Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Glauben Sie mir, ich bin völlig davon überzeugt, daß der Ärger, den uns die Maschine bereitet, nicht physikalisch, sondern psychologisch bedingt ist. Aus irgendeinem Grund, der noch in seinem Unterbewußtsein verborgen ist, will Anglesey nicht auf der Jupiteroberfläche leben. Aufgrund eines solchen Konflikts könnte ein Psiverstärkerkreis sehr leicht durchbrennen.«
    »Hm.« Viken fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Das könnte schon möglich sein«, meinte er. »In letzter Zeit hat Ed sich immer mehr verändert. Als er hier ankam, hat er sich wenigstens dann und wann mal an einer Pokerpartie beteiligt. Jetzt hat er sich so sehr zurückgezogen, daß man ihn kaum noch sieht. Ich bin darauf nicht von selbst gekommen, aber, bei Gott, Jupiter könnte ihn tatsächlich verändert haben.«
    Cornelius nickte. Wohlwissend verschwieg er die nicht in sein Konzept passende Episode, als Joe ihm beschrieben hatte, was es für ihn bedeutete, ein Jupitermensch zu sein.
    »Ja«, sagte Viken nachdenklich, »Eds Vorgänger zeigten sich nicht besonders betroffen. Er anfangs auch nicht, aber da kontrollierte er auch nur niedrige Lebensformen. Erst seit Joe hat er sich so verändert.«
    »Sehen Sie«, sagte Cornelius hastig, »das meine ich damit. Aber genug der Fachsimpelei…«
    »Nein, einen Moment noch.« Viken schaute sich um, sprach dann mit leiser, eindringlicher Stimme weiter. »Ich denke jetzt zum ersten Mal wirklich darüber nach. Bislang habe ich alles einfach hingenommen, aber nicht hinterfragt. Joe hat etwas Besonderes an sich. An seiner Körperstruktur oder der Umwelt kann es nicht liegen, denn die niedrigen Lebensformen haben uns ja nicht solche Probleme bereitet. Könnte es nicht daran liegen, daß Joe die erste Marionette in der Geschichte ist, die mit einem möglicherweise menschlichen Verstand ausgestattet ist?«
    »Wir spekulieren in einem Vakuum«, sagte Cornelius. »Morgen kann ich vielleicht mehr sagen. Jetzt aber…«
    Viken setzte sich aufrecht. Seine hellen Augen blickten Cornelius starr und durchdringend an. »Einen Moment noch«, sagte er.
    »Ja?« Cornelius, der sich schon halb erhoben hatte, nahm wieder Platz. »Beeilen Sie sich bitte. Ich bin sehr müde.«
    »Sie wissen wesentlich mehr, als Sie vorgegeben haben, nicht wahr?« sagte Viken.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sind nicht der begabteste Lügner im Universum. Außerdem haben Sie Angleseys Absicht, die anderen Pseudos hinunterzuschicken, zu sehr unterstützt, als ein Neuankömmling es normalerweise täte.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß er sich voll darauf konzentrieren muß, wenn…«
    »Können Sie es gar nicht mehr erwarten?« fragte Viken schroff.
    Cornelius schwieg eine Minute lang. Dann seufzte er und lehnte sich zurück.
    »In Ordnung«, sagte er. »Ich werde mich auf Ihre Diskretion verlassen müssen. Ich war einfach nicht sicher, wie das alteingesessene Stammpersonal der Station reagieren würde. So wollte ich mich nicht verplappern und keine Spekulationen von mir geben, die sich hinterher als falsch herausstellen könnten. Erwiesene Tatsachen – ja, die können Sie hören. Aber ich will nicht mit einer bloßen Theorie menschliche Religionsprinzipien niederreißen.«
    Viken blickte düster drein. »Was zum Teufel meinen Sie damit?«
    Cornelius zog tief an seiner Zigarre, deren Spitze hell aufglühte und dann wie ein kleiner, roter, dämonischer Stern erlosch. »Jupiter Fünf ist mehr als eine Forschungsstation«, sagte er sanft. »Sie ist schon zu einer Lebensanschauung geworden, oder etwa nicht? Niemand würde sich hierher verpflichten, wenn seine Arbeit ihm nicht wirklich etwas bedeutete. Die, die sich mehrmals verpflichten, müssen an ihrer Arbeit etwas finden, das ihnen die Erde mit all ihren Reichtümern nicht bieten kann. Richtig?«
    »Ja«, gab Viken beinahe flüsternd zurück. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie das so schnell verstehen. Aber was wollen Sie damit sagen?«
    »Nun, ich kann es noch nicht beweisen, aber vielleicht ist all diese Arbeit umsonst gewesen. Vielleicht haben Sie den größten Teil Ihres Lebens und eine ganze Menge Geld zum Fenster hinausgeschmissen und müssen nun Ihre Koffer packen und nach Hause fliegen.«
    In Vikens langgezogenem Gesicht zuckte nicht ein einziger Muskel. Es schien erstarrt zu sein. »Warum?« fragte er dann leise.
    »Betrachten Sie Joe«, erklärte Cornelius. »Die Kapazität seines Gehirns entspricht der eines erwachsenen Menschen.

Weitere Kostenlose Bücher