TITANIC-WORLD
dieses freie Wochenende gefreut, war es doch das erste in diesem Monat. Aber, nachdem sie geduscht und angezogen war, konntesie sich auch heute nicht dazu aufraffen, den geplanten Einkaufbummel im nahegelegenen Bargate Shopping Centre zu machen. Schon gestern hatte sie den ganzen Tag bedrückt auf dem Sofa verbracht und über die seltsamen Zwischenfälle nachgedacht. Immer wieder war sie zu dem Schluss gekommen, dass die Geschichte, die Jill Hastings erzählt hatte, einfach nicht den Tatsachen entsprechen konnte . Dennoch kam sie nicht umhin ihr Glauben zu schenken, da sie den anderen Vorfällen in den Cyber-Welten zu sehr ähnelte. Cecilia zerbrach sich den Kopf darüber, wie es jemandem gelungen sein mochte, unbefugt in die Erlebniswelt einzubrechen und obendrein die Zeit und vor allem die Ruhe gehabt zu haben, eine hochspezialisierte Software oder das dazugehörige, nicht minder komplizierte Equipment, manipulieren zu können. Sie kam zu keinem befriedigenden Ergebnis; nur zu dem vagen Schluss, dass es doch einer ihrer Angestellten sein musste ! Diese Erklärung schien ihr auch im Bezug auf die Salzwasser-Attacke im Veranda Cafè die einzig logische zu sein. Denn nur ein Mitarbeiter hätte die Gelegenheit gehabt, sich Zugang zu den Stewarduniformen zu verschaffen. Und die beiden italienischen Mädchen? Mittlerweile ging Cecilia davon aus, dass auch sie Opfer dieses Saboteurs geworden waren. Wer weiß, was ihnen anstelle des Mokkas serviert worden war, hatte sie gedacht und gleichzeitig festgestellt, dass sie es gar nicht wissen wollte. Die Cyber-Welten waren seit Freitagabend geschlossen und ein Team von Experten versuchte seit dem fieberhaft, dem Eigenleben beider Programme auf die Spur zu kommen. Weitere Polizeibeamte durchforsteten die Personalakten, in der Hoffnung dort irgendeinen Hinweis auf den Schuldigen zu finden. Da sie wusste, dass Craig alles andere als glücklich darüber war, hatte sie ihm angeboten ihr freies Wochenende mit ihm zu tauschen. Er hatte abgelehnt, ihr aber gleichzeitig versprochen sofort anzurufen, falls es Neuigkeiten gäbe. Bislang hatte sie nichts von ihm gehört und sie widerstand dem Bedürfniss Craig zu kontaktieren.
In ihrem Schlafzimmer rumpelte es; ein lautes ’Autsch! Tschuldigung, Miss Cecillja‘ folgte. In tiefer Resignation fragte sich Cecilia, ob sie Trevor nicht vorschlagen sollte, für Elsie eine gesonderte Haftpflichtversicherung abzuschließen. Neben der Nachtischlampe und einem Souvenir-Aschenbecher aus Düsseldorf, hatte auch ein kleines Porellanschweinchen Elsies Staubwischkünste nicht überlebt. Dieses Ritzenhoff -Schweinchen trug eine Kapitänsuniform und war ein Abschiedsgeschenk ihrer Freundin Astrid gewesen, als sie die Stelle in der TITANIC-WORLD angenommen hatte. Doch heute schien, Gott sei Dank, nichts zu Bruch gegangen zu sein, da Elsie ohne Kehrschaufel ins Wohnzimmer trat.
„Bad und Schlafzimmer sind sauber“, verkündete sie gewichtig. „Das Bett hab‘ ich auch frisch bezogen. Ich wisch jetzt schnell noch hier Staub und saug mal eben durch. Der Boden in der Küche muss wohl nicht gewischt werden, was?“ Sie warf einen prüfenden Blick in Richtung Küchenboden und schüttelte dann, wie zur Bestätigung, den Kopf. Cecilia antwortete nicht. Sie nickte dem Zimmermädchen nur geistesabwesend zu und zündete sich eine weitere Zigarette an. Elsie betrachtete die Titanic-Historikerin einen Moment mit gerunzelten Brauen. Dann sagte sie in einem verständnisvoll-mitfühlenden Ton: „Das macht die Sache auch nicht besser, wenn Siehier nur ‘rumsitzen und Trübsal blasen. Warum gehen Sie bei den schönen Wetter nich‘ ein bisschen an die frische Luft, Miss Cecillja? Der Common ist doch gleich hier umme Ecke.“
Aber Cecilia schüttelte nur den Kopf. Warum, um alles in der Welt, sollte sie alleine im Park spazieren gehen? Das brachte sie auch nicht auf andere Gedanken. Elsie wagte einen weiteren Vorstoß, in dem sie vorschlug: „Dann gehen Sie doch zu Trevor runter. Hier so alleine sitzen und grübeln … also, ich weiß nich‘, dass hilft Sie doch auch nicht weiter.“ Doch auch diesmal schüttelte Cecilia nur den Kopf. Sie hatte Freitagabend kurz mit ihrem alten Freund gesprochen. Trevor konnte auch nicht mehr tun, als sein Bedauern über die ganze Situation zum Ausdruck bringen und ihr aufmunternd versichern, dass die Polizei dem ganzen Zirkus – so wie er es nannte – bald ein Ende bereiten würde. Schließlich raffte sie sich aber doch zu einer
Weitere Kostenlose Bücher