was ist das für ein Wahnsinn?« schrie Hautamaki ihn an. Sein Gesicht rötete sich vor Zorn. »Liem ist humanoid, nicht menschlich! Er kann unsere Luft nicht atmen.«
    »Er kann unsere Luft nicht atmen, oder vielleicht auch sie«, antwortete Gulyas ruhig. »Wir betreiben keine Genmanipulation, aber wir wissen, daß sie möglich ist. Ich bin sicher, daß wir einmal herausfinden werden, wie Liems Leute verändert wurden, um unter den physischen Bedingungen zu leben, denen sie jetzt ausgesetzt sind. Vielleicht war es natürliche Auslese und normale Mutation, aber mir scheint die Veränderung zu drastisch, als daß man sie so erklären könnte. Aber das ist nicht wichtig. Das hier ist wichtig.« Er zeigte die Notizen und Fotografien. »Sie können es selbst sehen. Dies ist die DNS-Kette aus dem Kern einer meiner eigenen Zellen. Und die hier ist von Liem. Sie sind identisch. Sein Volk ist ebenso menschlich wie wir.«
    »Das kann nicht sein!« Tjond schüttelte verblüfft den Kopf. »Sieh ihn dir doch an! Er ist so völlig anders, und ihr Alphabet – was ist damit? In dem Punkt kann ich doch nicht irren?«
    »Es gibt eine Möglichkeit, die du nicht in Betracht gezogen hast, ein völlig unabhängiges Alphabet. Du selbst hast mir gesagt, daß es nicht die leiseste Ähnlichkeit zwischen den chinesischen Ideogrammen und den westlichen Buchstaben gibt. Wenn Liems Volk eine Katastrophe erlitten hat, die sie dazu zwang, das Schreiben völlig neu zu erfinden, dann würde das dein fremdes Alphabet erklären. Und was ihr Aussehen angeht – denk doch an die Tausende von Jahrhunderten, die vergangen sind, seit die Menschheit die Erde verließ, dann wirst du sehen, daß seine physischen Unterschiede belanglos sind. Einige sind natürlich und andere sind vielleicht künstlich geschaffen, aber das Zellplasma kann nicht lügen. Wir sind alles Söhne des Menschen.«
    »Es ist möglich«, sagte Liem, der damit zum erstenmal das Wort ergriff. »Man hat mich informiert, daß unsere Biologen mit Ihnen übereinstimmen. Die Unterschiede sind belanglos, wenn man sie gegen die Ähnlichkeiten aufrechnet. Wo ist diese Erde, von der Sie kommen?«
    Hautamaki wies in den Himmel, der sich über ihnen spannte, auf das Sternenband der Milchstraße mit den Myriaden blitzender Sterne. »Dort weit draußen, auf der anderen Seite des Kerns, etwa auf halbem Wege um die galaktische Linse.«
    »Der galaktische Kern erklärt zum Teil, was geschehen sein muß«, meinte Gulyas. »Er durchmißt Tausende von Lichtjahren, und seine Temperatur beträgt über 10000 Grad. Wir haben seine Außenbezirke erforscht. Kein Schiff könnte den Kern durchdringen oder auch nur zu nahe herankommen, das liegt an den Staubwolken, die ihn umgeben. Also haben wir uns ausgedehnt und langsam den Rand der Galaxis umkreist und uns dabei von der Erde wegbewegt. Wenn wir gründlich darüber nachgedacht hätten, dann hätten wir begreifen müssen, daß die Menschheit sich auch in der anderen Richtung bewegt hat, in entgegengesetzter Richtung um das Rad.«
    »Und eines Tages mußten wir uns begegnen«, sagte Liem. »Ich grüße euch, meine Brüder. Und ich bin traurig, weil ich weiß, was das bedeutet.«
    »Wir Menschen sind allein«, sagte Hautamaki und blickte zu den dicht gedrängten Milliarden von Sternen auf. »Wir haben den Kreis geschlossen und fanden nur uns selbst. Die Galaxis gehört uns, aber wir sind allein.« Er drehte sich um, ohne zu bemerken, daß Liem, das goldene Alien – der Mensch – sich im gleichen Augenblick und in der gleichen Art umgedreht hatte.
    Sie blickten nach draußen, blickten in die grenzenlosen Tiefen, in die endlose Schwärze des intergalaktischen Raums, in dem es keine Sterne gab. Ganz undeutlich in der Ferne waren Lichtpunkte zu sehen, winzige Flecken vor der Dunkelheit, nicht Sterne, aber Inseluniversen, wie das, an dessen äußerstem Rand sie standen.
    Diese zwei Lebewesen waren in mannigfacher Hinsicht unterschiedlich: was die Luft betraf, die sie atmeten, die Farbe ihrer Haut, ihre Sprache, ihre

Weitere Kostenlose Bücher