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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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diesen Worten. Dann sprach er weiter: „Im siebten Jahrhundert A.D. enstand, diesmal westlich des River Itchen , die germanische Stadt Hamwic. Auch hier haben archäologische Funde bewiesen, dass Hamwic – damals eine der größten Städte Englands – ein Handelshafen war und Waren zum, beziehungsweise aus dem Festland beförderte. Der Verwüstung durch die Wikinger hatte Hamwic jedoch nichts entgegenzusetzen und verfiel. Doch dann, im zehnten Jahrhundert A.D. entstand – dort, wo jetzt die Stadtmitte liegt – das heutige Southampton. Unter Henry II. gelangte die Stadt im dreizehnten Jahrhundert A.D. durch Weinhandel zu großem Reichtum. Noch heute zeugen die tresorartigen Kellergewölbe, die die reichen Handelsherren in ihren Häusern errichten ließen, von Wohlstand und Einfluss. Letztendlich zerstörte der Krieg mit Frankreich ein Jahrhundert später den Handel und damit auch den Reichtum der Stadt. Viele Heere verließen im Laufe der Geschichte von Southampton aus das Land, um auf ausländischen Schlachtfeldern für den Ruhm und die Ehe Britanniens zu kämpfen und zu sterben. Durch das West Gate – eine große Sehenswürdigkeit unserer Stadt – maschierte einst Henry V. mit seinen Truppen. Am 11. August des Jahres 1415 verließ er von Southampton aus das Land, um in die berühmte Schlacht von Agincourt zu ziehen.“
    Die volltönende Stimme driftete durch den Rauchsalon und Claire, der die Geschichte ihrer Heimatstadt aus dem Schulunterricht noch relativ gut im Gedächtnis geblieben war, hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Sie beobachtete den Bürgermeister, wie er selbstbewusst da stand – der hervorragend geschnittene, dunkelblaue Anzug kaschierte den etwas größeren Bauchanflug – und jovial über die Stadtgeschichte plauderte. Das mittlerweile schüttere rotblonde Haar war sorgfältig frisiert; seine Mimik und seine Gesten, die jedes Wort zu begleiten schienen, wirkten energisch und verbargen sein Alter. Wer ihn hört und nur im Profil sieht, überlegte Claire, der glaubtnicht, dass er schon einundsechzig ist. Allerdings ist er für meinen Geschmack zu sehr von sich eingenommen, um wirklich sympatisch zu sein. Außerdem habe ich sagen hören, dass seine Ehe nur noch auf dem Papier besteht – der Karriere und des guten Rufes wegen. Angeblich betrügt er seine Frau schon seit Jahrzehnten und keine Rathausangestellte bleibt von seinen zweideutigen Anmachen verschont. Ihre Gedanken drohten abzuschweifen; zu Terry und der Vielzahl junger, knackiger Sekretärinnen, die mehr getan hatten, als nur Diktat aufzunehmen. Ich hasse Typen, die ihre Frauen betrügen, dachte sie aufgewühlt und eine lange unterdrückte Wut bahnte sich einen Weg an die Oberfläche. Ich hasse, hasse, hasse sie!!! Die halten sich alle für so schlau, weil sie glauben, sie tun es heimlich und ihre dummen, betrogenen Frauen merkten nichts! Fehlanzeige, ihr Arschlöcher! Jede Frau spürt, wenn ihr eigener Mann fremdgeht und der Schmerz … Sie schloss die Augen und unterdrückte mit Mühe ein Stöhnen. Als sie die Augen wieder aufschlug, stockte ihr der Atem. Vier Journalisten, die an einem Tisch etwas abseits saßen, sahen sie neugierig an. Sie fühlte sich ertappt und befürchtete, dass jede Sekunde einer der Männer aufstehen und sie fragen könnte, ob alles in Ordnung sei. Reiß dich zusammen, gab sie sich selbst den herrischen Befehl. Der Raum ist voller Journalisten aus aller Welt! Benimm dich so, wie es von dir als Assistentin einer bekannten Historikerin erwartet wird! Das fehlt gerade noch, dass du wegen mangelndem Respekt vor der Rede des Bürgermeisters in die Schlagzeilen gerätst! Reiß dich zusammen, Claire! Sie nickte den Journalisten freundlich zu und zwang sich, Henry Wellington wieder zu lauschen.
    „ … war es letztendlich der von den Hugenotten im sechzehnten Jahrhundert eingeführte Tuchhandel, der der Stadt zu neuem Wohlstand verhalf. Der Stoffhandel blühte selbst noch, als im folgenden Jahrhundert Cromwell’s Truppen vor den Toren der Stadt lagerten und die Pest die Bevölkerungszahl dezimierte. Kriege und Krankheiten, Wohlstand und Armut suchten Southampton in seiner langen Geschichte immer wieder heim, bis sich im achtzehnten Jahrhundert das Blatt endgültig zu wenden begann. Mit einem Mal war die Stadt ein beliebter Kurort, berühmt für sein Heilwasser und seine medizinischen See-Kurbäder. Nun schritt die Entwicklung rasch voran. Die Northam Brücke wurde gebaut und neue Kais entlang des River Itchen und

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