TITANIC-WORLD
es in internationalen Gewässern liegt, als Tabuzone. Die Expedition von 1994 wurde als Grabschänderei bezichtigt und ich weiß bis heute nicht, welche Fäden Nathan hat ziehen müssen, damit es nicht zu einer Anklage kam. – Aber, um eine lange Geschichte kurz zu machen: Nach gut vier Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen wurden der TITANIC HERITAGE LTD. Anfang ‘98 die Bergungsrechte zugesprochen. Seit dem haben wir bis 2006 alle zwei Jahre eine Forschungsreise zum Wrack gemacht. Dabei wurden – neben unzähligen Fotos, die wir geschossen haben – auch systematisch alle Trümmer geborgen. Die Expeditionen von 2008 und 2010, die Craig ohne mich unternahm, verfolgten dann nur noch das Ziel, Aufnahmen zu machen. Nach nahezu einhundert Jahren in 3.800 Metern Tiefe schreitet der Verfall mit zunehmender Geschwindigkeit voran. Niemand kann den genauen Zeitpunkt errechnen, wann die TITANIC in sich zusammen krachen wird, aber lange kann es nicht mehr dauern. Deswegen hat Craig sozusagen jeden Zentimeter von Bug und Heck fotografiert; denn bald schon, wird nicht mehr, als ein formloser Haufen, an den einstigen Stolz der White Star Line erinnern.“
Jonathan sah seine deutsche Freundin verliebt, aber gleichzeitig auch bewundernd an. Die Geschichte des berühmtesten Schiffes der Welt hatte ihn nie sonderlich interessiert. Seit er Cecilia kannte, war das anders geworden. Jetzt wollte er plötzlich alles über die TITANIC wissen. Er räusperte sich und fragte: „Kann es trotzdem nicht sein, dass Craig etwas gefunden hat?“
„Ja, was denn?“ Sie sah Jon irritiert an. Dann sagte sie: „Du kennst Craig nicht. Wenn der etwas Neues, etwas Sensationelles gefunden hätte, dann wüsste es im gleichen Moment schon die ganze Welt! Craig ist ein Mensch, der in so einem Fall das Wort Geheimnis noch nicht mal buchstabieren könnte! Wenn er einen unglaublichen Fund gemacht hätte, dann hätte er auch umgehend dafür gesorgt, dass er als der Entdecker des was-auch-immer in die Geschichtsanalen eingegangen wäre!“
„Ja, so schätze ich ihn allerdings auch ein“, antwortete Jon mit einem schiefen Grinsen. Er zog Cecilia an sich und sagte: „Wir müssen wohl abwarten, was am 28. Mai geschieht; spätestens dann wissen wir, welche Großartigkeit dein Chef der Welt zu präsentieren gedenkt.“
„Ja. Doch ich werde das komische Gefühl nicht los, dass die Sensation, die Ursache für unsere paranormalen Phänomene ist.“
Samstag, 12. Mai 2012
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Nur mit Slip und einem von Jons Hemdenbekleidet, stand Cecilia am Herd und rührte das Gulasch um. Allen Heiligen sei Dank, dachte sie hungrig, fast gar. In einer halben Stunde können wir essen. Sie holte einen Topf aus dem Schrank unter der Spüle und setzte das Wasser für die Nudeln auf. Den Gurkensalat hatte sie schon am Mittag zubereitet, während sie das Fleisch anbriet. Mit der Schüssel in der einen und dem Besteck in der anderen Hand ging jetzt sie zum Esstisch. Als sie die Sachen abstellte, kam Jon, mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt, ins Wohnzimmer. Er betrachtete sie einen Augenblick liebevoll. Dann sagte er: „Hm, das riecht lecker“, und umfing sie mit beiden Armen. Cecilia erwiderte die Umarmung und antwortete gut gelaunt: „Und es schmeckt noch besser.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ich bin eine gute Köchin. Leider koche ich zu selten, um das unter Beweis zu stellen.“
„Nun, nach dem wir Asda halb leer gekauft haben, würde ich sagen, dass du mich jetzt mindestens zwei Wochen lang mit deinen Kochkünsten verwöhnen kannst.“
Sie gab ihm noch einen Kuss und ging in die Küche zurück. Das Wasser kochte. Sie gab erst einen Teelöffel Salz und dann die Nudeln dazu. Während sie das Gas ein wenig herunter drehte, dachte Cecilia belustigt, dass sie wirklich eher für eine Großfamilie, als für zwei Personen eingekauft hatten. Die Schuld daran, konnte sie aber nur Jons Kühlschrank geben, der außer dem typischen Inhalt für einen Junggesellen – ein paar Eiern, Ketchup, eine angebrochene Milchtüte, zwei Gläser mit Marmelade und vier Dosen Bier – nichts weiter enthalten hatte. Also hatten sie den Vormittag im Supermarkt verbracht und neben einer Grundausstattung an Lebensmitteln, wie Cecilia es scherzeshalber nannte, auch noch viele andere Leckereien gekauft. Nach dem die Einkäufe verstaut und das Gulasch angebraten war, wollten sie eigentlich im Common spazieren gehen. Das schöne Wetter
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