Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
schreiben können, fand ich, aber ich hörte keinen Ton von ihm.
    Drei statt zwei Wochen später konnte ich endlich feststellen, daß Archy ›kuriert‹ war, und mein Honorar kassieren. Mit soviel Geld in der Tasche leistete ich mir einen Taxijet und war in einer halben Stunde daheim in Messina. Vom Flugplatz bis zum Haus brauchte ich so wenig Zeit wie noch nie.
    Als ich die Diele betrat, hörte ich leichte Schritte, und eine erfreute Stimme rief: »Dave, Liebling?« Vielleicht eine Minute lang brachte ich kein Wort heraus, und die Stimme wiederholte flehend: »Dave?«
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, ganz bestimmt aber nicht, daß Helena mich in dieser Weise empfing – erschrocken stehenblieb, mich anstarrte, die kleinen Hände vor die Brust preßte und deutlich Enttäuschung in ihrer Miene zu erkennen gab.
    »Oh«, rief sie. »Ich dachte, es sei Dave. Er kommt jetzt kaum mehr zum Essen nach Hause, aber ich habe doch das Abendessen seit Stunden fertig.« Sie ließ die Hände sinken und zwang sich zu einem Lächeln. »Sie sind Phil, nicht wahr? Dave erzählte mir von Ihnen, als ich… anfangs, meine ich. Ich freue mich, daß Sie wieder daheim sind, Phil.«
    »Und mich freut es, daß es dir so gut geht, Helena.« Wie, zum Kuckuck, macht man Konversation mit einem Roboter? »Aber hast du nicht etwas von einem Nachtmahl gesagt?«
    »Aber natürlich. Ich denke, Dave hat wohl wieder in der Stadt gegessen, also können wir genausogut anfangen. Es ist schön, jemanden im Haus zu haben, mit dem man plaudern kann, Phil. Ich darf doch Phil sagen? Und du? Weißt du, Phil, du bist fast eine Art Patenonkel für mich.«
    Wir aßen zusammen. Ich hatte nicht mit so etwas gerechnet, aber anscheinend war Essen für sie eine ebenso alltägliche Sache wie Gehen. Außerdem aß sie nicht viel; die meiste Zeit beschränkte sie sich darauf, in Richtung Eingangstür zu starren.
    Dave kam, als wir fast fertig waren. Seine Miene war griesgrämig für zwei. Helena wollte aufstehen, aber er verdrückte sich sofort in Richtung Treppe und rief nur über die Schulter: »Hallo, Phil. Wir sehen uns nachher oben.«
    Irgend etwas war ganz und gar nicht in Ordnung mit ihm. Ich glaubte, in seinen Augen eine Art gehetzten Blick gesehen zu haben, und als ich mich zu Helena umdrehte, füllten sich ihre mit Tränen. Sie schluckte, zwinkerte sie zurück und machte sich wütend über ihren Teller her.
    »Was ist bloß los mit ihm… und mit dir?« fragte ich.
    »Er verabscheut mich.« Sie stieß ihren Teller zurück und stand abrupt auf. »Du solltest lieber mit ihm reden, während ich abwasche. Und mit mir ist gar nichts los. Das Ganze ist jedenfalls nicht meine Schuld.« Sie stellte das Geschirr zusammen und verschwand in der Küche; ich hätte schwören können, daß sie weinte.
    Vielleicht sind alle Gedanken nur eine Reihe von konditionierten Reflexen – aber sie hatte offensichtlich eine ganze Menge an Konditionierung mitbekommen, während ich fort gewesen war. Lea war selbst an ihren gefühlsträchtigsten Tagen harmlos im Vergleich dazu. Ich begab mich nach oben, um festzustellen, ob Dave Licht in dieses Durcheinander bringen konnte.
     
    *
     
    Er ließ eben etwas Soda in ein großes Glas Calvados zischen, und ich registrierte, daß die Flasche fast leer war. »Auch einen?« fragte er.
    Ich konnte jetzt eine Drink brauchen. Das donnernde Röhren eines Eisen-Raketentriebwerks über dem Haus war das einzige, was noch wie früher war. Nach einigen Symptomen um Daves Augen zu schließen war das nicht die erste Flasche, die er während meiner Abwesenheit geleert hatte, und er schien einen ganzen Vorrat davon zu haben. Für seinen Drink holte er eine unangebrochene Flasche hervor.
    »Es geht mich natürlich nichts an, Dave, aber dieses Zeug wird deine Nerven auch nicht beruhigen. Was ist in dich gefahren? Und was ist mit Helena? Ist irgend etwas schiefgegangen?«
    Helena hatte sich geirrt; er hatte nicht in der Stadt gegessen – noch sonstwo. Er ließ sich so schlaff in einen Sessel fallen, daß ich sofort wußte, er war nicht nur müde und nervös, sondern auch hungrig. »Du hast’s bemerkt?«
    »Bemerkt? Ihr beide habt es mir ja förmlich unter die Nase gerieben.«
    »Hmmm.« Er schlug nach einer nichtexistenten Fliege und ließ sich tiefer in den Pneumo-Sessel sinken. »Na, vermutlich hätte ich mit Helena ja warten sollen, bis du zurück bist. Aber wenn das Programm im Stereo nicht gewechselt hätte… naja, es ist nun mal passiert. Und

Weitere Kostenlose Bücher