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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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erinnerte er sich an einen Vers, den er einmal in einem der Bücher seines Vaters gelesen hatte:
    Twinkle, twinkle, little star, How I wonder what you are. {§}
    Nun, er wußte, was die Sterne waren. Derjenige, der die Frage gestellt hatte, mußte wirklich sehr dumm gewesen sein. Und was verstanden die unter ›twinkle‹? Man konnte schließlich auf einen Blick sehen, daß alle Sterne das gleiche unveränderte, gleichmäßige Licht ausstrahlten. Er löste sich von dem dummen Vers und richtete seine Aufmerksamkeit auf die ihn umgebende Landschaft.
    Sie rasten jetzt mit fast hundert Meilen in der Stunde über eine flache Ebene, und die riesigen Ballonreifen ließen hinter ihnen kleine Staubwolken auffliegen. Von der Kolonie war keine Spur zu sehen: in den paar Minuten, in denen er die Sterne angestarrt hatte, waren ihre Kuppeln und Radiotürme hinter dem Horizont verschwunden. Und doch gab es da auch noch andere Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen, denn etwa eine Meile vor ihnen konnte Marvin die seltsam geformten Strukturen erkennen, die sich um den Eingang eines Bergwerks drängten. Da und dort kam aus einem gedrungen wirkenden Schornstein eine Rauchwolke und löste sich dann sofort auf.
    Sie ließen das Bergwerk schnell hinter sich: Vater fuhr mit einem Tempo, das einem irgendwie den Atem nahm und – für ein Kind war das ein seltsamer Gedanke – einen anderen denken ließ, er versuchte, vor irgend etwas zu entkommen. In wenigen Minuten hatten sie den Rand des Plateaus erreicht, auf dem die Kolonie erbaut worden war. Das Land fiel jetzt scharf unter ihnen ab, ein atemberaubend steiler Abhang, dessen untere Bereiche im Schatten lagen. Vor ihnen, so weit das Auge reichte, dehnte sich eine Wüste von Kratern, Bergketten und Schluchten. Die Kämme der Berge, die das Licht der tiefhängenden Sonne noch auffingen, brannten wie feurige Inseln in einem Meer der Dunkelheit, und über ihnen leuchteten die Sterne immer noch so beständig wie eh und je.
    Es konnte keinen Weg weiter nach vorne geben – und doch gab es einen. Marvin ballte die Fäuste zusammen, als der Wagen sich über den Abhang hinausschob und die lange Fahrt in die Tiefe begann. Dann entdeckte er die kaum sichtbare Spur, die den Berghang hinunterführte, und entspannte sich ein wenig. Anscheinend waren schon andere Menschen auf diesem Weg gefahren.
    Die Nacht senkte sich verblüffend abrupt auf sie herab, als sie die Schattenlinie überquerten und die Sonne hinter dem Plateau versank. Die zwei Scheinwerfer flammten auf und warfen auf die Felsen vor ihnen blauweiße Streifen, so daß sie ihr Tempo kaum zu verlangsamen brauchten. Stundenlang fuhren sie durch Täler und an den Ausläufern von Bergen entlang, deren Gipfel nach den Sternen zu greifen schienen, und manchmal, wenn der Weg etwas anstieg, kamen sie einen Augenblick lang wieder ins Sonnenlicht hinaus.
    Jetzt lag rechts von ihnen eine runzlige, staubige Ebene und links eine Mauer von Bergen, deren Terrassen sich Meile um Meile in den Himmel erhoben, und die sich in die Ferne erstreckten, bis ihre Spitzen hinter dem Rand der Welt verschwanden. Es gab keine Spur, daß Menschen je dieses Land erforscht hatten. Aber einmal kamen sie am Skelett einer abgestürzten Rakete vorbei, und daneben war ein kleiner Steinhaufen aufgetürmt, auf dem ein Kreuz aus Metall befestigt war.
    Marvin schien es, daß die Berge sich in alle Ewigkeit erstreckten: aber endlich, viele Stunden später, endete die Kette in einer Ansammlung kleiner Hügel. Sie fuhren in ein enges Tal hinunter, das sich in einem großen Bogen zur anderen Seite der Bergkette hin krümmte, und dabei wurde Marvin langsam klar, daß in dem Land, das vor ihnen lag, etwas sehr Seltsames geschah.
    Die Sonne stand jetzt tief hinter den Hügeln zur Rechten: das Tal vor ihnen hätte eigentlich in völliger Dunkelheit daliegen sollen. Und doch war es von einer kalten, weißen Strahlung erfüllt, die über die Klippen herüberschwappte, unter denen sie dahinfuhren. Dann befanden sie sich plötzlich auf der freien Ebene, und die Quelle des Lichts lag in ihrer ganzen Herrlichkeit vor ihnen.
    Jetzt, wo die Motoren zum Stillstand gekommen waren, war es in der kleinen Kabine sehr still. Nur das leise Wispern der Sauerstoffzufuhr und ein gelegentliches Knacken im Metall, wenn die Außenwände die angestaute Hitze abstrahlten, waren zu hören. Denn da von dem großen, silbernen Halbmond, der niedrig über dem Horizont schwebte und all dieses Land mit

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