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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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vor, mitzufahren. Selbst 2010, als Craig sich noch ein letztes Mal für eine Forschungsreise rüstete, kam ihr nicht eine Sekunde lang der Gedanke, es könne etwas Anderes dahinter stecken. Warum auch? Schließlich wusste sie ja, dass das amerikanische Bundesgericht die TITANIC HERITAGE LTD. damals verpflichtet hatte, bis 2010 alle zwei Jahre eine Forschungsreise zum Wrack auszurüsten. Für eventuelle Bergungsfahrten nach 2010 hätte Nathan erneut einen Antrag stellen müssen. Dass er das nicht getan hatte, war ihr jetzt verständlich. Er hatte schließlich, was er wollte; warum sollte er da das Gericht noch einmal bemühen? Ihre Hand, die immer noch das Champagnerglas hielt, zitterte mit einem Mal so heftig, dass sie es abstellen musste. Je länger sie darüber nachdachte, je mehr keimte in ihr die Erkenntnis auf, wie sehr sie hintergangen worden war. Aber das plötzliche Gefühl der Demütigung, traf sie so unvorbereitet, wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Der Mann, der sie angeblich über alles liebte und mit ihr gemeinsam durchs Leben gehen wollte, hatte sie belogen und betrogen, denn er hatte es noch nicht einmal fürnötig befunden, ihr mitzuteilen, dass er das begehrteste Artefakt der TITANIC gesucht und gefunden hatte!
    Ihre Augen brannten. Der Geschmack bitterer Galle breitete sich in ihrem Mund aus und sie trank etwas Champagner, um ihn loszuwerden. Dabei hielt sie den Blick starr auf das Logbuch gerichtet. Ihr war, als könne sie keinem der Beiden jemals wieder in die Augen sehen. Als sie an den höhnischen Triumph dachte, den Nathan und Craig in diesem Moment empfinden mussten, fühlte sie sich klein und hässlich. Trotzdem nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und hob den Kopf.
    „Du hast alles von Anfang an so geplant, nicht wahr, Nathan“, begann Cecilia das Gespräch. Ihre Stimme war spröde; ihr Gesicht ausdruckslos. „Der milliardenschwere Bau der TITANIC-WORLD , die innovativen Cyber-Welten, ja, selbst meine Beförderung in die Geschäftsleitung waren nichts weiter, als eine Farce. Ein Ablenkungsmanöver, um die Medien von deinen eigentlichen Plänen abzulenken und auf ein anderes Ziel zu richten. Das Schiffstagebuch des berühmtesten Liners der Welt zu finden und in den Händen zu halten, dass war es, was du immer wolltest.“
    „Du bist eine kluge Frau, Cecilia“, antwortete Nathan nur, geschickt seine Überraschung verbergend. Den Köder, den er ihr hin geworfen hatte, war von ihr unbeachtet geblieben. Äußerlich unbeeindruckt saß er da und niemand konnte ahnen, wie sehr seine Nerven in diesem Moment vibrierten. Cecilia war eine ebenbürtige Gegnerin; es würde eine Herausforderung sein, ihre Taktik zu durchschauen, um sie dann zu zerbrechen. Mit einem leisen Lächeln betrachtete er sie; ruhig abwartend, welchen Zug sie als Nächtes machen würde.
    „Wenn ich dich nicht so sehr verachten würde, müsste ich dich bedauern“, sagte Cecilia und jetzt sah ihm direkt ins Gesicht. „Nur, weil ich deinen Neffen nicht geheiratet habe, zerstörst du mein Leben. Du hast mich nie eingeweiht, denn es ist deine Art, Rache an jenen zu üben, die sich nicht deinem Willen unterwerfen.“
    „Du tust dir zu viel der Ehre an“, erwiderte Nathan kalt. Ihre Reaktion überraschte ihn erneut. Er hatte mit weiteren taktischen Ausfällen gerechnet; nicht mit einem Frontalangriff. In seinen Augen glomm ein böser Funke auf, als er zynisch bemerkte: „Wenn ich nicht irre, ist dies“, er hielt kurz den Briefumschlag in die Höhe, „ein Schreiben, in dem du kündigst. Wenn du also jemand anklagen möchtest, dein Leben ruiniert zu haben …“
    Er ließ den Satz offen und wartete. Cecilia hob ungläubig die Augenbrauen. Die Frage, ob er
    sie für so naiv halte, sie würde ernsthaft annehmen, dass er nicht die Absicht gehabt hätte, ihr zu kündigen, brannte ihr auf der Zunge. Doch sie schluckte sie hinunter und sagte stattdessen kühl: „Hier liegt ein Missverständnis vor. Ich sprach nicht von meiner Kündigung; ich sprach von deinem Vertrauensbruch und davon, wie hinterhältig du bist.“
    „Du beschuldigst den Falschen, Cissy“, mischte sich Craigs Stimme plötzlich in die Unterhaltung ein. Cecilia zuckte leicht zusammen. Allein auf Nathan fixiert, hatte sie seine Anwesenheit für den Moment vergessen. Jetzt wandte sie den Kopf und sah ihn überrascht an. Seine anfängliche Nervosität schien sich gelegt zu haben, denn jetzt saßer entspannt da und hatte lässig ein Bein über das Andere geschlagen.

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