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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Licht der Flammen, und ihre Augen glühten.
    Li Keng stieß einen so durchdringenden Schrei aus, daß Mason ihn trotz des Donners hörte, der von der Radiumgrube ausging. Der Chinese hob den Arm, als wollte er Nirvor abwehren, sie zurückweisen.
    Doch die Priesterin lachte. Ihr silbernes Haar flog ihr lose über die Schultern, die ihr durchscheinendes, schwarzes Kleid halb frei ließen. Sie trat einen Schritt nach vorne.
    Li Keng drehte sich um und rannte auf der Felsnase nach vorne. An ihrem Ende angelangt, ging er auf Hände und Knie nieder und richtete sich dann auf, eine Metallkassette in den behandschuhten Händen haltend. Und ehe irgendeiner sich bewegen konnte, war Li Keng, die Kassette mit beiden Händen gegen seine Brust drückend – in den Abgrund gesprungen!
    Nirvor stieß einen schrillen Schrei aus. Mason konnte ihr Gesicht erkennen, das sich zu einer Fratze der Verzweiflung verzerrt hatte. Und dann war der weiße Leopard über ihm. Er ging unter der Wucht des Aufpralls zu Boden. Daß er nicht in die Tiefe stürzte, hatte er nur dem Umstand zu verdanken, daß der Weg hier am Ansatz des Vorsprungs noch einigermaßen breit war. So hing er einen Augenblick lang über dem Abgrund, niedergedrückt vom Gewicht des Leoparden, die gefletschten Fänge der Bestie dicht über seinem Gesicht.
    Hände packten ihn unsanft.
    Der Leopard sprang mit einem eleganten Satz beiseite. Tiermenschen zogen Mason auf den Felsgrat zurück, stellten ihn auf die Füße. Sie hielten ihn so fest, daß er sich nicht rühren konnte und der Priesterin ins Gesicht sehen mußte.
    Sie machte eine schnelle Handbewegung, und Mason wurde auf dem Weg zurückgedrängt. Er wußte, daß Widerstand keinen Sinn hatte. Das würde seinen sofortigen Tod bedeuten. Und selbst wenn er vorher ein paar der Gegner erledigen konnte, so würde er doch am Ende unzweifelhaft in den Abgrund gestoßen werden. So ließ Mason sich von den Tiermenschen zu der Metalltür zurückdrängen, wo sie ihm den Schutzpanzer abstreiften.
    Nirvors Gesicht war weiß. »Ich habe viel aufs Spiel gesetzt«, flüsterte sie. »Menschen leben nicht lang über der Radiumgrube. Ein wenig mehr noch, und ich wäre gestorben… auf schreckliche Art!« Sie schauderte und strich sich mit den weißen Händen über den schlanken Körper.
    Der weiße Leopard drängte sich an ihr Bein und wurde von dem schwarzen weggestoßen. Die Priesterin sagte: »Ich ahnte, daß Li Keng das Geheimnis hatte, und so habe ich ihn beobachtet. Aber er hat die Unbesiegbare Kraft zerstört. Und sich mit. Er ist für mich jetzt nicht mehr zu erreichen. Aber du – du bist es, Kent Mason!« In ihren jadeschwarzen Augen flammte ein unheilvolles Feuer.
    »Heute nacht halten wir Gericht«, murmelte sie. »Dann werden deine drei Freunde sterben, und du mit ihnen.«
    Sie machte eine herrische Handbewegung. Der Tiermensch stieß Mason weiter. Stumm ließ er sich durch die endlosen Korridore führen, zurück in seine Zelle. Aber Nirvor machte dort nicht halt. Immer weiter nach oben ging es, bis sie schließlich auf die Straßen von Corinoor hinaustraten.
    »Da hinein!« befahl die Priesterin.
    Mason erkannte das Gebäude – es war jenes, in das Li Keng ihn geführt hatte. Im Mondlicht war nicht so deutlich zu erkennen, wie zerfallen es war. Jetzt wirkte es wie ein verzauberter Palast, eine Symphonie in Marmor.
    Sie traten durch die Bronzetore, durchschritten die innere Tür. Jetzt lag der riesige Saal nicht mehr im Halbdunkel – überall flackerten Fackeln, und der Saal war von Tiermenschen erfüllt. Am anderen Ende war die gigantische Statue einer nackten Frauengestalt zu erkennen, gekrönt vom Mond.
    Nirvor wies mit einer Handbewegung auf das Idol. »Das ist Selene«, sagte sie. »Göttin von Corinoor – einem Corinoor, das bald wieder im einstmaligen Glanz auferstehen soll!«
    Die Priesterin blieb vor einem Paneel stehen, das in die Wand eingelassen war. Es öffnete sich auf ihre Berührung hin. Sie deutete hinein.
    »Da hinein, Kent Mason. Schnell!«
    Er gehorchte und fand sich in einem düsteren, luxuriös ausgestatteten kleinen Raum mit Teppichen und Kissen, in einem Alkoven in der Wand stand ein kleines Abbild der Selenenstatue. Die Luft wirkte seltsam dunkel, geschwängert mit Düften, die Mason zu Kopfe stiegen. Er blickte sich um.
    Nirvor stand allein vor der geschlossenen Tür. Ihre schwarzen Augen musterten ihn rätselhaft.
    »Ich habe dir gesagt, daß du sterben mußt«, sagte sie.
    »Ich habe dich gehört«,

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