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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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nicht gerechnet.“
    „Wenn wir gleich das Restaurant verlassen, Nick, dann wirf mal einen Blick auf die Wand neben dem Ausgang. Da hängt, im Reprint, ein Original-Wochenspeiseplan der Dritten Klasse. Der heutige Lunch entspricht genau dem von 1912: Bouillon, Roastbeef mit Bratensoße, grüne Bohnen und Salzkartoffeln, Milchreis mit Pflaumenkompott.“
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie eine Bewegung wahr und sah, dass Craig sich anschickte das North Atlantic Inn gemeinsam mit den Fernsehteams zu verlassen. Sie sah auf ihre Uhr. Viertel nach eins. Höchste Zeit mit der Führung durch die TITANIC-WORLD zu beginnen.
    Cecilia eröffnete ihre Führung auf dem F-Deck. Hier, auf dem tiefsten Deck zu dem die Besucher Zugang hatten, befand sich unter anderem das Kino, in dem bis zu 250 Personen Platz finden konnten. Der große Empfangsbereich war mit gemütlichen Korbsesseln, einer Verkaufstheke für Popcorn, Hot Dogs, Eis und Erfrischungsgetränken ausgestattet. An den Wänden hingen Poster sämtlicher, im Laufe der Jahre gedrehter Titanic-Filme und eine Liste mit den aktuellenVorführterminen. Hinter dem Kinobereich – ganz hinten im Heck des Ausstellungsgebäudes – war ein Teil der dritte Klasse Unterkünfte im Original nachgebaut.
    „Sind diese Gittertüren nur Attrappen“, fragte eine unsympatisch aussehende Journalistin, während sie an den besagten Türen rüttelte und versuchte sie ganz zuzuziehen. Cecilia warf einen Blick auf den Jackenaufschlag, um festzustellen wer sie war und für welche Zeitung sie schrieb. Fehlanzeige. Die Dame, die immer noch an den Gittern rüttelte, als ginge es um ihr Leben, trug keines dieser nützlichen Schildchen. Dann eben nicht, dachte Cecilia. Sie setzte ihr bestes Lächeln auf und antwortete zuckersüß: „Selbstverständlich nicht. Sie erlauben?“ Und mit gekonntem Schwung zog sie die Türen zu. Dann wandte sie sich an alle Journalisten und erklärte: „Wir haben diesen hinteren Bereich des Schiffes so nachgebaut, wie er auch auf der TITANIC ausgesehen hat. Gittertüren gab es wirklich, allerdings nicht an dieser Stelle, da das F-Deck ausschließlich der dritten Klasse zugedacht war. Die Türen sollen lediglich die strikte Klassentrennung demonstrieren, die zur damaligen Zeit, auf allen Schiffen üblich war.“
    Während sie sprach hatten die Journalisten eifrig mitgeschrieben und die Fotografen ihre Bilder gemacht.
    „Was ‘at Sie dazu veranlasst, die Idee nischt umzusetzen, ‘ier an dieser Stelle Wachsfiguren zu plazieren?“ Ein gutaussehender Reporter sah Cecilia fest an. Dem Akzent nach zu urteilen, war er Franzose. Ein Blick auf sein Schildchen bestätigte das: Eric Carrière, Le figaro .
    „Nun, Monsieur Carrière“, antwortete Cecilia gedehnt. Sie hatte mit einer Konfrontation dieser Art gerechnet und sich gewappnet. „Wir haben von dieser Idee niemals Abstand genommen, denn diese Idee hat nie existiert. Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch einmal nachdrücklich betonen, dass wir niemals und zu keiner Zeit die Absicht hatten, Wachsfiguren anstelle der Schauspieler einzusetzen.“ Sie sah dem Mann in die Augen und fügte hinzu: „Das Schicksal der Menschen, die mit der TITANIC ums Leben gekommen sind, berührt mich auch nach 100 Jahren noch, Monsieur Carrière. Glauben Sie ernsthaft, ich hätte einem so pietätlosen Vorgehen zugestimmt, um ausgerechnet hier, an dieser Stelle wo Hunderte von Zwischendeckpassagieren ihr Leben ließen, Wachsfiguren aufzustellen?“
    „Non. Isch glaube, dass Sie dieser Idee wirklisch niemals zugestimmt ‘aben. Merci, Madame.“
    Im Stillen atmete Cecilia auf. Puh, das hätte auch leicht ins Auge gehen können, dachte sie. Nicht alle Pressefuzzis sind so moderat. Die unsympatische Ziege von eben, ist bestimmt ein ganz anderes Kaliber. Ich wette, wenn die in Fahrt gerät, wird’s unangenehm. Da merkte sie, wie wenig sie eine Konfrontation mit den Journalisten wollte. Sie gedachte der unzähligen Stunden, die sie gemeinsam mit Craig und den Architekten von Harland & Wollf verbracht hatte, um die TITANIC-WORLD so authentisch wie möglich zu gestalten. Planung und Umsetzung hatten sich dabei häufig als Drahtseilakt, ohne Netz und doppelten Boden entpuppt, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden gewesen waren. Sie hatten Monat um Monat hart daran gearbeitet,damit jeder, der die TITANIC-WORLD in Zukunft besuchte, mit der Geschichte des glücklosen Luxusliners nach Hause gehen würde – nicht mit dem Gefühl, einen Tag in einem

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