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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Dann seine Stimme: »Bill? Alles okay. Du fliegst jetzt mit deinem Geschwader zur Insel und bombardierst sie. Paß auf, daß du nicht aus Versehen das Kraftwerk triffst. Alles andere kannst du zu Puderzucker zerkleinern. Mach schnell, und komm sofort wieder zurück!«
    Fast hysterisch vor Angst rannte Kidder durch den Raum, schoß zur Tür hinaus und hetzte durch den Verbindungsgang. Nur ein paar hundert Meter von der Anlage entfernt waren fünfhundert unschuldige Arbeiter in Baracken untergebracht. Sie waren völlig ahnungslos. Conant brauchte sie jetzt nicht mehr; und er brauchte auch Kidder nicht mehr. Der einzig sichere Ort auf der Insel war die Energiestation selbst, und Kidder würde nicht zulassen, daß man seine Neoteriker vernichtete. Er hetzte die Treppe hoch und stolperte fast auf den nächsten Fernschreiber zu. Mit fliegenden Fingern tippte er in das Gerät: »Baut eine Schutzvorrichtung! Ich brauche einen undurchdringlichen Schutzschild! Dringend!«
    In Sekundenschnelle formten sich die Worte in der funktionalen Schrift der Neoteriker unter seinen Fingern. Kidder dachte über das, was er da schrieb, nicht nach, er konnte sich das Ding, was er da forderte, überhaupt nicht vorstellen. Nun, jedenfalls hatte er getan, was er konnte. Er mußte sie jetzt allein lassen und zu den Baracken rennen, um die Männer zu warnen. Er rannte den Weg entlang, der zu der Anlage führte, und warf sich über die weiße Linie, die den Tod bedeutete für den, der sie überschritt.
     
    Ein Geschwader von neun kurzflügeligen, moskitonasigen Flugzeugen stieg in der Nähe einer Bucht auf dem Festland auf. Es war kein Motorengeräusch zu hören; denn es gab keine Motoren. Jedes Flugzeug wurde von einem kleinen Empfänger angetrieben und zog seine unbeschrifteten, lichtabsorbierenden Flügel mit Hilfe der Energie von der Insel durch die Luft. Nach ein paar Minuten waren die Maschinen über der Insel. Der Kommandeur des Geschwaders sprach markig in das Mikrofon:
    »Nehmt euch zuerst die Baracken vor! Putzt sie weg und fliegt dann zum Süden der Insel!«
    Johansen stand allein auf einem Hügel etwa in der Mitte der Insel. Er hatte eine Kamera bei sich, und obwohl er wußte, daß seine Chancen, jemals wieder das Festland zu sehen, praktisch gleich Null waren, ließ er es sich nicht nehmen, sein geliebtes Werk aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren. Das erste, was er von den Flugzeugen wahrnahm, war das pfeifende Geräusch, das ihren Sturzflug auf die Baracken begleitete. Er stand wie gelähmt da und sah mit an, wie ein wahrer Bombenhagel auf die Behausungen niederprasselte und alles in Sekundenschnelle in ein Trümmerfeld von zerfetztem Holz, Metall und menschlichen Körpern verwandelte. Das Bild von Kidders ernstem Gesicht schoß ihm in Gedanken durch den Kopf. Der arme kleine Kerl – wenn sie seinen Teil der Insel bombardierten, dann… Aber sein Kraftwerk! Ob sie es auch bombardieren wollten?
    Zu Tode entsetzt sah er, wie die Flugzeuge, die schon in Richtung Meer abgedreht hatten, wieder kehrtmachten und erneut zum Sturzflug ansetzten; diesmal in Richtung Süden! Beim dritten Anflug stand das für ihn fest. Obwohl er nicht wußte, was er tun konnte, schoß er herum und rannte auf Kidders Anwesen zu. In einer Wegbiegung stieß er heftig mit dem ihm entgegenkommenden Biochemiker zusammen. Kidders Gesicht war vor Anstrengung purpurrot, und einen verstörteren Menschen hatte Johansen noch nie gesehen.
    Kidder deutete mit der Hand nach Norden. »Conant!« schrie er aus Leibeskräften, um das Getöse zu übertönen. »Es ist Conant! Er will uns alle umbringen!«
    Johansens Gesicht wurde kreidebleich. »Und die Anlage?«
    »Keine Angst, die wird er verschonen. Aber… meine Häuser… und alle die Männer!«
    »Zu spät!« rief Johansen.
    »Vielleicht kann ich noch – kommen Sie!« schrie Kidder und rannte wieder den Weg zurück.
    Johansen stürzte ihm nach. Die kleinen, kurzen Beine des Biochemikers verschwammen für eine Sekunde vor seinen Augen, als das Geschwader über sie hinwegschoß und ein Bombenhagel genau an der Stelle niederging, wo sie sich noch vor Sekunden begegnet waren.
    Als sie aus dem Wald herauskamen, legte Johansen einen Spurt ein, schloß zu Kidder auf und riß ihn keine zwei Meter vor der weißen Linie zu Boden.
    »W-warum…«, keuchte Kidder, heftig nach Luft ringend.
    »Gehn Sie keinen Schritt weiter, Sie Narr! Ihr eigenes verdammtes Kraftfeld – es wird Sie töten!«
    »Kraftfeld? Aber… ich kam

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