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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Seit der Monitor vor ein paar Minuten ausgefallen war, versuchte er fieberhaft einen seiner Kollegen über die Headphones zu erreichen – ohne Erfolg. Jedesmal, wenn er sprach, hörte er nur ein lautes Rauschen. Sammy, der sich ebenfalls bemühte einen Kontakt zu den Anderen herzustellen, hatte vor Aufregung rote Flecken im Gesicht und seine Hände waren schweißfeucht. Das Rauschen, das Artie mit ‘ Scheiß atmosphärische Störungen‘ zu erklären versucht hatte, jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Da war ein Rauschen! Ja! Aber es war das Brausen des Meeres! Unerbittlich klang das Schlagen der Wellen an sein Ohr. Das Gurgeln des Wassers war allgegenwärtig und schien die Zentrale von 2ProtectU-Security zu erfüllen! Plötzlich hörte er das Rauschen des Atlantiks nicht nur, sondern er sah ihn auch kommen! Erbarmungslos krochen die Wellen Deck um Deck empor! Es waren die gleichen ruhelosen Fluten, die vor einhundert Jahren begierig dem letzten Show-down entgegen brandeten! Mit einem Mal fühlte sich sein gesamter Körper kalt und taub an. Sein Atem ging schwer und feine Dampfwölkchen bildeten sich vor Mund und Nase. Ein leichter Schwindel erfasste ihn. Unaufhaltsam verlor sich sein Denken in einem schläfrigen Nebel, bevor eine nie zuvor erlebte Müdigkeit ihn in die Tiefe zog! Dorthin, wo Kälte und immerwährende Finsternis ihr Leichentuch weben!
    Klatsch! – Klatsch!
    „Sammy? Sammy!“ – Wieder klatschte es. Ein brennender Schmerz auf seiner Wange ließ ihn aufstöhnen. Als er langsam die Augen öffnete, sah er Arties entsetztes Gesichtüber sich. „Himmelherrgottnochmal! Junge! Hast du mir vielleicht einen Schreck eingejagt!!“
    Verstört sah Sammy sich um und stellte beschämt fest, dass er auf dem Boden lag. „Was ist passiert, Art?“ Mit zittrigen Knien stemmte er sich hoch. Er schwankte und musste sich kurz an Artie festhalten, sonst wäre er zweifelsohne gleich wieder auf der Erde gelandet. Benommen ließ er sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Sein Kopf pochte unangenehm und als er sich mit der Hand über die Augen fuhr, zuckte er schmerzhaft zusammen. Eine dicke Beule, gleich über der rechten Augenbraue, sandte einen grell weißen Strahl gebündelter Schmerzen in sein Gehirn. Er stöhnte und sah seinen Kollegen verstört an. Arties Gesicht war leichenblass und feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sammy behagte der Anblick gar nicht; dennoch wiederholte er seine Frage.
    „Ich – ich weiß‘ nicht.“ Artie sah seinen jungen Kollegen unbehaglich an. Trotz der kalten, klammen Luft in der Überwachungszentrale schwitzte er, während gleichzeitig eisige Schauer über seinen Rücken liefen. Obwohl er sich bemühte seiner Stimme einen normalen Klang zu geben, gelang es ihm nicht. Furcht schwang mit, als er antwortete: „Als dieses Rauschen in den Headphones von Sekunde zu Sekunde schlimmer wurde, wollte ich dich rauf auf‘s Bootsdeck schicken, um Joe zu alarmieren. Genau in diesem Moment fiel der Strom aus. Plötzlich war es stockfinster und du hast fürchterlich gestöhnt. Dann hörte ich einen lauten Rums, die Lampen gingen wieder an und du lagst auf dem Boden. Im ersten Schrecken hab‘ ich gedacht, du bist tot!“ Er lachte zittrig auf und Sammy grinste verlegen. Aus den Augenwinkeln nahmen beide plötzlich ein Flackern wahr. Sammy wandte den Kopf und bemerkte:
    „Na, wenigstens senden die Kameras wied …“ Er brach so jäh ab, dass seinem Kollegen das Blut in den Adern gefror. In grenzenlosem Entsetzen starrten beide auf die Monitore. Sie alle zeigten eine Sequenz, die sich in einer endlosen Schleife wiederholte und wiederholte.
    Das groß gewachsene, hübsche junge Mädchen stand im Treppenhaus der dritten Klasse. Auf dem Arm hielt es seinen vierjährigen Bruder, während sich vier weitere Geschwister, im Alter von sieben bis dreizehn Jahren, eng an sie klammerten. Vor einer Stunde hatten sie sich von den Eltern getrennt, in der Hoffnung, einen Weg auf das rettende Bootsdeck zu finden. – Doch hier endete die Suche! Ein Zurück gab es nicht mehr! Die gierigen Fluten des Atlantiks krochen Stufe um Stufe empor; bereit, alles auf ihrem Weg zu verschlingen! Das Deck unter ihren Füßen – das Letzte auf der TITANIC, das noch für einen endlosen Augenblick trügerische Sicherheit bot – konnte der Urgewalt des Wassers nicht mehr länger trotzen! Steil richtete das Schiff sich auf; bereit, sich dem Element zu ergeben, zu dessen Beherrschung es einst erbaut worden

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