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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Raum.
     
    Unter dem fernen, ehernen Sonnenlicht, den düsteren sturmbrodelnden Wolkenbänken schritt er mit dem Gefühl, für diesen Tag seine Arbeit getan zu haben, den Hügel hinauf. Auf seinem Rücken hingen zwei handgefertigte Körbe, hielten sich gegenseitig im Gleichgewicht, einer gefüllt mit den scharfen, schwarzen Früchten des Dornenbaums, der andere mit armdicken Schlingpflanzen, die er als Seile benutzte. Die Axt auf seiner Schulter fing das schwindende Sonnenlicht und warf es blendend zurück.
    Obwohl die Arbeit nicht schwer gewesen war, hüllte Müdigkeit seinen Geist ein, und er fand keinen Geschmack an den Hausarbeiten, die noch getan werden mußten, am Kochen und Saubermachen und all dem anderen. Warum konnten sie sich nicht beeilen und ihm ein paar Helfer schicken?
    Grollend suchte er mit den Augen den Himmel ab. Mond Fünf war nicht zu sehen. Von hier aus, am Grund des Luftmeeres, konnte man nur die Sonne und die vier schon von Galilei entdeckten Satelliten ausmachen. Er war sich nicht einmal sicher, wo der fünfte Mond jetzt stand. Moment mal, hier ist gerade Sonnenuntergang, aber wenn ich zu der Aussichtskuppel ginge, könnte ich den Jupiter im letzten Viertel sehen, oder nicht? Oh, zur Hölle damit, wir benötigen nur einen halben Erdentag, um den Planeten zu umkreisen…
    Joe schüttelte den Kopf. Nach all dieser Zeit war es immer noch verdammt hart, sich zu konzentrieren. Ich, mein wirkliches Ich, befinde mich oben im Himmel, reite auf Jupiter Fünf zwischen den kalten Sternen. Vergiß das nicht. Wenn du willst, kannst du ja die Augen öffnen und den toten Kontrollraum sehen, auf einem natürlichen Hügel errichtet.
    Er tat es aber nicht, betrachtete statt dessen die großen, vom Wind braungefärbten Felsbrocken, die auf dem von einer dichten, moosartigen Vegetation bewachsenen Hügel lagen. Sie ähnelten kaum irdischen Felsen, und auch der Boden unter seinen Füßen fühlte sich nicht wie irdischer Humus an.
    Einen Moment lang spekulierte Anglesey über den Ursprung der Silikate, Aluminate und anderen Gesteinsverbindungen. Theoretisch sollten all diese Materialien in dem unzugänglichen Kern des Jupiters eingeschlossen sein, dort unten, wo der Druck stark genug war, um Atome so sehr zusammenzupressen, daß sie schließlich zusammenbrachen. Um den Kern herum sollte eine tausende Meilen umfassende Schicht allotropischer Eisenelemente liegen, und dann eine Lage metallischer Wasserstoffverbindungen. Diese komplexen Mineralien dürften so weit oben eigentlich gar nicht vorkommen, aber es gab sie.
    Nun, es war möglich, daß der Jupiter sich der Theorie entsprechend geformt, aber danach mit seinem unermeßlichen Schlund der Anziehungskraft genug kosmischen Staub, Meteore, Gase und Dämpfe zu sich herabgezogen hatte, um eine Kruste von mehreren Meilen Dicke bilden zu können. Aber wahrscheinlicher war durchaus, daß die Theorien nicht stimmten. Denn was wußten sie schon, was konnten sie schon wissen, diese weichhäutigen Erdenwürmer?
    Anglesey steckte seine – Joes – Finger in den Mund und pfiff. Ein Bellen erklang aus dem Unterholz, und zwei mitternachtschwarze Gestalten sprangen auf ihn zu. Er grinste und streichelte ihre Köpfe; die ›Erziehung‹ dieser Larven der schwarzen Raupenungeheuer, die er zu sich genommen hatte, ging schneller voran, als er dachte. Er würde aus ihnen Wächter machen, Hirten, Diener.
    Auf der Kuppe des Hügels errichtete Joe sich ein Heim. Er hatte einen Morgen Land gerodet und eine Palisade errichtet. Dort stand bereits ein Schuppen für ihn und seine Vorräte, ein Methanbrunnen und die Fundamente für ein großes, bequemes Haus.
    Aber es war zuviel Arbeit für einen allein. Auch wenn ihm die halbintelligenten Raupen halfen und er das Fleisch gefror, brauchte er die meiste Zeit immer noch für die Jagd. Das Wild würde außerdem nicht für ewig reichen; innerhalb des nächsten Jahres mußte er mit der Landwirtschaft beginnen. Ein Jupiterjahr – zwölf Erdenjahre, dachte Anglesey. Er mußte die Grundmauern des Hauses hochziehen und Möbel zimmern, wollte ein Wasserrad – nein, Methanrad – am Fluß errichten, welches das Dutzend Maschinen antreiben konnte, die er im Kopf hatte, er wollte mit Eislegierungen experimentieren und…
    Und, abgesehen davon, daß er Hilfe wirklich brauchen konnte, warum sollte er allein bleiben, die einzige denkende Kreatur auf dem ganzen Planeten? Sein Körper war männlich, und er fühlte auch so; kurz gesagt, seine Gesundheit

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