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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Angeblich waren sie nur für Anglesey da, obwohl der Esmann darauf bestanden hatte, er würde sie nicht sehen können.
    Vier der roten Lampen waren bereits erloschen, also würden auch vier blaue nicht aufleuchten, um eine sichere Landung anzuzeigen. Ein Wirbelsturm, ein Blitzschlag, ein umhertreibender Eismeteor, ein Schwarm mantaähnlicher Vögel, deren Fleisch so dicht und hart wie Stahl war – ein paar hundert Gründe gab es dafür, weshalb die Schiffe vernichtet worden waren und nun irgendwo zerschmettert in den giftigen Wäldern lagen.
    Vier Schiffe, verdammt noch mal! Vier lebende Geschöpfe, ausgestattet mit einem Gehirn, das dem eines Menschen entsprach, zuerst für Jahre verdammt zu unbewußtem Dahindämmern, würden nun niemals mehr zu Bewußtsein kommen, bis auf den unfaßbaren Augenblick, in dem sie von Eisbergen in blutige Einzelteile zerfetzt wurden. Diese Verschwendung lag Cornelius schwer im Magen. Zweifellos mußte sie geschehen, falls es überhaupt je denkendes Leben auf dem Jupiter geben sollte, aber es sollte rasch und mit den geringstmöglichen Verlusten geschehen, so dachte er, damit die nächste Generation durch Liebe und nicht durch Maschinen erzeugt werden konnte.
    Er schloß die Tür hinter sich und wartete einen Moment lang, ohne zu atmen. Anglesey saß an der gegenüberliegenden Wand in seinem Rollstuhl, trug den Helm. Er bewegte sich nicht, zeigte überhaupt keine Regung. Gott! Es würde schrecklich sein, vielleicht sogar das Ende bedeuten, wenn Anglesey erfuhr, daß er zusah. Aber das würde er niemals. Er war blind und taub in seiner Konzentration.
    Nichtsdestoweniger bewegte der schwergewichtige Physiker sich äußerst vorsichtig durch den Raum auf den neuen Esprojektor zu. Er mochte es nicht, seine Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, würde es auch niemals getan haben, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber er fühlte sich deshalb auch nicht besonders schuldig. Wenn sein Verdacht zutraf, wußte Anglesey nicht, daß er langsam in etwas nicht mehr ganz Menschliches verwandelt wurde. Dieses Nachspionieren aber könnte seine Rettung bedeuten.
    Behutsam schaltete Cornelius den Esprojektor an und ließ ihn warm werden. Das Oszilloskop, das er in Angleseys Gerät eingebaut hatte, gab ihm den genauen Alpharhythmus des Mannes an, seine eigentliche biologische Uhr. Sobald man ihn justiert hatte, konnte man die subtileren Elemente rein gefühlsmäßig herauskristallisieren. Sobald man erst voll in Phase war, konnte man unentdeckt sondieren und…
    Den Fehler herausfinden. Angleseys gequältes Unterbewußtsein durchforschen und dabei entdecken, was ihn am Jupiter gleichzeitig anzog und abstieß, lockte und erschreckte.
    Fünf Schiffe gescheitert.
    Doch die anderen mußten kurz vor dem Aufsetzen sein. Vielleicht würden nicht mehr als diese fünf verlorengehen. Vielleicht würden zehn durchkommen. Zehn Gefährten für – Joe?
    Cornelius seufzte, sah den Krüppel an, der der Welt der Menschen, die ihn so zugerichtet hatte, blind und taub gegenüber war, fühlte Mitleid und Zorn zugleich. Es war nicht fair. Überhaupt nicht fair.
    Es war auch Joe gegenüber nicht fair. Joe war kein seelenverschlingender Dämon. Er wußte nicht einmal, daß er überhaupt Joe war, daß Anglesey ein bloßes Anhängsel wurde. Er hatte nicht darum gebeten, erschaffen zu werden, und der Entzug seines menschlichen Gegenübers bedeutete sehr wahrscheinlich seine Vernichtung.
    Jeder Mensch, der die gegebenen Grenzen zu weit überschritt, wurde eben auf die eine oder andere Art bestraft.
    Erbittert fluchte Cornelius über sich selbst. Es gab noch Arbeit zu tun. Er setzte sich und stülpte den Helm über. Die Trägerwelle pulsierte schwach, geräuschlos, irgendwo in seinem Bewußtsein erzitterten Neutronen. Man konnte den Vorgang nicht beschreiben.
    Er stellte Angleseys Alphawellen ein. Die seinen hatten eine etwas größere Frequenz, es war notwendig, die Signale zu überlagern. Immer noch kein Empfang. Nun, natürlich war es recht schwierig, die exakte Wellenform zu finden, die Tonlage war bei Gedanken genauso wichtig wie bei der Musik. Mit äußerster Sorgfalt justierte er die Schalter. Etwas blitzte durch sein Unterbewußtsein, das Bild von Wolken, die sich in einem violetten Himmel zusammenballten, ein alles zermalmender Sturm, der über den unermeßlich weiten Horizont fegte. Er verlor es wieder. Mit zitternden Fingern drehte er den Schalter zurück.
    Der Psistrahl zwischen Joe und Anglesey wurde

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