TITANIC-WORLD
feindselig an. Keiner von ihnen bemerkte, dass sie bereits auf dem Parkplatz vor der Erlebniswelt angehalten hatten und der Chauffeur – peinlich berührt, Zeuge dieser Szene geworden zu sein – ausgestiegen war. Craig dachte wütend, dass Cecilias Sturheit bei diesen Debatten, von Anfang an, nicht zu überbieten gewesen war. Cecilia hingegen fragte sich zornig, aber gleichzeitig auch verzweifelt, warum sie jedes Mal, wenn sie über seine nicht umgesetzten Ideen sprachen, in Streit gerieten. Ein wenig zerknirscht gestand sie sich allerdings ein, dass es ihre Schuld war, die diesen Disput hatte eskalieren lassen. Sie holt tief Luft und sagte ruhiger: „Craig, es bringt doch nichts, wenn wir uns immer wieder über dieses längst hinfällige Thema in den Haaren liegen. TITANIC-WORLD ist doch ein guter Kompromiss zwischen deinen und meinen Ideen geworden. Es ist eine Erlebniswelt, die für jeden Geschmack und jedes Alter etwas zu bieten hat – und sie ist trotz meiner Engstirnigkeit, auch fortschrittlich.“ Bei den letzten Worten lächelte sie ihn versöhnlich an, aber Craigs Gesicht blieb ernst. Als er endlich antwortete, klang seine Stimme sehr beherrscht. „Ich bin kein Mensch, der gerne Kompromisse schließt, Cissy. Doch seit ich dich kenne, scheint mein Leben hauptsächlich daraus zu bestehen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass zu ändern.“
Mit diesen Worten stieg er aus und schloss die Wagentüre sehr nachdrücklich.
Claire stand im Eingangsbereich der ersten Klasse und sah durch die offene Türe hinunter auf den Parkplatz. Eine Vorahnung beschlich sie, als der Chauffeur ausstieg und anstatt Cecilia die Wagentüre aufzuhalten, er sich ein paar Schritte vom Autoentfernte und eine Zigarette anzündete. Aus ihrem Vorgefühl wurde Gewissheit, als kurz darauf Craig alleine den Bentley verließ und direkt auf die Gangway zuschritt. Sie haben sich wieder gestritten, dachte Claire resigniert. Genau wie Phil und ich – damals. Warum tun wir das? Wäre es nicht besser, sich in manchen Situationen darauf zu einigen, dass man sich nicht einigen kann? Ach, zum Teufel damit!
Sie trat auf die Gangway hinaus. Cecilia, die mittlerweile auch ausgestiegen war, sah ihre persönliche Assistentin oben vor dem Eingang stehen und hob die Hand zum Gruß. Claire winkte halbherzig zurück. Als sie bemerkte, dass Craig stehen geblieben war, um auf Cecilia zu warten, atmete sie erleichtert auf. Vielleicht war’s diesmal nicht so schlimm, überlegte sie und lächelte ihren beiden Chefs zu.
Nach einer kurzen Begrüßung gingen sie zusammen hinein. Cecilia, die Claire gerade ein Kompliment zu ihrem marineblauen Hosenanzug machen wollte, drehte sich überrascht um, als Craig ausrief: „Himmelherrgottnochmal!!! Hat diese Knalltüte von einem Hausmeister die Bedienung der Heizungsanlage immer noch nicht kapiert?!! Dem heiz‘ ich jetzt aber mal gehörig ein!“
Mit diesen Worten stürmte er die Treppe zum zum G-Deck hinunter. Auf diesem, dem untersten Deck der TITANIC-WORLD , befanden sich sämtliche Vorrats- und Lagerräume, sowie die Heizungsanlage und die Domäne des Hausmeisters.
„Welche Laus ist Craig denn über die Leber gelaufen“, erkundigte sich Claire vorsichtig. Cecilia winkte ab. „Die Laus bin ich. Wir haben uns mal wieder über seine nicht umgesetzten Ideen gestritten.“
„Das tut mir leid“, antwortete Claire. „Ich dachte mir schon so etwas, als ihr ausgestiegen seid.“ Sie zog fröstelnd die Schultern zusammen und fügte hinzu: „Es ist wirklich eisig hier drinnen. Mir ist das eben gar nicht so aufgefallen. Aber da stand ich ja auch dirket an der Türe im Sonnenschein.“
„Ja, man merkt den Unterschied besonders, wenn man von draußen kommt. Es ist ungewöhnlich warm für April, findest du nicht?“
Claire nickte und berichtete, dass im den anderen Teilen Englands und Wales die üblichen Wetterverhältnisse herrschten. Viel Regen, wenig Sonne und kühle 8 bis 10 Grad. Nur die Gegend um Southampton erlebte einen Frühsommer, wie ihn das Land über hundert Jahre nicht mehr gehabt hatte – blauer Himmel, Sonnenschein und herrliche 22 Grad.
„Im Grunde genommen bin ich froh, dass das Wetter gut ist und vorerst so bleiben soll“, fügte Claire hinzu. „Es macht viel mehr Spaß über das Bootsdeck zu spazieren, wenn die Sonne scheint.“
Cecilia nickte. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Zwanzig vor elf. Sie überlegte kurz und fragte: „Ist im North Atlantic Inn alles für den Lunch
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