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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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seiner eigenen Arbeit in England als
Priester. Er erzählte von seinen Problemen in der Gemeinde und von der
Unmöglichkeit, seine Arbeit ohne die Hilfe seiner Frau zu schaffen. Ich kannte
sie zu dieser Zeit nur oberflächlich, aber als ich ihr später begegnete, spürte
ich etwas von dem, was der Vikar als wesentlichen Teil seines Erfolges ihr
schuldete. Meine einzige Rechtfertigung, warum ich diese Einzelheiten über die
Carters erwähne – jetzt und später am Tage –, ist, obwohl das den
Durchschnittsleser vielleicht kaum interessiert, daß sie keinen Zweifel haben
sollten über den Zuspruch in der Gemeinde, der er vorsteht und von der er
geliebt wurde, wie ich glaube.
    Als nächstes
erwähnte er das Fehlen eines Gottesdienstes am Abend, und er fragte mich, ob
ich den Zahlmeister so gut kennen würde, daß ich ihn fragen könnte, ob er
erlauben würde, den Salon für einen Liederabend benutzen zu dürfen. Der
Zahlmeister gab sofort seine Zustimmung, und Herr Carter begann am Nachmittag
mit Vorbereitungen durch eine Befragung aller, die er kannte – und es waren
nicht wenige –, um 20.30 Uhr in den Salon zu kommen. Die Bibliothek war schon
nachmittags bevölkert, auch wegen der Kälte an Deck, aber durch die Fenster
konnten wir den klaren Himmel sehen mit herrlichem Sonnenlicht. Er versprach
eine sternklare Nacht und auch einen klaren morgigen Tag, mit ruhigem Wetter
auf dem Weg bis nach New York. Für uns alle war das ein Grund, zufrieden zu
sein.
    Ich kann zurückblicken und
sehe jede Einzelheit vor mir an diesem Nachmittag in der Bibliothek – der
wundervoll ausgestattete Raum mit Sofas, Sesseln und verstreuten schmalen
Schreib- oder Konsoltischen, Stehpulten an den Wänden, und die Bibliothek mit
ihren durchsichtigen Regalen an einer Seite, das ganze ausgeführt in Mahagoni
mit weißen, länglichen hölzernen Säulen, die das Deck darüber stützten. Durch
die Fenster ist ein geschützter Korridor zu sehen, der in allgemeiner
Übereinstimmung als Kinderspielplatz genutzt wird. Dort spielen die beiden
Kinder der Familie Navtrial * mit ihrem Vater – ihnen zärtlich zugewandt und sie
nie aus den Augen lassend. Wer wollte an eine dramatische Geschichte denken
angesichts der glücklichen Gruppe, die an jenem Nachmittag in diesem Korridor
spielte: Die Entführung der Kinder aus Nizza, der angenommene Name; die
Trennung von Vater und Kindern in einigen Stunden, sein Tod und ihre
nachträgliche Vereinigung mit der Mutter nach einer Zeitspanne des Zweifelns.
Wie viele ähnliche Geheimnisse offenbart die Titanic in privaten
Familienkreisen, oder wie viele gingen mit ihr unter, ohne bekannt zu werden?
Wir werden es nie erfahren.
    Im gleichen
Korridor befinden sich ein Mann und eine Frau mit zwei Kindern, eins davon wird
meist von ihm getragen, und alle sind jung und glücklich. Er hat immer einen
grauen Knickerbocker-Anzug an und einen Photoapparat um die Schulter
geschlungen. Ich habe niemanden von ihnen seit diesem Nachmittag gesehen.
Unmittelbar neben mir – so nahe, daß es sich nicht vermeiden ließ, daß ich
Gesprächsfetzen mitbekam – befanden sich zwei amerikanische Frauen, beide in
Weiß gekleidet; jung, möglicherweise Freundinnen: eine auf dem Rückweg von
England nach Indien, die andere Lehrerin in Amerika, ein anmutiges Mädchen mit
einer bemerkenswerten Ausstrahlung, gekrönt durch einen Kneifer. An ihrer
lebhaften Unterhaltung nahm ein Gentleman teil, den ich nachträglich anhand
eines Photos als populären Bürger aus Cambridge, Massachusetts, erkannte;
genial, charmant und mit einer höflichen Art zu den beiden Frauen, die er erst
vor einigen Stunden kennengelernt hatte. Von Zeit zu Zeit, während sie
sprachen, unterbrach die Bekanntschaft eines Kindes ihre Unterhaltung und
lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine große Puppe, die es mit seinen Armen
umklammerte. Ich habe keinen dieser Gruppe je wiedergesehen. In der gegenüberliegenden
Ecke befanden sich der amerikanische Kinematograph und seine junge Frau,
augenscheinlich Französin, sehr gewandt in Geduldsspielen, so wie sie es jetzt
spielte, während er, zurückgelehnt in seinen Sessel, das Spiel beobachtete und
von Zeit zu Zeit Anregungen gab. Ich sah sie nicht mehr wieder. In der Mitte
des Raumes hielten sich zwei katholische Priester auf, einer leise lesend –
entweder Engländer oder Ire, und wahrscheinlich der höhergestellte –, der
andere dunkel, bärtig, mit einem breitkrempigen Hut, einem Freund in deutsch
etwas ins Ohr flüsternd

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