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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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dem Schaltkreis!« fuhr Joe grollend fort und sprach dabei laut. »Und komme ja nie wieder zurück zum Kontrollraum, verstanden? K-Röhre oder nicht, ich will dich nie wieder sehen. Wenn ich auch ein Krüppel bin, kann ich dich immer noch Zelle um Zelle auseinandernehmen. Und nun hau ab, laß mich allein! In ein paar Minuten wird das erste Schiff landen.«
    Du und ein Krüppel – du, Joe Anglesey?
    »Was?« Das große, graue Wesen auf dem Hügel hob sein barbarisches Gesicht, wie um einem plötzlichen Trompetenstoß zu lauschen. »Was meinst du damit?«
    Verstehst du es nicht? sagte der schwache, entschwindende Gedanke. Du weißt doch, wie die Esprojektoren arbeiten. Dann weißt du auch, daß ich Angleseys Gedanken in Angleseys Verstand überprüfen könnte, ohne dabei genug Interferenzen zu erzeugen, um entdeckt zu werden. Und in einen völlig nichtmenschlichen Verstand hätte ich nicht eindringen, noch hätte er sich meiner Anwesenheit bewußt werden können. Die Filter lassen solch ein Signal niemals durch. Trotzdem hast du mich im ersten Sekundenbruchteil vernommen. Das kann nur heißen, daß ein menschlicher Verstand in einem nichtmenschlichen Gehirn sitzt.
    Du bist nicht mehr der halbe Leichnam auf Jupiter Fünf. Du bist Joe – Joe Anglesey.
    »Verflucht noch mal!« sagte Joe. »Du hast recht.« Er stellte Anglesey ab, warf Cornelius mit einem einzigen brutalen Impuls aus seinem Gehirn und rannte den Hügel hinab, dem Raumschiff entgegen.
    Cornelius wachte Minuten später auf. Sein Kopf fühlte sich an, als wolle er jeden Moment platzen. Er griff nach dem Hauptschalter vor sich, drückte ihn herunter und warf ihn krachend auf den Boden. Aber er brauchte eine ganze Weile, bis daß er wieder genug Kraft geschöpft hatte, um bei Anglesey das gleiche tun zu können. Der war nicht mehr in der Lage, irgend etwas allein zu tun.
     
    Sie saßen vor der Krankenstation und warteten. Es war ein grell erleuchtetes, kahles Zimmer aus Metall und Plastik, das nach Antiseptika roch, tief unten am Herzen des Satelliten, wo Meilen von Fels das schreckliche Gesicht Jupiters vor ihren Blicken verbargen.
    Nur Viken und Cornelius saßen in dem winzigkleinen Zimmer. Die übrigen Leute der Station gingen mechanisch ihren Arbeiten nach, um die Zeit totzuschlagen, bis sie erfahren konnten, was sich ereignet hatte. Hinter der Tür kämpften drei Biotechniker, die gleichzeitig auch das medizinische Personal der Station darstellten, mit dem dunklen Boten des Todes um ein Ding, das einmal Edward Anglesey gewesen war.
    »Neun Schiffe haben die Landung geschafft«, sagte Viken dumpf. »Zwei männliche, sieben weibliche Jupitermenschen, gerade noch genug, um eine Kolonie zu gründen.«
    »Genetisch gesehen wäre es wünschenswert, daß mehr Pseudos überlebt hätten«, warf Cornelius ein. Er sprach mit leiser Stimme, der er einen fröhlichen Unterton geben wollte. Die ganze Situation war einfach schrecklich.
    »Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte Viken.
    »Oh, jetzt ist doch alles klar. Vielleicht sollte ich schon vorher darauf gekommen sein. Wir hatten alle Fakten, konnten daraus aber nicht die einfachste, augenscheinlichste Schlußfolgerung ziehen. Nein, wir mußten erst Frankensteins Ungeheuer heraufbeschwören.«
    »Nun«, knirschte Viken, »nun haben wir Frankenstein gespielt, nicht wahr? Da drin liegt Ed – und er liegt im Sterben.«
    »Das hängt davon ab, wie Sie den Begriff Tod definieren.« Cornelius paffte an seiner Zigarre; diese Gewohnheit beruhigte ihn. Er bemühte sich, in seinen Worten keine Gefühle mitschwingen zu lassen.
    »Überlegen Sie einmal, betrachten Sie die Fakten. Joe ist ein Wesen mit einer menschlichen Gehirnkapazität, aber ohne Verstand – eine vollkommene Locksche tabula rasa, die Anglesey mit dem Psistrahl ausfüllen kann. Wir folgerten ganz richtig – wenn auch viel zu spät –, daß eine Persönlichkeit entsteht, wenn man nur genug dazutut. Aber die Frage ist – wessen Persönlichkeit? Denn die normale menschliche Furcht vor dem Unbekannten, so vermute ich, bewirkte, daß wir von jedem Verstand, der in solch einem fremden Körper steckt, annehmen, daß er der eines Monsters sein muß. Also mußte er Anglesey feindlich gesinnt sein, mußte ihn aufsaugen…«
    Die Tür wurde geöffnet. Beide Männer sprangen auf.
    Der Chefarzt schüttelte den Kopf. »Es ist zwecklos. Ein tiefer traumatischer Schock. Er steht kurz vor dem Exitus. Wenn wir besser ausgerüstet wären, könnten wir ihn

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