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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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schließlich kann die Säure ja nicht den ganzen Ozean gleichzeitig bedecken.«
    »Sie breitet sich schnell aus. In einem Monat wird sie den ganzen Pazifik zugedeckt haben. Bis Oktober wird sie das Kap der guten Hoffnung erreicht haben, und Anfang des nächsten Jahres wird der ganze Atlantik bedeckt sein. Nein, es gibt kein Entrinnen.«
    Nun, wie Sie wissen, verständigten Dr. Ordway und ich die Behörden. Wir fingen dort an, wo wir glaubten, anfangen zu müssen – dem Generalsekretär der Vereinten Nationen. Wir waren außerstande, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wir versuchten es mit dem Präsidenten – mit demselben Ergebnis. Daraufhin suchten wir erschreckt den Präsidenten des Instituts auf, den wir schnell überzeugten. Er rief den Stabschef der Army an, aber der General war verreist. Er erzählte seine Geschichte dessen Stellvertreter, der versprach, daß der General verständigt werden würde. Wir schärften ihm äußerste Geheimhaltung ein, aber irgendwie sickerte die Geschichte durch. Wir hatten Washington an einem Freitag angerufen. Am Sonntag stand in der Lokalzeitung eine ap-Meldung aus Washington:
    ›Wissenschaftler erklärt, daß die Ozeane infolge des Verlusts einer Schiffsladung einer mysteriösen Z-Säure austrocknen werden…‹
    Sonntagabend befand sich Ordway an Bord eines Flugzeugs nach Washington. Ich blieb zu Hause; ich hatte noch Prüfungen abzuhalten.
    Der Übergang der Massenhysterie von einem Gegenstand zum nächsten, der sich in den nächsten paar Tagen vollzog, wird die Psychologen wahrscheinlich noch viele Jahre beschäftigen. Ich befand mich in einer einmaligen Lage. Ich wußte im voraus, was kommen würde, und fing eine Ausschnittsammlung mit diesem Artikel als Warnung an.
    Zunächst blieben die Nachrichten vage. Ich wußte, daß Ordway aktiv war, weil sein Name immer wieder in Berichten auftauchte, die sich mit gewissen Geheimexperimenten und Demonstrationen befaßten. Einmal kam ein Kurier der Army ins Institut, und ich sorgte dafür, daß er ein Zweihundertliter-Faß mit Z-Säure bekam. Ich beobachtete weiterhin die Wetterkarten des Nordpazifik, sah aber dort nichts Dramatischeres als ein Verschwinden des Aleutennebels.
    Dann stand am 22. Juni 1950 in sämtlichen Zeitungen eine sorgfältig formulierte Erklärung:
    ›Der Präsident hat heute um 4.40 Uhr früh erklärt, daß diese Nation und die ganze Welt sich infolge eines unvermeidlichen Zwischenfalls auf hoher See in einer neuen Situation befinden, die eine große Gefahr in sich birgt. Im Augenblick besteht noch kein Risiko, aber der Bevölkerung wird dringend nahegelegt, den Aufforderungen der Behörden bezüglich der Einsparung von Wasser Folge zu leisten…‹
    Anschließend folgte ein klarer Abriß des Geschehenen im unverkennbaren Stil Dr. Ordways. Es wurde darauf hingewiesen, daß es zu keinen unmittelbaren Klimaveränderungen kommen würde. Milliarden von Tonnen Wasser befänden sich in der Luft, und es würden viele Monate vergehen, ehe diese mächtige Last sich in Form von Regen aus der Atmosphäre niederschlagen würde. Unterdessen wurden Maßnahmen eingeleitet. Die Überläufe der großen Bewässerungsdämme wurden geschlossen, und in aller Eile wurden zusätzliche Dämme gebaut, um überflutendes Wasser festzuhalten. Die Wasserfälle oberhalb von Niagara und in Sioux wurden abgesperrt, um das Wasser der Großen Seen zu bewahren, des größten Süßwasserreservoirs auf der ganzen Erde. Tausende Flüsse und Bäche wurden eingedämmt, und leere Tankwagen wurden mit Wasser gefüllt.
    Die Öffentlichkeit reagierte begeistert. Das hier war keine vage und entfernte Bedrohung, gegen die man nichts unternehmen konnte, sondern eine simple und begreifbare Katastrophe, mit der sich jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auseinandersetzen konnte. Zisternen, Tümpel, Tanks, Fässer, ja sogar Kochtöpfe wurden mit Wasser gefüllt und aufbewahrt. Die Nachfrage nach Z-Säure als Schutz für wertvolles Frischwasser stieg ungeheuer.
    Die Reaktion im Ausland war dieselbe. Die ausländische Presse ereiferte sich zwar gegen die amerikanische Einmischung, aber alle Regierungen, groß und klein, machten sich sofort an die Konservierungsprogramme. Die Bombe verschwand aus den Zeitungen und Gesprächen und gleichzeitig auch das Kriegsfieber. Die Menschheit stellte sich der Herausforderung, geeint wie noch nie zuvor.
    Die Vorbereitungen auf die zu erwartende Dürrekatastrophe dauerten den ganzen Sommer an; unterdessen machten sich bereits die

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