TITANIC-WORLD

glaub‘, dass ist ziemlich weit unten. Aber, zum Glück stehen wir ja genau richtig – in einem Treppenhaus.“ Er setzte sich in Bewegung und Jill folgte ihm, froh nicht mehr allein zu sein.
    Doch auf dem C-Deck endete die Treppe und sie sahen sich verdutzt an. „Ja, Scheiße, Alter“, entfuhr es Carl. „Hier ist wohl Endstation.“
    Jill antwortete nicht, aber sie guckte sich suchend um. Vor ungefähr einem Jahr hatte sie zufällig eine Dokumentation über die TITANIC gesehen und sie meinte sich zu erinnern, dass es keinen direkten Aufgang aus der dritten Klasse gab. Kann trotzdem nix passieren, dachte sie achselzuckend, ist ja alles nur virtuell. Sie entdeckte zwei Schilder und ging darauf zu. Doch die Schilder enthielten nur die Hinweise, Third Class Smoking Saloon und Third Class General Room . Enttäuscht wandte sie sich wieder um. Carl stand vor einer weiteren Türe und bemerkte: „Hier geht’s zur Promenade der dritten Klasse. Gibt’s von da einen Weg nach oben?“
    „Keinen blassen Schimmer. Lass‘ uns einfach nachsehen.“
    Als Carl die Tür öffnete, wehte ihnen ein eisiger Wind entgegen und ließ sie schaudern. Neugierig traten sie ein paar Schritte aufs Deck hinaus. Jill blickte nach oben. Ohne ein Wort zu sagen, stupste sie ihren Begleiter an und wies mit dem Kopf in die Richtung. Auf dem Bootsdeck wurde gerade ein Boot ausgeschwenkt. Ganz leise hallte der Ruf ‘ Lower away ‘ durch die Nacht. Fasziniert beobachteten beide, wie das Rettungsboot langsam am Rumpf der TITANIC entlang glitt, bis es ganz aus ihrem Sichtfeld verschwand.
    „Komm. Lass‘ uns wieder reingehen. Mir ist eiskalt.“ Jill schlug ihre Arme fröstelnd um sich
    und gemeinsam verließen sie das Außendeck. Einen Moment standen sie unschlüssig da. Dann schlug Jill vor, die Treppe wieder ein oder zwei Decks hinunter zu gehen und Ausschau nach einem anderen Aufstieg zu halten. Auf dem D-Deck befanden sich nur die Waschräume und Toiletten der dritten Klasse und so stiegen sie noch ein Deck tiefer. Nach einigem Suchen fand Carl triumphierend einen weiteren Aufgang und sie liefen erleichtert hinauf. Auf dem ersten Treppenabsatz blieben sie aber plötzlich, wie angewurzelt stehen. Eine verschlossene Gittertüre versperrte ihnen den Durchgang zu einem Korridor, der eindeutig zu den Kabinen der zweiten Klasse führte. Carl ging trotzdem hinauf und rüttelte vergeblich an der Tür. „Nichts zu machen“, rief er Jillüber die Schulter zu. „Mann! Ich komm mir vor, wie in diesem beknackten Film!“ Er sprang die Stufen wieder hinunter und meinte lachend: „Aber wenigstens saufen wir nicht ab! Von Wasser weit und breit keine Spur!“
    „Das kommt bestimmt noch“, antwortete Jill unbehaglich, als sie ihre Suche auf dem E-Deck fortsetzten. Nach einigem Hin und Her fanden sie schließlich einen langen Gang, der von der Titanic-Besatzung Scotland Road getauft worden war und der geradewegs den dritte Klasse Bereich im Heck mit dem im Bug verband. Erleichtert liefen sie los. Ein bisschen außer Atem gelangten sie in ein weiteres Treppenhaus am Ende des Ganges und Carl stürmte hinauf. Jill folgte ihm etwas langsamer. Sie wünschte sich gerade, dass diese Treppe nicht wieder halbwegs enden würde, als ein Aufschrei ihre Hoffnung, wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.
    „SCHEIßE!SCHEIßE!SCHEIßE! – Hier ist schon wieder Schluss! Mann, ey!!“ Carl sah sich missmutig um. Jill stand hinter ihm und versuchte nachzudenken. Allem Anschein nach gab es wirklich keinen direkten Aufstieg aus der dritten Klasse. Aber es waren doch nicht nur die Reichen gerettet worden, oder doch?
    Carl hatte die Nase voll. So , hatte er sich sein virtuelles Abenteuer an Bord der TITANIC nicht vorgestellt. Dieses ewige Hin und Hergerenne war sterbenslangweilig. Er dachte daran, sich einfach auf die Stufen zu setzen und abzuwarten. Irgendwann würde dieser dämliche virtuelle Matrose schon kommen, um ihn an Deck zu führen. Gerade, als Carl seine Idee in die Tat umsetzen wollte, drang das Rauschen von Wasser an sein Ohr. Ungläubig horchte er einen Moment. Auch Jill stand lauschend da. Ihr Blick fiel auf Carl und sie sah, dass er sich über das Geländer beugte. Als sie zu ihm trat, um gleichfalls nach unten zu gucken, hielt Carl sie zurück. „Pass auf. Hier geht’s nirgendwo hin. Wir müssen die zwei Decks wieder runter und zurück nach hinten.“
    Jill nickte und fragte angespannt: „Okay, wo ist das Problem?“
    „Wir werden nasse Füße