Titan 22
Atomenergie aus Blei einsetzen können, um frisches Wasser aus dem Ozean für Bewässerungszwecke zu destillieren, bis die Z-Säure aus dem Ozean verschwunden ist und die normale Verdunstung wieder einsetzen kann.«
Nun, und das war es. Fred und ich sprangen buchstäblich von unseren Stühlen, stießen ein höchst unakademisches Freudengeschrei aus und verpaßten damit die ähnlichen Ankündigungen, die in Französisch, Russisch, Chinesisch und allen anderen Sprachen der Welt gemacht wurden. Die öffentliche Reaktion in der ganzen Welt war, wie Sie ja aus der Geschichte wissen, ein Aufruhr, der fast ebenso katastrophal wie der Abwurf einer Bleibombe war. Die Erleichterung war einfach ungeheuer. Ein paar Tage lang konnte überhaupt nichts geschehen, um Schneiders Vorschlag in die Tat umzusetzen, weil einfach keine Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Und dann machten sich alle an die Arbeit.
Die Arbeit wurde auf zwei Phasen aufgeteilt. Der erste Teil bestand darin, entlang der Küsten in der Nähe von fruchtbarem Land riesige Destillationsanlagen anzulegen, mit Rohrleitungen, die sie mit den Feldern verbanden. Soweit ich mich erinnern kann, wurde als erstes einsatzfähiges System das in San Luis Obispo in Betrieb genommen, was das ganze Salinastal für die Kultivierung eröffnete. Die zweite Anlage stand in Bombay. Darauf wurden zu Tausenden Destillationsanlagen in Betrieb genommen, bis der unvermeidbare Flaschenhals in der Herstellung von Pumpen und Rohrleitungen auftrat.
Als dieser Punkt erreicht war, begann die zweite geplante Phase des Projekts. Verdunstungsanlagen wurden an Küstenorten gebaut, wo es landwärts wehende Winde gab, und man schoß ungeheure Dampfströme einfach in die Luft, damit sie landeinwärts getragen wurden. Die ersten Anlagen hatten eine nur sehr geringe Auswirkung auf das Wetter. Aber als man schließlich entlang der kalifornischen Küste fast tausend Stationen errichtet hatte, stellten sich die ersten Dividenden ein in Gestalt einer Wolke – einer weißen, natürlichen Wolke – über der Sierra-Nevada-Kette. Leute fuhren Hunderte von Meilen, um jene erste Wölke zu sehen und dann die anderen, die bald folgten. Und dann, an dem Tag, an dem die sechstausendste Verdunstungsanlage eingeweiht wurde, gab es in den Bergen ein Gewitter. Als die Regenwand sich den Tälern näherte, rannten die Leute aus ihren Häusern, um die Regentropfen zu spüren. Männer und Frauen warfen sich in die Rinnsteine, um mit der bloßen Haut das erste schlammige Wasser in sich aufzusaugen. Und die Kirchen hielten Gottesdienste im Freien ab.
Gemessen am heutigen Standard waren die Regenschauer nichts Besonderes. Sie waren weit verteilt und leicht; im besten Fall kam unser künstliches Wetter dem Wüstenklima nahe. Aber es ermöglichte wieder Ackerbau, und im Verein mit den Bewässerungsanlagen und einer rigorosen Verdunstungskontrolle setzte damit die Nahrungsmittelproduktion wieder ein, zuerst in normalem Maße und dann in einem Ausmaß, wie die Welt sie noch nie zuvor erlebt hatte. Denn jetzt gab es da einen neuen Faktor, der vorher nie existiert hatte, selbst in den üppigsten Jahren vor der Dürre nicht. Das war der Faktor einer die ganze Welt umfassenden Kooperation. Zum erstenmal in der ganzen Geschichte arbeitete ein jeder zum gemeinsamen Nutzen der Menschheit. Zum erstenmal waren Geist und Energie nicht auf den Krieg, sondern auf ein konstruktives Projekt gerichtet. Wo all die Anstrengungen der Diplomaten versagt hatten, trug die grimmige Notwendigkeit des Überlebens den Sieg davon. Die Staatsoberhäupter versammelten sich, um sich zu retten – und blieben dann wie durch ein Wunder beieinander.
Nun, für mich gibt es heute abend nicht mehr viel zu sagen. Sie alle wissen, wie die Welt verändert worden ist. Dr. Schneider und Dr. Ordway wurden beide zu Helden ausgerufen, und beide schufen eine Sensation, indem ihnen das Ganze im höchsten Maße peinlich war. Ich bezweifle, daß die Öffentlichkeit je ganz begriff, wie sie die Sache sahen, obwohl ich glaube, daß die meisten Wissenschaftler die erstaunliche Art und Weise würdigen können, mit der die Vorsehung oder zumindest etwas, das ihr nahe kam, sich einschaltete, insbesondere, was das Timing betrifft.
Ich glaube, ich kann nicht besser schließen als mit einem Satz, den Schneider vor ein paar Jahren äußerte, als er den Direktorposten der AEC aufgab, der, wie Sie ja wissen, ein reines Ehrenamt ist, da die AEC sehr wenig zu tun hat. Er sagte allen
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