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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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die K-Röhre.«
    »Ersparen Sie mir Ihre Belehrungen«, fauchte Anglesey.
    »Ich habe nur allgemein bekannte Dinge wiederholt«, gab Cornelius zurück. »Die einfachste Antwort findet man nämlich immer am schwersten. Vielleicht liegen die Ausfälle gar nicht an der K-Röhre, sondern an Ihnen.«
    »Wie bitte?« Das weiße Gesicht starrte ihn wutverzerrt an.
    »Das soll keine persönliche Beschuldigung sein«, versicherte Cornelius hastig. »Aber Sie wissen, welche Streiche einem das Unterbewußtsein manchmal spielt. Wie gefällt Ihnen folgende Hypothese: In Wirklichkeit wollen Sie gar nicht auf dem Jupiter sein. Dort unten muß es ja auch ziemlich schrecklich sein. Oder irgendein obskurer Freudscher Komplex spielt eine Rolle. Oder – was am einfachsten wäre – Ihr Unterbewußtsein ist nicht in der Lage, einzusehen, daß Joes Tod nicht Ihren eigenen zur Folge haben wird.«
    »Hm.« Mirabile dictu, Anglesey blieb ruhig. Mit seiner skeletthaften Hand rieb er sich das Kinn. »Könnten Sie ein wenig deutlicher werden?«
    »Es fällt mir nicht leicht«, antwortete Cornelius. »Ihr Bewußtsein schickt einen motorischen Impuls per Psistrahl zu Joe. Gleichzeitig überschüttet ihr Unterbewußtsein, das sich gegen den gesamten Vorgang sträubt, Drüsen, Herz, Gefäße und die inneren Organe mit Furchtimpulsen. Diese wirken nun auf Joe ein, dessen plötzliche Anspannung auf Sie zurückschlägt. Der Psistrahl überträgt Joes somatische Furchtimpulse, versetzt Ihr Unterbewußtsein dadurch in einen noch größeren Angstzustand, der Ihre eigenen Symptome noch verstärkt. Verstehen Sie? Das entspricht genau der gewöhnlichen Neurasthenie, mit der Ausnahme, daß durch die Mitwirkung eines mächtigen Verstärkers, der K-Röhre nämlich, die Oszillation völlig unkontrollierbar innerhalb von einer oder zwei Sekunden entsteht. Sie sollten dankbar sein, daß die Röhre ausbrennt – sonst würde das Ihrem Gehirn nämlich passieren!« – Anglesey schwieg eine Weile. Dann lachte er. Es war ein hartes, barbarisches Gelächter. Cornelius sprang auf, als es an seine Trommelfelle schlug.
    »Eine hübsche Idee«, sagte der Esmann. »Aber ich fürchte, daß sie nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Sehen Sie, ich bin gern dort unten. Ich bin gern Joe.«
    Nach einem Moment fuhr er in trockenerem, unpersönlicherem Tonfall fort: »Bewerten Sie die Umwelteinflüsse nicht nach meinen Aufzeichnungen. Diese Angaben der Windgeschwindigkeiten, Temperaturschwankungen und Mineralienzusammensetzungen sind einfach bedeutungslos. Denn ich kann mit ihnen nicht ausdrücken, wie Jupiter in den im Infrarotbereich sehenden Augen eines Jupitermenschen wirkt.«
    »Anders, sollte man denken«, wagte Cornelius nach einer Minute zähen Schweigens zu sagen.
    »Ja und nein. Man kann es mit Worten einfach nicht beschreiben, dafür fehlen in unserer Sprache die notwendigen Begriffe. Aber… nein, ich kann es einfach nicht. Selbst Shakespeare könnte es nicht. Denken Sie nur einmal daran, daß alles, was uns kalt und giftig und lebensbedrohend erscheint, für Joe angenehm ist.«
    Angleseys Stimme wurde leiser, als ob er ein Selbstgespräch führte. »Stellen Sie sich vor, unter einem violett glühenden Himmel einherzuschreiten, über den große leuchtende Wolken dahinschweben und die Erde mit Schatten und Regen bedecken, über den Abhang eines metallisch glänzenden Berges zu gehen, während eine helle, rote Flamme über Ihnen explodiert und der Donner übers Land rollt. Stellen Sie sich einen kalten, reißenden Fluß vor, und niedrige Bäume mit Blüten aus dunklem Kupfer, und einen Wasserfall – Methanfall, genauer gesagt –, der von einer Klippe herabstürzt, und den starken, heftigen Wind, der ihn wie eine Mähne durcheinanderwirbelt und mit lauter Regenbogen überzieht! Stellen Sie sich einen dunklen, atmenden Wald vor, in dem Sie da und dort ein bleiches, rotes Irrlicht erspähen, das in Wirklichkeit die Lebensausstrahlung eines flüchtenden, scheuen Tieres ist, und… und… und…«
    Anglesey krächzte, schwieg. Er starrte seine zusammengeballten Fäuste an, schloß dann die Augen. Tränen rannen zwischen den Lidern hervor. »Stellen Sie sich vor, stark zu sein!«
    Plötzlich riß er den Helm an sich, setzte ihn auf und betätigte die Kontrollknöpfe. Joe hatte in der Nacht dort unten geschlafen, aber jetzt wachte er auf – um unter den vier großen Monden zu schreien, bis daß der gesamte Wald ihn fürchtete.
    Cornelius drückte sich leise aus dem

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