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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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erreichst, ist dein eigener Rausschmiss. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der es wagt, Nathan die Meinung zu geigen – es sei denn, er trägt sich sowieso schon mit Selbstmordabsichten.“
    „Oh, ich weiß“, antwortete Claire ein bisschen unwirsch. „Ich finde es nur so ungerecht, dass ausgerechnet du gehen musst.“ Plötzlich sah sie Cecilia spitzbübisch an und meinte: „Es gibt eine andere Alternative – er könnte statt deiner Craig feuern und uns allen damit einen Gefallen tun.“
    Fiona und Gemma bestiegen den Reisebus als letzte. Während Fiona unbekümmert auf zwei leere Sitze im hinteren Teil des Busses zu steuerte, tanzten in Gemmas Bauchplötzlich Schmetterlinge. Doch bevor sie ihre Freundin daran hindern konnte, setzte die sich schon und lächelte die beiden jungen Männer neben sich freundlich an. Gemma quetschte sich auf den Fenstersitz und starrte hinaus. Die beiden waren ihr schon gestern auf der Hinreise aufgefallen; das heißt der größere von ihnen, der mit den dunklen Haaren und den schönen braunen Augen. Seinen rothaarigen Kumpel mit den vielen Sommersprossen hatte sie kaum wahrgenommen. Als Fiona sie plötzlich anstubste, wurde sie grundlos rot.
    „Hey, Gemma“, rief ihre Freundin lachend aus. „Sag hallo zu Gareth aus Llangollen und zu Ian aus unserer schönen Heimatstadt, Milton Keynes.“
    Nach der kurzen Begrüßung, riss Gareth sogleich das Wort an sich. „Mann! Ich bin echt froh, wenigstens auf zwei Gleichgesinnte bei diesem Trip gestoßen zu sein. Der Rest dieser illusteren Reisegesellschaft interessiert sich doch bloß für die Cyber-Welten. Genau wie mein Cousin hier; der ist auch nur auf die Cyber-Technologie scharf. Die Geschichte der TITANIC findet er genauso spannend, wie ein Erdbeben auf dem Mond.“
    Er klopfte dem Angesprochenen ein paar Mal kumpelhaft auf den Rücken und grinste. Ian verzog ebenfalls das Gesicht zu einem Lächeln, während er Gemma nicht aus den Augen ließ. Es stimmte, was Gareth sagte. Er fand die TITANIC todlangweilig und das ganze Brimborium um das Schiff, auch noch einhundert Jahre nach dem Untergang, konnte er nicht verstehen. Sein Cousin hingegen war der absolute Titanic-Fanatiker und Ian nannte Gareth Haus in Wales immer ein bewohntes Denkmal für den einstigen Luxusliner. Die Eingangstüre zierte ein Bullauge unter dem der Name TITANIC in Messingbuchstaben prangte. Im Bad hing das Poster eines zeitgenössischen Werbeplakates, in dem der Gebrauch der Vinolia Otto Toilet Soap angepriesen wurde und ein Rettungsring war an die Wand neben der Badewanne montiert. Die Zimmertüren hatte Gareth weiß gestrichen und mit verschiedenen Messingschildchen versehen. So gab es bei ihm kein Wohnzimmer, sondern eine First Class Lounge und statt des Esszimmers den First Class Dining Saloon . Ein diskretes Schild neben der Küche besagte For Crew only . Neben der Hintertüre stand First Class Promenade und es versteht sich fast schon von selbst, dass Nachahmungen der Titanic-Deckstühle auf der Terrasse standen. Zwei Rettungsboote im Kleinformat – die Gareth in mühevoller Arbeit selbst gebaut hatte – gaben dem Garten ein etwas befremdliches Aussehen, genauso wie das Modell des legendären Liners im Gartenteich. Auch die obere Etage war nicht verschont geblieben. Sein Arbeitszimmer hieß Bridge und auf der Tür zu dem kleinen Gästezimmer stand Third Class Entrance . Sein eigenes Schlafzimmer hatte Gareth als Kabine C-51 deklariert; im Andenken an Colonel Archibald Gracie , einen erste Klasse Passagier, der das Unglück haarscharf überlebt hatte, aber im Dezember 1912 an den gesundheitlichen Folgen jener Nacht gestorben war.
    Ian hatte die Marotte seines Cousins nie gestört. Im Gegenteil, er fand es eher amüsant und scherzeshalber beschwerte er sich immer, dass ausgerechnet er in der dritten Klasse schlafen musste, wenn er zu Besuch kam. Doch trotz allem Verständnis für Gareth gelebtes Hobby, hatte er der Fahrt nach Southampton nur zögerlichzugestimmt. Vier Tage nur TITANIC – Ian wusste nicht recht, wie er das überleben sollte. Als er dann aber Gemma erblickte, war er froh, dem Drängen seines Cousins nachgegeben zu haben. Sie war ihm schon gestern vor der Abfahrt aufgefallen, mit ihren glatten dunkelbraunen Haaren und den etwas schräg stehenden Augen. Er hatte es jammerschade gefunden, dass der Reisebus, aufgrund einer Reifenpanne erst Spätabends in Southampton angekommen war. Anderenfalls hätte man sich bestimmt noch in der Hotelbar

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