Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
Stunden und fünfzig Minuten – also genau um sieben Uhr – läuft das kommerzielle Rundfunkprogramm der Sendestation RPRS. Sie werden den Sprecher dazu veranlassen, sofort nach seiner Ansage das Wort ›einverstanden‹ zu sagen. Niemand außer meinem Auftraggeber wird das bemerken. Es hat übrigens keinen Zweck, mich beschatten zu lassen; mein Auftrag ist hiermit beendet. Ich werde meinen Auftraggeber nie wieder sehen, noch sonst mit ihm je wieder in Kontakt treten. Das ist alles. Guten Tag, die Herrschaften.«
    Wright verschloß seinen Koffer mit einer weltmännischen Handbewegung, verbeugte sich knapp und verließ den Saal. Die vier Männer blieben regungslos sitzen und starrten den kleinen roten Würfel gebannt an.
    »Glauben Sie, er kann wirklich alles das tun, was er angedroht hat?« fragte der Präsident.
    Die drei anderen nickten stumm. Der Präsident griff nach seinem Telefonhörer.
    Es gab einen geheimen Lauscher, der das vorangegangene Gespräch in voller Länge mitbekommen hatte und von dem auch Conant, der hinter seinem Schreibtisch in dem großen Tresorraum der Bank, der sein Allerheiligstes darstellte, nicht das geringste ahnte. Direkt neben Conant befand sich der kompakte Funksprechapparat, der mit dem von Kidder in Verbindung stand. Durch die Anwesenheit Conants hatte das Gerät sich eingeschaltet, und Kidder, der weit entfernt auf seiner Insel saß, segnete nachträglich den Tag, an dem er diesen Apparat ausgetüftelt hatte. Er hatte schon den ganzen Vormittag über die Absicht gehabt, Conant anzurufen, hatte jedoch immer wieder im entscheidenden Moment davor zurückgeschreckt. Sein Zusammentreffen mit dem jungen Ingenieur Johansen hatte einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen. Dieser junge Mann war solch ein Vollblutwissenschaftler, der sich seiner Arbeit mit solch einer liebevollen Hingabe widmete, daß Kidder tatsächlich zum erstenmal in seinem Leben den Wunsch verspürte, jemanden wiederzusehen. Aber er hatte die Befürchtung, daß Johansens Leben in Gefahr geraten würde, wenn er ihn in sein Laboratorium holte; denn Johansens Arbeit auf der Insel war beendet, und höchstwahrscheinlich würde Conant, wenn er von dem Besuch erfuhr, den Ingenieur umbringen lassen, da er befürchtete, Kidder würde ihn zu Sabotageakten an der großen Sendeanlage überreden. Und wenn er, Kidder, sich selbst auf den Weg zu dem Kraftwerk machte, würde er wahrscheinlich erschossen werden, sobald man ihn entdeckte.
    Den ganzen Tag über kämpfte Kidder mit sich; endlich entschloß er sich, Conant doch anzurufen. Zum Glück betätigte er nicht den Signalknopf, sondern drehte nur die Lautstärke seines eigenen Empfängers hoch, als er sah, daß die kleine rote Lampe, die anzeigte, daß Conants Gerät auf Sendung war, hell leuchtete. Mit klopfendem Herzen wurde er Zeuge jedes einzelnen Wortes, das in viertausend Kilometern Entfernung in dem Saal des Präsidenten fiel. Ein Grauen überkam ihn, als ihm klar wurde, was Conants Techniker angerichtet hatten. Sie hatten Zehntausende von Energieempfängern in kleine Behälter eingebaut. Diese kleinen Empfänger konnten zwar nicht von selbst Energie entwickeln, aber ein Knopfdruck über riesige Entfernungen hinweg würde genügen, daß sie auf der Stelle Milliarden von PS aus den Energiestrahlen abziehen konnten, die das riesige Kraftwerk auf der Insel bereitstellte.
    Kidder stand wie gelähmt vor seinem Funkempfänger. Er hatte keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Und wenn ihm etwas einfiele, womit er das Kraftwerk zerstören konnte, würde mit Sicherheit die Regierung einschreiten und die Insel besetzen lassen. Und dann – was würde dann aus ihm und seinen kostbaren Neoterikern?
    Er hörte ein kurzes Knackgeräusch, dann erklang ein Radioprogramm aus dem Gerät – ein kommerzielles Radioprogramm. Erst kamen ein paar Takte Musik; dann pries die Stimme eines Mannes die Vorteile von Flugreisen auf Ratenzahlung an. Es folgte eine kurze Pause. Schließlich erklang die Stimme des Ansagers:
    »Sie hören die Radiostation RPRS, die Stimme der Hauptstadt von Süd-Colorado.«
    Die darauffolgende Pause von drei Sekunden schien eine Ewigkeit zu dauern.
    »Und nun ein Blick auf die Uhr: Beim Gongschlag ist es genau… äh… einverstanden… neunzehn Uhr.«
    Dann hörte Kidder ein halbirres Kichern. Es fiel ihm verdammt schwer zu glauben, daß das wirklich Conant war. Es knackte erneut in der Leitung. Er hörte, wie der Bankier einen Telefonhörer abhob und wählte.

Weitere Kostenlose Bücher