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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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sich einen Augenblick lang wortlos an. Kidder hatte den Bankdirektor seit Jahren nicht mehr gesehen. Die Anwesenheit dieses Mannes bewirkte bei ihm sofort, daß sich seine Kopfhaut auf unangenehme Weise zusammenzog.
    »Hallo«, sagte Conant aufgeräumt. »Sie sehen blendend aus.«
    Kidder gab einen knurrenden Laut von sich. Conant ließ seinen massigen Körper wieder auf die Bank fallen und räkelte sich behaglich. »Um Ihnen gleich die Anstrengung zu ersparen, Fragen zu stellen, Mr. Kidder; ich bin vor zwei Stunden auf einem kleinen Boot hier angekommen. Abscheuliche Art zu reisen. Ich wollte Sie mit meiner Ankunft überraschen; aus dem Grund ließ ich mich auf den letzten beiden Kilometern von meinen zwei Begleitern rudern. Wie es scheint, sind Sie wohl nicht sehr auf Verteidigung eingestellt, nicht wahr? Jeder könnte hier genauso unauffällig und unbehelligt aufkreuzen wie ich.«
    »Wer will das schon?« brummte Kidder. Die Stimme dieses Mannes schnitt ihm unangenehm ins Gehirn. Er sprach viel zu laut für solch einen kleinen Raum; zumindest klang es für Kidders Einsiedlerohren so. Kidder zuckte die Achseln und machte sich ungeachtet des Eindringlings daran, sich eine kleine Mahlzeit zuzubereiten.
    »Nun«, sagte der Bankier gedehnt, »vielleicht ich.« Er zog ein metallenes Zigarrenetui aus der Tasche. »Sie haben doch nichts dagegen, daß ich rauche?«
    »Doch!« sagte Kidder scharf.
    Conant gab ein unangenehm sparsames Lachen von sich und steckte die Zigarren wieder weg. »Ich lege Ihnen hiermit nahe, mir die Genehmigung für die Errichtung des Kraftwerkes auf der Insel zu erteilen, und zwar in aller Dringlichkeit.«
    »Funktioniert das Sprechfunkgerät nicht?«
    »Oh, doch! Aber da ich ja nun einmal hier bin, können Sie mich nicht so ohne weiteres einfach abschalten. Nun – wie sieht’s aus?«
    »Ich habe meine Meinung nicht geändert.«
    »Oh, das sollten Sie aber, Kidder, das sollten Sie wirklich. Überlegen Sie doch einmal – denken Sie nur an den Nutzen, den die neue Energie den Massen bringen würde, die jetzt noch Unsummen für den Strom bezahlen müssen.«
    »Ich hasse die Massen! Warum müssen Sie denn unbedingt hier bauen?«
    »Ach so – nun, der Standort bietet sich geradezu an. Die Insel gehört Ihnen; wir könnten hier sofort mit der Arbeit beginnen, ohne daß das Projekt gleich an die große Glocke gehängt würde. Die Anlage könnte voll entwickelt und betriebsbereit sofort mit einem Schlag in den Energiemarkt einbrechen, ohne daß jemand vorher auch nur die leiseste Ahnung davon gehabt hätte. Die Insel könnten wir hermetisch abriegeln.«
    »Ich möchte aber nicht gestört werden!«
    »Wir würden Sie keineswegs stören. Wir würden auf dem Nordzipfel der Insel bauen – zwei Kilometer von Ihnen und Ihrer Arbeit entfernt. Äh – was ich noch fragen wollte – wo ist eigentlich das Modell des Energiesenders?«
    Kidder, der gerade mit vollen Backen auf seiner synthetischen Nahrung herumkaute, deutete mit der Hand auf einen kleinen Tisch, auf dem das Modell stand; es war ein würfelförmiges, erstaunlich kompliziert aussehendes Gebilde aus Stahl und Plastik, dessen Seitenlänge etwa einen Meter betrug und das mit allen möglichen Knöpfen und winzigen Spulen bedeckt war.
    Conant erhob sich und ging auf das Gerät zu, um es in Augenschein zu nehmen. »Und es funktioniert, heh?« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Kidder, ich tu es wirklich nicht gern, aber ich will die Anlage um jeden Preis bauen. Carson! Robbins!«
    Zwei stiernackige Figuren traten aus zwei Ecken des Raumes hervor, wo sie sich die ganze Zeit über versteckt gehalten hatten. Einer der beiden ließ betont lässig einen Revolver um den Zeigefinger rotieren. Kidder schaute bestürzt von einem zum anderen.
    »Diese beiden Herren führen meine Befehle aufs Wort aus, Kidder. In einer halben Stunde wird eine Gruppe von Leuten hier landen – Ingenieure und Baufachleute. Sie werden die Nordspitze der Insel vermessen, um den günstigsten Standort für das Kraftwerk zu finden. Diese beiden Jungs hier haben, was Sie anbetrifft, dieselbe Einstellung wie ich. Machen wir die Sache mit oder ohne Ihre Hilfe? Mir ist es egal, ob Sie am Leben bleiben oder nicht, ob Sie weiterforschen können oder nicht. Meine Ingenieure sind auch ohne Ihre Mithilfe in der Lage, Ihr Modell nachzubauen.«
    Kidder sagte nichts. Als er die Männer plötzlich vor sich gesehen hatte, hatte er vor Schreck das Kauen vergessen. Erst jetzt bemerkte er,

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