TITANIC-WORLD
vorbereitet?“
Claire nickte. „Da ist alles in Ordnung. Auch wenn unser Chefkoch gestöhnt hat. Er glaubt nämlich, dass bei diesen Temperaturen die Hälfte von seinem schönen Essen liegen bleibt.“
„So heiß ist nun auch wieder nicht“, bemerkte Cecilia lakonisch und verbiss sich gleichzeitig ein Grinsen: „Ich vergaß, dass bei euch Engländern schon bei knapp 20 Grad Celsius Bikini-Wetter ist.“ Dann fielen ihr die Cyber-Welten wieder ein und siewurde schlagartig ernst. „Claire, hast du irgendwas von den CA’s gehört?“
Ihre Assistentin schüttelte den Kopf. „Nein. Als ich gegen zehn Uhr kam, bin ich gleich ins North Atlantic Inn gegangen, um mich zu vergewissern, dass mit dem Lunch alles klappt. Ich war gerade auf dem Weg zu unseren Sicherheitsleuten, als ich euch kommen sah.“
„Okay, dann sprich jetzt mit ihnen. Ich erkundige mich derweil, ob es heute eine Weltpremiere geben wird oder doch nur eine althergebrachte Kinovorstellung. Wir sehen uns später.“
Um Viertel nach elf standen Cecilia und Craig im Eingangsbereich der dritten Klasse und unterhielten sich leise. Sie hatten bewusst diesen Eingang zur Begrüßung ausgewählt, da man von hier aus auf direktem Weg zum North Atlantic Inn gelangte. Durch die geöffnete Gangwaytüre sahen sie, dass die internationalen Fernsehteams bereits bei der Arbeit waren. Reporter standen mit dem Rücken zum Schiff, während Kamera und Ton die Berichterstattungen einfingen und die TITANIC-WORLD allen als Hintergrund diente.
Vor zehn Minuten hatten sie sich zufällig vor dem Technikbereich der Cyber-Welten getroffen, als Craig sichtlich verärgert die Treppe vom G-Deck hochstürmte. Der Hausmeister hatte pikiert darauf bestanden, dass die Heizungsanlage einwandfrei lief. Anhand der Betriebsanleitung und vieler bunter Lämpchen, wollte er Craig die einzelnen Funktionen genau erklären, erreichte damit aber nur, dass Craig noch wütender wurde. Zum guten Schluss schnauzte er den armen Mann so an, dass der ernsthaft eine Kündigung in Erwägung zog. Aber Craig hatte die Nase voll von den Beteuerungen, dass die Anlage funktionierte; in den Räumen war es kalt – eiskalt.
Cecilias gute Nachricht, dass die Probleme bei den CA‘s behoben zu sein schienen, hatte ihn nur wenig aufheitern können. Selbst als sie ihm erzählte, dass das gesamte Team eine Nachtschicht eingelegt hatte, um herauszufinden, warum beide Programme – die bei jedem vorherigen Probelauf perfekt funktioniert hatten – ausgerechnet drei Tage vor der Eröffnung den Dienst verweigerten, nickte er nur grimmig.
Der Grund für diese nächtliche Aktion war Craigs gestriger Wutanfall gewesen, den das gesamte Team bewundernswert gelassen hingenommen hatte; sie kannten ihn eben. Allein Martin, der seit 25 Jahren für CY-Tech arbeitete, hatte seinem Chef unter gesenkten Brauen wütende Blicke zu geworfen. Wie er, so hatte auch Cecilia den Zornesausbruch unangemessen und peinlich gefunden. ‘Ob du’s jetzt glaubst oder nicht, Cil. Die blöden Dinger müssen ein Eigenleben führen! Anders geht’s nicht‘, hatte Martin gestern leise zu ihr gesagt und Cecilia glaubte ihm. Dass die Software heute – ohne, dass ein Fehler gefunden worden wäre, plötzlich wieder normal funkitonierte – fanden alle äußerst seltsam. Eine Erklärung hatte allerdings niemand dafür. Als sie jetzt darüber sprachen, sagte Craig: „Es ist wie verhext, Cissy! Es ist einfach wie verhext! Die Heizungsanlage läuft einwandfrei und trotzdem friert man sich hier den Arsch ab. Gestern gab’s einen Totalausfall bei beiden CA‘s und jetzt aus heiterem Himmel, einfach so, päng, funktioniert alles wieder perfekt! Es ist wie verhext!“
Obwohl er, aus Rücksicht auf die Stewardessen, die in der Garderobe auf die Journalisten warteten, leise gesprochen hatte, konnte Cecilia die unterdrückte Wut in seiner Stimme hören. Sie legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm und sagte zustimmend: „Also, kalt ist es hier wirklich.“ Während sie fröstelnd die Schultern hoch zog, sprach sie ebenfalls leise weiter: „Was die Software anbelangt, bin ich natürlich froh, dass alles wieder einwandfrei funktioniert, obwohl ich das Ganze auch äußerst merkwürdig finde. – Aber vielleicht waren es einfach nur die sogenannten Kinderkrankheiten; du weißt selber, wie anfällig diese hochentwickelten Technologien sind.“
Noch während sie sprach, hatte er eine Hand über die ihre gelegt. Cecilia zog sie diesmal nicht weg; warum
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