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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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in
seiner Auffassung von allen Anwesenden unterstützt, und diesem allgemeinen
Druck nachgebend, begleitete ich ihn zur Firma Houghton Mifflin, wo wir die
Frage einer Veröffentlichung besprachen.
    Die Firma
Houghton Mifflin nahm zu dieser Zeit genau die gleiche Haltung ein, wie ich sie
hatte, nämlich daß es vermutlich nicht ratsam war, die Aufmerksamkeit auf die
Umstände des Untergangs der Titanic zu richten; es schien besser zu
sein, alle Einzelheiten so schnell wie möglich zu vergessen. Jedoch
vereinbarten wir einige Tage des Nachdenkens. Bei unserem nächsten Treffen
befanden wir uns wieder in Übereinstimmung – aber diesmal auf der Grundlage,
daß es eine kluge Tat sei, die Geschichte des Titanic -Unglücks so genau
wie möglich aufzuschreiben.
     
     
    Ich wurde in dieser
Entscheidung durch einen kurzen Artikel unterstützt, den ich an Bord der Carpathia abschnittsweise geschrieben hatte, in der Hoffnung, es könnte die
öffentliche Meinung beruhigen, wenn man die Wahrheit des Geschehens verbreiten
würde, so gut ich mich erinnern konnte. Der Artikel erschien in allen
amerikanischen, englischen und kontinentalen Zeitungen und hatte genau den
Effekt, den er haben sollte. Das ermutigte mich zu der Hoffnung, daß die Wirkung
dieses Werkes die gleiche sein würde.
     
     
    Ein anderer Umstand
erleichterte es mir, zu dieser Entscheidung zu kommen: die Pflicht, die wir
Überlebenden des Unglücks jenen schuldig sind, die mit dem Schiff untergegangen
sind, um zu erreichen, daß die dringend erforderlichen Reformen nicht in
Vergessenheit geraten dürfen.
     
     
    Wer immer auch Berichte über
die Schreie gelesen hat, die uns auf dem Wasser von jenen erreichten, die im
eiskalten Wasser versanken, sollte daran erinnert werden, daß sie an ihn genauso
gerichtet sind wie an jene, die sie unmittelbar hörten. Darum ist es die
Pflicht all jener, die die Schreie in der Nacht, in der die Titanic sank,
in ihrer äußersten Hilflosigkeit kennen, Reformen in die Wege zu leiten.

 
    Konstruktion und Vorbereitungen für die erste Reise
     
     
     
    Die Geschichte des Royal Mail
Ship Titanic der White Star Line ist von einer kaum vorstellbaren
tragischen Kürze. Die Welt hatte erwartungsvoll auf ihren Stapellauf und auch
auf ihre Abreise geblickt, hatte von der Ankündigung ihrer atemberaubenden
Größe gehört, von ihrer beispiellosen Vollkommenheit und Luxuriösität. Man
hatte es mit größter Befriedigung vernommen, daß so ein komfortables und dazu
noch so sicheres Schiff konstruiert und gebaut werden konnte – das »unsinkbare
Rettungs-Boot« –, um dann einen Moment später zu hören, daß es auf Grund
gegangen war, als ob es der gewöhnlichste Trampdampfer von ein paar hundert
Tonnen gewesen wäre; und mit ihm fünfzehnhundert Reisende, von denen manche
weltberühmt waren! Daß diese Unwahrscheinlichkeit überhaupt passieren konnte,
bringt die Menschheit ins Schwanken.
    Wenn die
Geschichte in einem Satz gesagt werden sollte, würde er aussehen wie etwa
dieser: »Die R.M.S. Titanic wurde von der Firma Harland & Wolff in
ihrer gutbekannten Werft auf Queen’s Island, Belfast, gebaut, Seite an Seite
mit ihrem Schwesterschiff Olympic. Die beiden Rümpfe – sie beanspruchten
den Platz von drei normalen Schiffen – markierten eine Vergrößerung der
Ausmaße, so daß Schreiner- und Kesselwerkstätten extra eingerichtet wurden, um
ihre Entstehung zu ermöglichen. Der Kiel der Titanic wurde am 31. März
1909 gestreckt, und sie lief am 31. Mai 1911 vom Stapel, absolvierte ihre
Probefahrt vor dem Handels-Ministerium am 31. März 1912 in Belfast, kam am 4.
April in Southampton an und lief am folgenden Mittwoch, dem 10. April, mit 2
208 Passagieren und Besatzungsmitgliedern zu ihrer Jungfernfahrt nach New York
aus. Am selben Tag legte sie in Cherbourg an, am Donnerstag in Queenstown, von
wo aus sie nachmittags nach New York auslief, wo sie voraussichtlich am
nächsten Dienstag morgen ankommen sollte. Aber die Reise wurde nie beendet. Sie
stieß am Sonntag um 23.45 Uhr auf einer Breite von 41 Grad 46 Minuten Nord und
einer Länge von 50 Grad 14 Minuten West mit einem Eisberg zusammen und sank
zweieinhalb Stunden später mit 815 ihrer Passagiere und 688
Besatzungsmitgliedern, 705 wurden von der Carpathia gerettet.«
    So lautet der
Bericht über die Titanic, dem größten Schiff, das die Welt je gesehen
hat – sie war drei Zoll länger als die Olympic und hatte [in der
Vermessung] tausend Tonnen mehr –, und ihr Ende war das

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