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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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in der Vergangenheit liegt. In jenem Jahr verließ der Riesige Gott unsere Erde.
    Man mag sich erinnern, das das Erste Verlassen 89 nur zwanzig Monate dauerte. Und doch ist der Riesige Gott jetzt schon fast die Hälfte dieser Zahl an Jahren von uns fern! Wir brauchen ihn wieder. Wir können nicht ohne ihn leben, wie wir schon vor langer Zeit hätten erkennen müssen, hätten wir nicht in unseren Herzen gelästert!
    Als er von uns ging, hat er unseren armseligen Globus auf einen solchen Kurs gesetzt, daß wir das ganze Jahr über tiefstem Winter ausgesetzt sind; die Sonne ist weit entfernt und zusammengeschrumpft; die Meere gefrieren das halbe Jahr; Gletscher ziehen über unsere Felder; am Mittag ist es zu dunkel, als daß man ohne künstliches Licht lesen könnte, und nichts wächst. Unheil ist über uns.
    Und doch haben wir alles, was wir bekommen, verdient. Dies ist die gerechte Strafe, denn in all den Jahrhunderten unserer Epoche, als unsere Gattung so relativ glücklich und ungestört war, haben wir wie die Narren darum gebetet, daß der Riesige Gott uns verlassen möge. Und das hat er jetzt getan.
    Ich bitte all die gewählten Ratsältesten diese Gebete als Vierte und Größte Häresie zu brandmarken und zu erklären, daß hinkünftig alle Anstrengungen der Menschen einzig und allein darauf gerichtet sein sollen, den Riesigen Gott aufzufordern, sofort zu uns zurückzukehren.
    Außerdem verlange ich, daß die Opferrate wieder gesteigert werden solle. Es hat keinen Sinn, sparsam zu sein, bloß weil uns die Frauen ausgehen.
    Und außerdem verlange ich einen Vierten Kreuzzug – schnell, ehe die Luft anfängt, uns in den Nasen zu gefrieren!
     
    Copyright © 1966 by Brian W. Aldiss

Und nach Armageddon? Wenn eine Art für immer zu leben aufgehört hat und eine ganze Welt geendet, dann bleibt doch etwas, das Substanz hat – ein Traum…
     
     
»Wenn ich dich je vergesse, Erde…«
    (»IF I FORGET THEE, OH EARTH…«)
     
ARTHUR C. CLARKE
     
     
    Als Marvin zehn Jahre alt geworden war, ging sein Vater mit ihm durch die langen, hallenden Korridore, die nach oben führten, durch die Verwaltung und die Energie, bis sie schließlich die allerobersten Etagen erreichten und sich inmitten der schnell wachsenden Vegetationen der Anbaugebiete befanden. Marvin gefiel es hier: es machte Spaß, den großen, schlanken Pflanzen zuzusehen, wie sie mit fast sichtbarem Eifer dem Sonnenlicht entgegenkrochen, das durch die Plastikkuppeln gefiltert wurde und ihnen entgegenkam. Überall war der Geruch des Lebens, ein Geruch, der in seinem Herzen ein Sehnen weckte, das er nicht in Worte kleiden konnte: er atmete nicht länger die trockene, kühle Luft der Wohnetagen, eine Luft, die von allen Gerüchen, außer einem schwachen Hauch von Ozon, ges舫ber t war. Er wünschte, er könnte eine Weile hierbleiben, aber das wollte Vater nicht zulassen. Sie gingen weiter, bis sie den Eingang zum Observatorium erreicht hatten, das er bislang noch nie besucht hatte: aber sie machten nicht halt, und Marvin wußte mit einem Gefühl wachsender Erregung, daß nur noch ein Ziel übrig blieb. Er würde zum erstenmal in seinem Leben nach Draußen gehen.
    In der Wartungshalle standen ein Dutzend der Oberflächenfahrzeuge mit ihren breiten Ballonreifen und ihren Druckkabinen. Anscheinend hatte man seinen Vater erwartet, denn man führte sie sofort zu dem kleinen Scoutwagen, der neben der riesigen, kreisförmigen Tür der Luftschleuse wartete. Angespannt vor Erwartung ließ Marvin sich in der engen Kabine nieder, während sein Vater den Motor startete und die Kontrollen überprüfte. Die innere Schleusentür öffnete sich und schloß sich dann wieder hinter ihnen: er hörte, wie das Brausen der großen Luftpumpen langsam leiser wurde, als der Druck auf Null abfiel. Dann blitzte das ›Vakuum‹ auf, die Außentür öffnete sich, und vor Marvin lag das Land, das er bisher noch nie betreten hatte.
    Natürlich hatte er Fotografien gesehen: er hatte es hundertmal auf Fernsehschirmen abgebildet gesehen. Aber jetzt lag es rings um ihn und brannte unter der wilden Sonne, die so langsam über den jadeschwarzen Himmel kroch. Er starrte nach Westen, weg vom blendenden Glanz der Sonne – und da waren die Sterne, so wie man ihm das gesagt hatte und wie er es doch nie so recht geglaubt hatte. Er betrachtete sie lange und staunte darüber, daß irgend etwas so hell und doch so winzig sein konnte. Es waren intensiv leuchtende Punkte, starr und unbewegt, und plötzlich

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