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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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war!
    Ein Kind nach dem Anderen rutschte ab; hob in stummer Verzweiflung die Hände – ein letztes Aufbäumen, ein letzter, voll Angst erfüllter Blick. Dann nahm der finstere Atlantik seine Beute sanft in die Arme und zog sie mit sich in sein nasskaltes Grab! – Das junge Mädchen stand noch einen Moment aufrecht da. Liebevoll hielt es den Kopf des Bruders an seine Schulter gepresst. Ein letztes stummes Flehen lag in ihren Augen – dann schlossen die nachtschwarzen Fluten des Atlantiks sie für immer ein!
    In Luxuskabine A-36 beobachtete Cal angespannt seinen Kollegen. Pete stand jetzt vor der Türe, die zum Schlafzimmer führte. Die Taschenlampe hielt er in der linken Hand.
    Cal sah, dass er tief Luft holte, bevor er mit Schwung die Tür aufstieß. Genau in diesem Augenblick erfüllten die zarten Klänge einer Geige den Raum! Pete hielt mitten in der Bewegung inne. Sein Herz begann zu rasen, als ihm ein Schwall eiskalter Luft aus dem Schlafzimmer entgegen wehte. Der intensive Geruch nach Meer wurde stärker; unangenehm und bedrohlich. Instinktiv wich er zurück. Auch Cal bemerkte den plötzlichen Temperatursturz und rieb sich fröstelnd die Arme. Gleichzeitig drehte er hektisch den Kopf in alle Richtungen, auf der Suche, woher die Musik wohl stammen mochte. Da stand Pete neben ihm. Seine Augen durchforschten ebenfalls den Raum, bevor er verstört fragte: „Woher kommt das, Mann?“
    Cal konnte nur mit den Schultern zucken. Die Musik schien überall zu sein – in den Wänden, dem Mobiliar, dem Teppich. Die Luft war erfüllt davon. Unendlich traurig, aber tröstend zugleich umgab sie die Melodie. Pete fasste sich als Erster. Systematisch begann er die Luxussuite nach verborgenen Lautsprechern abzusuchen. Cal stand noch einen Moment aufhorchend da. Die Klänge der Musik kamen ihm bekannt vor und er überlegte fieberhaft, um welches Lied es sich handelte. Während er angestrengt lauschte, vermeinte er das Rauschen von Wasser zu hören. Das Plätschern vermischte sich mit den Tönen; ganz so, als hätte es ein Recht dazu. Melodie und Wasserrauschen bildeten eine Einheit – und plötzlich wusste Cal, wann und wo er das zum letzten Mal gehört hatte.
    „Pete!“ Suchend sah er sich in A-36 um. Sein Kollege war nicht mehr da. Alarmiert stürzte Cal ins Foyer. Auch dort fand sich keine Spur von Pete. Cal spürte wie sein Herz vor Aufregung laut pochte. Mit zitternder Hand schaltete er seine Taschenlampe an und ging tiefer in das nur spärlich beleuchtete Foyer hinein. Die Melodie war allgegenwärtig – ebenso, wie das Rauschen des Wassers. Cal verschwendete keinen Gedanken mehr daran, woher die Musik wohl kommen mochte. Er wollte nur seinen Kollegen finden und in die Sicherheit der Überwachungszentrale zurückkehren. Eine leise Panik stieg in ihm auf, als er das düstere Foyer absuchte. Ihm kam es so vor, als würde die Notbeleuchtung immer schwächer, während das Tosen anschwoll. Das Licht seiner Taschenlampe vermochte die Schatten in den Ecken nie ganz zu durchdringen und das Dunkel, in all seiner Bedrohlichkeit, hüllte ihn ein. Jedesmal, wenn der Taschenlampenstrahl ein Stückchen der vor ihm liegenden Finsternis erhellte, rechnete Cal mit dem Schlimmsten. Außerdem ertappte er sich immer wieder dabei, das er den Fußboden ableuchtete – aus der irrationalen Angst heraus, mit den Füßen knöcheltief im Wasser zu stehen. Doch am meisten lastete die Atmosphäre auf ihm. Eine nie dagewesene Hoffnunglosigkeit breitete sich in seinem Inneren aus und mutlos ließ er den Kopf hängen. Da legte sich unerwartet eine Hand auf seine Schulter. Cal schrie panisch auf und ließ die Taschenlampe auf den Angreifer niedersausen.
    „Hast du sie noch alle, Mann?“ Pete rieb sich den Oberarm und sah seinen Kollegenvorwurfsvoll an. Doch als er die Angst in dessen Augen sah, fragte er vorsichtig:
    „Alles in Ordnung mit dir?“
    Cal war vor Erleichterung weder in der Lage sich zu entschuldigen, noch zu antworten. Er nickte nur matt, stützte beide Hände auf die Oberschenkel und beugte sich vornüber. Langsam atmete er tief ein und aus. Pete hatte ihm einen Riesenschrecken eingejagt, als er so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Cal wollte gerade fragen, wo, zum Teufel, er bloß gesteckt habe, als ihm wieder einfiel, warum er ihn überhaupt erst gesucht hatte. Er richtete sich auf und sagte aufgeregt: „Pete, ich weiß, welche Melodie das ist, und wo ich sie das letzte Mal gehört habe.“
    „Es ist ein

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