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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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ist die linke Hauswand. Ich weiß, daß dort niemand ist.«
    »Ich bin auch dafür, Rad, ihn leben zu lassen«, meinte der alte Mann. »Aber er war der erste aus der Menge, der in Aktion trat. Ich finde, er sollte einen Dämpfer kriegen.«
    »Wir werden mit seiner Anwesenheit Werbung treiben«, schlug Rad vor. »Er wird den Rest seines Lebens damit zu tun haben, diesen Vorwurf zu entkräften.«
    Faras Vertrauen auf das Gewehr war soweit geschwunden, daß er es völlig vergaß, während er mit wachsender Unruhe dem unbegreiflichen Gespräch folgte. Er öffnete den Mund, doch ehe er sprechen konnte, griff der alte Mann unnachgiebig ein: »Meiner Meinung nach wird eine kleine Gefühlsbehandlung Langzeitwirkung zeigen. Zeig ihm den Palast.«
    Palast! Die Überraschung über dieses Wort ließ Fara aufschrecken. »In Ordnung«, begann er, »ich weiß jetzt, daß Sie mich belogen haben. Das Gewehr ist gar nicht geladen. Es ist…«
    Seine Stimme ließ ihn im Stich. Jeder Muskel seines Körpers wurde starr. Er stierte wie ein Wahnsinniger. In seinen Händen war kein Gewehr.
    »Was haben Sie…«, begann er erregt – und verstummte wieder. Sein Verstand schien Karussell zu fahren. Mit äußerster Anstrengung befreite er sich von diesem Gefühl, und zitternd fand er schließlich die Erklärung: Jemand hatte ihm das Gewehr unbemerkt aus den Händen gewunden. Das bedeutete: Hinter ihm stand doch jemand. Die Stimme kam nicht von einem Automaten. Irgendwie hatten sie…
    Er wollte sich umdrehen – und konnte es nicht. Was, in Dreiteufelsnamen… Er kämpfte, strengte seine Muskeln an. Aber er kam nicht vorwärts, konnte sich nicht von der Stelle rühren.
    Die merkwürdige Dunkelheit in dem Laden nahm zu. Er hatte Schwierigkeiten, den alten Mann zu erkennen und… Er hätte laut aufgeschrien, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Denn das Waffengeschäft war verschwunden. Er war…
    Er stand im Himmel über einer riesigen Stadt.
    Im Himmel, und nichts unter den Füßen, um ihn herum nur Luft und das blaue Sommerfirmament; und die Stadt, ein, zwei Meilen unter ihm.
    Nichts, nichts – er wollte schreien, aber sein Atem schien fest in der Lunge eingeschlossen. Langsam wurde sein Kopf wieder klar, als ihm bewußt wurde, daß er auf festem Boden stand und die Stadt ein Abbild sein mußte, irgendwie direkt auf seine Netzhaut projiziert.
    Zusammenzuckend erkannte Fara plötzlich die Großstadt unter sich. Es war die Stadt seiner Träume, Imperial City, Hauptstadt der glorreichen Kaiserin Isher.
    Aus großer Höhe betrachtete er die Gärten, die prachtvollen Anlagen des silberschimmernden Palastes, die offizielle kaiserliche Residenz.
    Die letzten Reste seiner Angst verflogen angesichts zunehmender Faszination und Verwunderung; sie verschwanden völlig, als er – voll Schreckens zwar, doch auch voll Erwartung – bemerkte, daß sich der Palast mit rasender Geschwindigkeit näherte.
    »Zeig ihm den Palast«, hatte der alte Mann gesagt. Sollte das etwa bedeuten, daß…
    Seine Überlegungen waren wie weggewischt, als das hellglänzende Dach vor seinem Gesicht aufblitzte. Er schluckte, als das feste Metall durch ihn hindurchglitt – genauso wie dann die Wände und Decken der anderen Gebäude.
    Doch dann nahm der Eindruck eines drohenden Sakrilegs überhand, als sein Sturz in einem großen Zimmer endete, in dem eine Gruppe von Männern um einen Tisch herum saßen, an dessen Kopfende – eine junge Frau den Vorsitz führte.
    Die unerbittlichen, indiskreten Kameras, die diese Bilder aufnahmen, kreisten einmal um den Tisch und zeigten dann das Gesicht der jungen Frau in der Totale.
    Ein schönes Gesicht, aber jetzt verzerrt von Leidenschaft und wilder Wut; Feuer schien in ihren Augen aufzuflackern, als sie sich vorbeugte und mit der vertrauten Stimme sprach… Wie oft hatte Fara ihren ruhigen, gemessenen Tonfall in den Telestats gehört. Doch nun war die Stimme gleichzeitig vertraut und verzerrt. Wut und ein scharfer Befehlston verzerrten sie fast zur Unkenntlichkeit.
    Diese Karikatur der verehrten Stimme zerschnitt die Stille so gräßlich deutlich, als hielte sich Fara selbst in dem Raum auf: »Ich will, daß dieses Schwein umgelegt wird, versteht ihr? Ganz gleich, wie ihr das anstellt: Morgen abend will ich die Bestätigung haben, daß der Mann tot ist.«
    Das Bild verschwand, und im gleichen Augenblick fand sich Fara im Waffengeschäft wieder. Einen Moment lang stand er schwankend, seine Augen mußten sich erst wieder an das schummrige

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