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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Vakuumröhre sein müßte, wie stark die dazu benötigte Pumpe! Also haben wir uns schließlich dazu durchgerungen, eigene Jupitermenschen zu erschaffen.«
    Cornelius folgte ihm in einen anderen Raum, der weniger vollgestopft war, irgendwie fertiger aussah; die Unordentlichkeit eines Forschers war der Präzision eines Ingenieurs gewichen.
    Viken ging zu einer der zahlreichen Schalttafeln, die die Wände bedeckten, und betrachtete die Meßwerte. »Dahinter liegt ein weiterer Pseudo«, sagte er. »Weiblich, ausgesetzt dem Druck von zweihundert Atmosphären und einer Temperatur von minus einhundertundvierundneunzig Grad. Eine Nabelschnur – so würden Sie es wohl nennen – hält sie am Leben. In diesem… äh… Embryonalstadium hat sie die Geschlechtsreife erlangt; unsere Jupitermenschen entsprechen terranischen Säugetieren. Sie war noch nie bei Bewußtsein und wird es auch nicht sein, bis sie schließlich ›geboren‹ wird. Hier warten insgesamt zwanzig männliche und sechzig weibliche Exemplare. Wir können annehmen, daß etwa die Hälfte von ihnen die Jupiteroberfläche erreichen wird. Wenn ein Mehrbedarf entstehen sollte, können wir ihn erfüllen. Nicht die Pseudos selbst sind so kostspielig, sondern ihr Transport. Deshalb ist Joe auch allein dort unten, bis daß wir sicher sind, daß seine Art überleben wird.«
    »Ich hätte an Ihrer Stelle zuerst mit niedrigeren Lebensformen experimentiert«, sagte Cornelius.
    »Das haben wir auch. Wir brauchten zwanzig Jahre, sogar unter Ausnutzung der Schnellkatalysetechnik, um es von einer künstlichen Spore bis zu Joe zu bringen. Seit der Erschaffung von Pseudoinsekten benutzen wir den Psistrahl, um unsere Geschöpfe unter Kontrolle zu halten. Eine Beeinflussung grundverschiedener Arten ist ja möglich, wie Sie wissen, wenn man das Nervensystem des dafür erzeugten Wesens genauestens dafür einrichtet und es kein eigenes Bewußtsein, das sich von dem des Esmannes unterscheidet, aufbauen kann.«
    »Und Joe ist das erste Exemplar, das Ärger macht?«
    »Ja.«
    »Damit kann ich eine Hypothese fallenlassen.« Cornelius setzte sich, schlug seine stämmigen Beine übereinander und fuhr mit der Hand durch sein dünnes, sandfarbenes Haar. »Ich dachte, daß irgendein physischer Aspekt für den Ausfall verantwortlich sein könnte. Nun sieht es aber so aus, als ob die Schwierigkeiten in Joe selbst lägen.«
    »Das haben wir zunächst auch angenommen«, sagte Viken. Er zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch tief ein. Seine Augen glühten geradezu. »Das ist aber schwer zu begreifen. Von den Biotechnikern weiß ich, daß der Pseudocentaurus sapiens mit größerer Sorgfalt entwickelt wurde, als es bei allen Produkten der natürlichen Evolution der Fall ist.«
    »Auch sein Gehirn?«
    »Ja. Es entspricht genau den menschlichen Mustern, um eine Kontrolle durch den Psistrahl zu ermöglichen, ist sogar noch verbessert worden, besitzt eine größere Stabilität.«
    »Dennoch bleiben die psychologischen Aspekte bestehen«, sagte Cornelius. »Trotz all unserer Verstärker und anderer technischer Spielereien bleibt Psi in Wirklichkeit ein Zweig der Psychologie, auch heute noch – oder vielleicht ist es genau umgekehrt. Denken Sie doch nur einmal an eventuelle traumatische Erfahrungen. Ich nehme an, daß der – erwachsene Embryo des Jupitermenschen eine harte Landung zu überstehen hatte?«
    »Nicht der Embryo selbst, sondern das Schiff«, erklärte Viken. »Joe wurde dabei von einer schützenden Flüssigkeit umgeben, genau wie ein Mensch vor der Geburt.«
    »Nichtsdestoweniger«, widersprach Cornelius, »der Druck der zweihundert Atmosphären hier entspricht keineswegs den unvorstellbaren Verhältnissen auf Jupiter. Könnte diese Änderung ihn verletzt haben?«
    Viken sah ihn respektvoll an. »Das ist unwahrscheinlich«, antwortete er. »Ich sagte Ihnen ja bereits, daß die Raumschiffe durchlässig konstruiert sind. Der äußere Druck wird stufenweise mittels einer Reihe von Membranen an den… äh… Gebärmuttermechanismus übertragen.«
    »Und was geschieht danach?« fuhr Cornelius fort. »Das Schiff landet, der Gebärmuttermechanismus öffnet sich, die Nabelschnurverbindung wird gelöst, und Joe wird, drücken wir es einmal so aus, geboren. Aber er hat das Gehirn eines Erwachsenen. Er wird nicht von dem ungeschulten, nur halb entwickelten Gehirn eines Kindes vor dem plötzlichen Schock der Bewußtwerdung geschützt.«
    »Auch daran haben wir gedacht«, sagte Viken.

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