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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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hinter sich die Tür ins Schloß.
    Am nächsten Morgen war ein Sonntag. Ruth stand spät auf und hatte gerötete Augen. Sie tischte eine Tasse Kaffee, ein Ei und eine Scheibe Toast auf. Als Sam die Küche betrat und hungrig in der Luft schnupperte, schaltete Ruth mit einer heftigen Bewegung das Radio ein und aß weiter, während mit ohrenbetäubender Lautstärke die Morgennachrichten dröhnten. Sam bereitete sich eine Schüssel von dem, was er gewöhnlich Pappflocken nannte, drehte das Radio leiser und mampfte in unglückseliger Stimmung seine Flocken.
    Plötzlich vergaß Ruth ihren Zorn und legte eine Hand auf Sams Hand. »Hör nur«, rief sie. Die vertraute, näselnde Stimme des Sprechers klang erregt.
    »Was verbirgt sich hinter dem Lanolinvorhang? Was hat es mit dem Haar auf sich, welches das Haarwuchsmittel der Full Head sprießen läßt? Warum schirmen bewaffnete Wächter das Gebäude der Full Head ab? Aber rufen Sie noch nicht Ihren Senator an! Wir erwarten für die Siebzehnuhrnachrichten eine umfassende Reportage… Neueste Meldung! Soeben haben in Manhattan drei kahlköpfige Männer in grauen Flanellanzügen einen Friseur zu lynchen versucht…«
    »Na, ich glaube«, sagte Ruth rachsüchtig, »das dürfte Chuck Bradford lehren, daß Verbrechen sich nicht auszahlt.«
    Die Türglocke läutete. »Ich glaube«, sagte Sam gutmütig, aber mit Nachdruck, »wir hätten hier mehr Ruhe, wenn du nicht immer den Teufel heraufbeschwören würdest.«
    Unter der Tür schwankte Chuck und schielte mit den Augen eines Menschen, der an Verfolgungswahn leidet, über seine Schulter. »Sie sind hinter mir her«, sagte er und ließ sich auf das schäbige Sofa sinken.
    »Ausgezeichnet«, bemerkte Ruth. »Ich spendiere den Strick.«
    »Beiße in eine Handvoll molu ?« wandte Chuck sich an Sam; allerdings nicht sonderlich hoffnungsvoll.
    »Tun Sie das von mir aus«, gab Sam zur Antwort. »Aber Ihre Formel wird es nicht verbessern.«
    An diesem toten Punkt in der haarigen Geschichte der westlichen Zivilisation griff das Schicksal erneut ein, indem eine ziemlich haarige, aber sehr geschickte Hand, die sich aus einem schwarzen Flanellärmel schob, den Klingelknopf drückte, der noch warm war von Chuck Bradfords Berührung.
    »Der Präsident der Vereinigten Staaten«, sagte der stattliche, aber dienstlich anonym wirkende Mann, dem diese geschickte Hand gehörte, »wünscht Sie zu sprechen.«
    »Ich habe bereits eine Verabredung«, sagte Sam mit verunsicherter Miene. »Natürlich…«
    »Der Präsident hat ebenfalls einen vollen Terminkalender.«
    »Ja, freilich.« Sam wurde friedlich.
    »Schleichende Sozialisierung!« tobte Chuck, nachdem die beiden gegangen waren. »Eingriffe der Regierung! Wenn sie das Haarwuchsmittel zur Regierungssache erklären… Teufel, was kann man nach zwanzig Jahren des Reformprogramms noch erwarten?«
    »Mit wem könnte Sam sich wohl verabredet haben?« überlegte Ruth.
    Es läutete. Diesmal besaß das Schicksal eine sanfte weiße Hand. »Ach, er ist nicht hier?« rief Debbie und flatterte vor Enttäuschung. »Er wollte mir doch eine Sammlung alter Münzen erklären!«
    »Leben Sie wohl«, sagte Ruth eisig, beförderte Debbie mit einem rohen Schubs hinaus und schloß die Tür. Sie wandte sich an Chuck. »Nun gut – eigentlich wollte ich warten und zusehen, wie man Sie lyncht. Aber ich möchte diese Person abwimmeln. Setzen Sie einen Vertrag auf, und ich verrate Ihnen die richtige Formel von Sams Haarwuchsmittel.«
    »Sie meinen, Sie haben sie schon die ganze Zeit hindurch gewußt?«
    »Nicht die ganze Zeit. Aber gestern abend hatte ich ausreichend Gelegenheit, um der Sache nachzugehen. Mir fiel ein, daß Sam einen Durchschlag des Manuskripts besitzen müßte, und ich habe ihn gesucht und gefunden.«
    »Treiben Sie ein paar Nachbarn auf, die den Vertrag mit ihren Unterschriften bestätigen«, sagte Chuck. »Unterdessen bereite ich den Vertragstext vor.«
    Sam blieb fast den ganzen Tag lang fort. Als er zurückkehrte, saßen Debbie auf dem Sofa und Ruth im Sessel und ignorierten einander geflissentlich.
    »Der Präsident der Vereinigten Staaten«, gab er bekannt, »wünscht, nicht kahlköpfig zu werden.«
    »Sie will nicht gehen«, sagte Ruth.
    »Warum sollte ich denn?« meinte Debbie und lächelte Sam an.
    »Weil die Full Head die Formel nun kennt«, erläuterte Ruth. »Ihre Anwesenheit ist hier nicht länger erforderlich.«
    »Möchtest du, daß ich gehe, Sam?«
    »Jetzt hat sie’s auf dein Geld abgesehen«,

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