TITANIC-WORLD
Antwort auf und sagte: „Es ist lieb von dir, Elsie, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber im Moment bin ich lieber alleine.“
Elsie betrachtete Cecilia eine Weile sinnend, während sie nervös das Staubtuch in ihren Händen drehte. Letztendlich kam sie zu einem Entschluss. Verlegen, von einem Fuß auf den anderen tretend, fing sie an zu sprechen. „Gestern Abend war ich mit unserer Camilla im White Star Tavern auf der Oxford Street . Heute ist das ja ein Hotel mit Restorang und Kneipe, aber früher haben da ja die Besatzungsmitglieder der TITANIC drin gewohnt. Unser Camilla ihre Freundin, die Katrina, die arbeitet da als Zimmermädchen und die hat ma‘ erzählt, dass die Gästzimmer anstatt Zahlen Namen haben. Die heißen TITANIC, OLYMPIC, ADRIATIC, MAJESTIC undsoweiter, nach den ganzen Linern der Reederei. Und im Damenklo …“
„Elsie“, unterbrach Cecilia sie. Mit einer Stimme, die zwischen Gereiztheit und Amusement schwankte, fügte sie hinzu: „Ich kenne das White Star Tavern .“
„Ach, so.“ Für einen Moment schwieg Elsie. Cecilias Kommentar hatte sie ein wenig aus dem Konzept gebracht. Dann fuhr sie unbekümmert fort: „Ja, also. Unsere Camilla und ich haben da jedenfalls gestern Abend ein paar Kabbernett Zowingjong gekippt und …“
„Ihr habt was?“
„Häh? Kabbernett Zowingjong? Das ist ein Weißwein aus Frankreich; schmeckt nich‘ besonders. Ich tät ja auch lieber Bier trinken, aber wenn …“ Sie hielt unsicher inne. Cecilia hielt sich eine Hand vor den Mund, um das Lachen, das tief in ihrer Kehle saß, zu unterdrücken. Elsie und Fremdwörter – zwei Welten prallten da grundsätzlich aufeinander.
„Oh, Elsie“, prustete sie dann doch los. „Du meinst Cabernet Sauvignon ! Ich dachte zuerst, es handelt sich um einen chinesischen Cocktail!“
Elsie grinste ein bisschen verschämt. Etwas, das sie immer tat, wenn ihre Aussprache, gerade bei Fremdwörtern, die Leute zum Lachen reizte. Heute jedoch freute es sie, Cecilia so aus ihrer Trübsinnigkeit gerissen zu haben.
„Okay, ihr habt also ein paar Gläser Wein getrunken. Und was ist dann passiert?“
„Ach, so. Wo war ich?“ Elsie dachte angestrengt nach und plötzlich wirkte ihr Gesicht wieder ernst. Etwas nervös setzte sie ihre Schilderung fort.
„Wir haben natürlich nicht alleine da gesessen. Unsere Camilla ist ja sehr beliebt. Natürlich ham wir alle auch über die komischen Sachen da in der TITANIC-WORLD gesprochen. Naja, und die meisten von den Mädels glauben halt, das da was Übernatürliches seine Hand im Spiel hat.“
Für den Bruchteil einer Sekunde war Cecilia zu verblüfft, um zu reagieren. Dann biss sie sich auf die Lippen. Sie konnte Elsie nicht schon wieder auslachen, ohne das Mädchen zu kränken. Mit mühsam beherrschter Stimme fragte sie: „Spuk? Deine Freundinnen glauben, dass es in der Erlebniswelt spukt?“
„Ja – nee, also ich weiß auch nich‘.“ Etwas unschlüssig kratzte sie sich am Kopf. Dann sprudelte sie hervor: „Die Katrina, die lässt beim Saubermachen immer die Zimmertüre auf, damit sich die Gäste nicht erschrecken, das da jemand im Zimmer ist, sondern dirket wissen – aha, Zimmermädchen. Naja, und da kann‘s dann auch passieren, dass sie mal was mithört. Nicht, das die Katrina lauscht oder so, aber wenn die Leute auf dem Flur reden, dann kriegt sie das halt mit – unbeabsichtigt. Naja, und letzten Mittwoch da hat sie halt gehört, wie ein paar Gäste erzählt haben, dass aus einigen Kabinen Stimmen zu hören waren. – Aber aus denen, wo gar keine richtigen Zimmer hinter sind. Da, wo die Türen geschlossen sind, damit man sich vorstellen kann, wie so ein Gang inne ersten Klasse auf TITANIC ausgesehen hat. Außerdem hat eine Frau der Katrina gesagt, wenn man an der Wendeltreppe zu den Kesselräumen steht, dann sieht man den Feuerschein von den Kesseln und man hört die Heizer miteinander reden und arbeiten. Die Katrina hat nix drauf gesagt, weil sie die Gäste ja nich‘ widersprechen soll; aber die wusste natürlich von mir, dass das gar nicht sein kann, weil da unten ja gar keine Kessel sind.“
„Elsie“, unterbrach Cecilia den Redeschwall. „Es hat sicherlich einige, bis jetzt, ungeklärte Vorkommnisse gegeben und es ist ganz natürlich, dass die Phantasie da mit dem einen oder anderen Besucher durchgeht. Dadurch messen sie einer Sache, die sie gehört oder gesehen haben, eine Bedeutung bei, die keine verdient. Für die Stimmen oder den Feuerschein kann es eine
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