TITANIC-WORLD
Nathan Blakes Imperium ein nur allzu einseitiges Geschäft sei. Aus diesem Grund hatte sie gestern Abend kurzentschlossen ein Schreiben verfasst, in dem sie kündigte. Keinesfalls wollte sie Nathan die Genugtuung verschaffen, sie raus schmeißen zu können! Natürlich würde er der Presse mitteilen, dass sich die TITANIC HERITAGE LTD. von ihr , aufgrund interner Indifferenzen, getrennt habe, doch das war ihr egal. Sie kannte die Wahrheit und sie würde gehen – das war alles, was zählt!
Bei diesem Gedanken wurde ihr etwas leichter ums Herz. Als die Lifttüren lautlos auseinander glitten, warf sie einen prüfenden Blick in den Spiel, der neben dem Aufzug hing.
Das was sie sah, entsprach genau ihren Vorstellungen. Nichts an ihrem Aussehen verriet, wie aufgewühlt sie war. Ein dezentes Make up vertuschte die Augenringe der vergangenen schlaflosen Nächte und hob stattdessen die Ebenmäßigkeit ihres Gesichts hervor. Das dunkelblaue Kostüm mit dem kurzen Rock war schlicht; das Top aus weißer Spitze edel. Die farblich passenden Sandalen waren mit Strass besetzt und der aparte Goldschmuck vervollständigte das Bild einer erfolgreichen und selbstbewussten Frau. Ihr Aussehen enthüllte nur, was sie der Außenwelt zu zeigenwünschte – Stärke.
Mit einem letzten Blick wandte sie sich ab und schritt auf die Suite zu. Zu ihrem Erstaunen öffnete Craig die Tür und Cecilia musste sich eingestehen, dass sie halbwegs gehofft hatte, Nathan alleine vorzufinden. Nach einer kurzen, unpersönlichen Begrüßung betrat sie das Wohnzimmer.
„Guten Morgen, Cecilia“, sagte Nathan höflich. Aber er hielt ihr weder die Hand hin, noch erhob er sich. Mit einer stummen Geste forderte er sie nur auf, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Craig, der gleich nach ihr ins Zimmer kam, setzte sich zu seinem Onkel auf die Couch. Eine Zeitlang sprach sprach keiner ein Wort. Cecilia, die Craig verstohlen betrachtete, fiel sofort auf, wie nervös er war. Sein Fuß wippte auf und ab, während er gleichzeitig mit den Fingern auf der Sofalehne trommelte. Er wich ihrem Blick aus und der Druck in ihrer Magengegend breitete sich aus. Nathan saß ruhig da. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, die Nervosität seines Neffen, während Cecilia sich meisterhaft in der Gewalt hatte. Mehr denn je, verstand er, warum Craig sie so liebte. Ihre Willenskraft wirkte so belebend, wie ein Schluck Wasser in der Wüste; ihre innere Stärke so beruhigend, wie ein Glas Wein nach einem arbeitsreichen Tag. Cecilia gehörte zu den wenigen Frauen, die dazu geboren waren, einem einflussreichen Mann den Rücken zu stählen und er bedauerte, dass sie es niemals gewagt hatte, über ihren Schatten zu springen.
„Nathan?“ Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Cecilia hielt einen Briefumschlag in der Hand, den sie ihm mit den Worten reichte: „Wir wissen beide, dass es vorbei ist und ich denke, es liegt auch in deinem Interesse, diesen Abschied nicht unnötig in die Länge zu ziehen.“ Sie holte kurz Luft und sagte mit kühler Stimme, obwohl ihr das Herz zu zerreißen drohte: „Hier ist mein Kündigungsschreiben. Mit sofortiger Wirkung trete ich von meinem Posten als Geschäftsführerin der TITANIC-WORLD , sowie meiner Position als leitende Titanic-Historikerin der TITANIC HERITAGE LTD. zurück.“
Sein Gesicht verriet keine Empfindung, als er den Umschlag annahm und achtlos beiseite legte. Dass sie ihm zuvor gekommen war, überraschte ihn nur mäßig. Doch insgeheim zollte er ihrem Mut Respekt, denn er wusste, wie unendlich schwer ihr dieser Schritt gefallen sein musste. Einer plötzlichen inneren Regung folgend, stand er auf und ging in das angrenzende Arbeitszimmer. Als sein Onkel den Raum verlassen hatte, sah Craig Cecilia in maßlosem Erstaunen an. „Hut ab, Cissy“, murmelte er anerkennend. Doch gleich fügte er mit süffisanter Stimme hinzu: „Mit diesem Schritt habe ich nicht gerechnet – Frauen im Allgemeinen haben nicht mehr Stolz als Ziegen.“
„Es scheint dir bislang entgangen zu sein: Ich war noch nie eine Frau im Allgemeinen – ich bin einzigartig.“
Sie starrten sich an. Plötzlich verzog sich sein Mund zu einem bitteren Lächeln, als er in einem sonderbaren Tonfall sagte: „Ja, das bist du, Cissy. Das warst du immer.“
Abrupt stand er auf und ging an die Bar. Cecilia hörte Eiswürfel in ein Glas fallen und fragte sich verzweifelt, warum Craigs Antwort sie mitten ins Herz getroffen hatte. Ihr blieb keine Zeit darüber nachzudenken, da Nathan
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