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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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der Bank eingestellt. Darüber hinaus hatten Conants bewaffnete Aufseher, von denen je einer zwei Arbeiter beaufsichtigte, strikte Anweisung, jedes Funkgerät, das sie finden sollten, auf der Stelle zu vernichten. Da ging Johansen langsam ein Licht auf, daß er Gefangener auf der Insel war. Seine sofort aufflammende Wut legte sich bei dem Gedanken, daß sich für fünfzigtausend Dollar pro Woche das Gefangenendasein schon eine Weile aushalten ließ. Zwei Arbeiter und ein Ingenieur jedoch dachten darüber ein wenig anders und wurden zwei Tage nach ihrer Ankunft aufsässig. Sie verschwanden eines Nachts spurlos – und zwar in derselben Nacht, in der unten am Strand fünf Schüsse fielen. Niemand stellte Fragen, und es gab keinerlei Schwierigkeiten mehr.
    Conant überspielte seine Überraschung über Kidders Anruf geschickt und tat so entwaffnend jovial wie immer. »Hallo, was gibt’s? Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    »Ja«, erwiderte Kidder knapp. Seine Stimme klang leise und völlig ausdruckslos. »Ich ersuche Sie dringend, an Ihre Leute die Warnung auszugeben, auf keinen Fall die weiße Linie zu überschreiten, die ich etwa einen halben Kilometer nördlich von meinen Gebäuden quer über die Insel gezogen habe.«
    »Warnung? Aber mein lieber Freund, ich bitte Sie! Alle meine Leute haben die Anweisung, Sie um keinen Preis zu stören.«
    »Sie haben ihnen also die Anweisung gegeben, schön. Dann erteilen Sie ihnen jetzt eben die Warnung. Ich habe ein elektrisches Feld rings um meine Laboratorien errichtet, das jedes Lebewesen sofort tötet, sobald es in den bezeichneten Bereich eindringt. Ich möchte keinen Mord auf meinem Gewissen haben. Niemand wird etwas geschehen, solange er nicht unbefugt in meine Sphäre eindringt. Wollen Sie bitte Ihre Arbeiter davon unterrichten?«
    »Aber, aber, mein lieber Kidder!« rief der Bankier salbungsvoll aus. »Das war doch wirklich völlig überflüssig! Niemand wird Ihnen zu nahe treten! Ich…« Da bemerkte er, daß er in ein abgeschaltetes Mikrofon sprach. Er wußte nur zu gut, daß er besser nicht versuchen sollte, zurückzurufen. Stattdessen rief er Johansen an und informierte ihn über die Angelegenheit. Johansen war nicht gerade hocherfreut, als er die Nachricht hörte, aber er wiederholte die Mitteilung und schaltete sich aus. Conant gefiel dieser Mann. Einen Augenblick lang tat es ihm richtig leid, daß Johansen nie wieder lebend das Festland erreichen würde.
    Aber dieser Kidder – der fing wirklich langsam an, zu einem Problem zu werden. Solange seine Waffen rein defensiver Natur waren, bedeutete er keine echte Bedrohung. Aber man würde ihn sorgfältig im Auge behalten müssen, sobald die Anlage erst in Betrieb war. Conant konnte es sich nicht leisten, Genies um sich herum zu haben, die nicht hundertprozentig auf seiner Seite waren. Der Energiesender und Conants höchst ehrgeizige Pläne würden nur solange unbehelligt bleiben, wie Kidder sich selbst überlassen war. Kidder wußte sehr wohl, daß er, jedenfalls momentan, von der Seite Conants mit einer weit freundlicheren Behandlung rechnen konnte als von einer Horde staatlicher Abgesandter.
     
    Kidder verließ nur ein einziges Mal, nachdem die Arbeit an dem Bau begonnen hatte, seine Umhegung, und bevor er es tat, setzte er alle seine ungeschliffenen diplomatischen Fähigkeiten ein. Da er nur zu gut die Quelle kannte, aus der die Anlage ihre Energie bezog, und da er wußte, was passieren konnte, wenn diese Kraft mißbraucht wurde, bat er Conant um Erlaubnis, den gewaltigen Sendeapparat kurz vor der Fertigstellung einmal besichtigen zu dürfen. Nachdem er sein eigenes Leben abgesichert hatte, indem er Conant sagte, er würde erst wieder zurückrufen, wenn er sicher in sein Laboratorium zurückgekommen wäre, schaltete er seinen Schutzschild ab und ging zur Nordspitze der Insel hinüber.
    Es war ein Ehrfurcht einflößender Anblick; das ursprünglich einen Meter hohe und breite Modell war im Maßstab eins zu hundert nachgebaut worden. Innerhalb des massigen Kolosses befand sich, hundertfach vergrößert, eine naturgetreue Nachbildung des kaum durchschaubaren Gewirrs von Spulen, Stangen und Kabeln, wie es die Neoteriker so kunstvoll in ihre Maschine eingebaut hatten. Auf dem Dach des Würfels befand sich eine riesige Kugel aus einer blankpolierten, goldglänzenden Legierung: die Sendeantenne. Aus ihr würden bald Tausende von gebündelten Energiestrahlen strömen, die von den dazugehörigen Tausenden von Empfängern

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